Um Punkt 19.23 Uhr startete der Ehrenabend des Radsportvereins Unterschleichach am Freitagabend anlässlich der 100-Jahr-Feier in der Radsporthalle. Der ungewöhnliche Zeitpunkt war bewusst gewählt. Denn der 1. Juni 1923 markiert das Gründungsdatum des Vereins, der sich damals noch "Radfahr-Verein Germania Unterschleichach" nannte. 29 Personen waren damals an der Vereinsgründung beteiligt, darunter eine Frau. Aus einer Radabteilung sollten im Laufe der 100 Jahre acht Abteilungen mit derzeit rund 250 Mitgliedern werden. Das berichteten die beiden Vorsitzenden Florian Berger und Erik Schumann.
Ehrenvorstand Klaus Arnhold schrieb über ein Jahr lang an der Chronik des Vereins. Daraus geht hervor, dass das Radfahren schon vor 100 Jahren populär war. Mit der Gründung des Vereins erfüllte sich ein Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger. Die erste größere Investition des neu gegründeten Vereins war im August 1923 ein Vereinsstempel, der aufgrund der damaligen Inflation 252.000 Mark kostete.
Sport und Kultur in Unterschleichach
Im Jahr darauf kaufte der Verein eine Vereinsfahne, die während des einjährigen Stiftungsfestes geweiht wurde. Als Patenverein fungierte der "Velo Club Haßfurt", der heute nicht mehr existiert. Fahnenkönigin wurde Maria Königer, die Frau des damaligen Vorsitzenden. Neben dem Sport widmete sich der Verein auch der Kultur und führte mehrere Theaterstücke auf.
Dann gab es eine Zwangspause: Von 1935 bis 1949 war der Verein durch Gleichschaltung und Krieg stillgelegt. Am 1. Mai 1950 wurde der Verein wiedergegründet und war mit Radausflügen und Corsofahrten aktiv. Zwischen 1970 und 1981 ruhte der Verein mangels Interesse am Radsport.
Weg vom Fahrrad, hin zum Fussball
Am 13. Dezember 1981 trafen sich junge Fußballbegeisterte, um einen Fußballverein zu gründen. Es entstand die Idee, den Verein wieder aufleben zu lassen und eine Fußballabteilung zu gründen. Der Verein nannte sich ab diesem Zeitpunkt "Rad- und Sportverein Germania Unterschleichach e.V." mit der Kurzbezeichnung "RSV".
Zum ersten Vorstand wurde Adolf Eigl gewählt. Auf einer Wiese auf dem Kohlberg entstand in wenigen Monaten ein Fußballplatz. Mit der Herbstsaison 1983 startete der Fußballspielbetrieb. Das erste Fußballspiel wurde als Freundschaftsspiel gegen Dankenfeld ausgetragen. Das erste Tor für die neu gegründete Fußballabteilung schoss Erhard Kraus. Die Brauerei Neeb stellte ihre Räume zum Duschen und für Versammlungen zur Verfügung. Später wurde die alte Schule hierfür genutzt. Es entstanden die ersten Feste und Veranstaltungen, wie Faschingsball, Schafkopfturnier, Weinfest oder Sportwochenende.
Im Jahr 1984 gründeten sich die Gymnastik- und Radsportabteilung. Ein Jahr später begann der Sportplatzbau im Schleichachgrund, der 1986 eingeweiht wurde. Während des 65-jährigen Jubiläums im Jahr 1968 zeigten rund 600 Frauen auf dem Sportplatz ihre Gymnastik-Künste. Dies kommentierte Horst Kraus in seinem 100-Jahre-RSV-Gedicht mit den Worten: "Der Fußballplatz war stark ramponiert. Doch 600 Frauen haben ihn planiert", und erntete damit Lachen und Beifall der Anwesenden. Zudem fand das erste Oberaurach-Rennen statt, das die Radsportabteilung organisierte.
Drei Tage lang wurde gefeiert
Die Kegelabteilung gründete sich im Jahr 1990. Ein Highlight in der Vereinschronik war die Meisterschaft der Fußballer in der C-Klassen-Saison 1991/1992 mit Trainer Rudi Suppelt. Die Meisterschaftsfeier dauerte drei Tage.
Im Jahr 1995 konnte die Radsporthalle mit Feuerwehrgerätehaus eingeweiht werden. Die Mitglieder wussten zu feiern - denn die Feierlichkeiten dauerten 13 Tage lang. Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte fand im Jahr 1999 statt, als der RSV die Bayerische Meisterschaft im Kunstradfahren zusammen mit dem RV Adler Sand ausrichtete.
Zu Gast war auch die damalige amtierende Europameisterin. Im Jahr 2005 organisierte die Karateabteilung unter Leitung von Martin Senz ein zweitägiges Treffen der Karatemeister aus ganz Europa, das sich "Interstage" nannte. Rund 250 Teilnehmende zeigten ihr Können.
Mittlerweile acht verschiedene Sportabteilungen
In den folgenden Jahren konnten die Fußballer weitere Meisterschaften in B- und A-Klasse erringen und weitere Abteilungen wurden gegründet. Aus dem einstigen Radverein entstand ein Sportverein mit mittlerweile acht Abteilungen. Die stärkste Abteilung ist derzeit die Inliner-Abteilung, in der mehr als 50 Kinder Sport treiben. Weitere Abteilungen sind die Fußballabteilung, die Radsportabteilung, die Tanzabteilung, die Karateabteilung, die Gymnastikabteilung, die Grillgruppe und die Schafkopfgruppe.
Eine Chronik für 19,23 Euro
Käuflich zu erwerben ist nun auch die Chronik von Klaus Arnhold. Sie kostet – man ahnt es schon – 19,23 Euro.
Die Geehrten
Für 30 Jahre: Erhard Kraus.
Für 40 Jahre: Gabriele Arnhold, Horst Kraus, Klaus Arnhold.
Für 60 Jahre Mitgliedschaft: Dieter Keller. Zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden: Elisabeth Moser, Erhard Kraus, Gabriele Arnhold, Gerhard Vogel, Günter Huttner, Horst Kraus, Manfred Moser.
