Heimat. Verein. Familie. Für die rund 300 Steinsfelder und viele Menschen im Umkreis sind die Farben Grün-Weiß und die Sportfreunde viel mehr als ein Ort, an dem Fußball gespielt wird. Dass der Dreh- und Angelpunkt der Dorfgemeinschaft seit der Gründung vor allem einen Namen hat, ist Teil einer außergewöhnlichen Geschichte. Jetzt endet die Ära Heilmann.
Reinhold Heilmann, seit 1982 Vorsitzender und Vorstandsvorsitzender in der Mühlbach-Arena, hat sich seinen Abschied sicher etwas anders vorgestellt. Das letzte große Investitionsprojekt in seiner langen Zeit an der Spitze des Vereins, der Bau einer neuen Küche am Sportheim, wurde von den Unwetter-Schäden überschattet. „So lange ich denken kann, habe ich in dem Bach noch nie so viel Wasser gesehen“, erzählt Heilmann, Jahrgang 1953. Fast schon gemein: Kaum lassen die Corona-Zahlen endlich auch in Steinsfeld so etwas wie ein normales Vereinsleben wieder zu, verwandelt sich der Fußballplatz in eine Seenlandschaft.
Im Laufe der Zeit viele Probleme gelöst
Das Leben ist ein Fußballspiel, und Gegentore gehören dazu. Für den Bautechniker und Bau-Referent beim BLSV im Landkreis Haßberge sind die Fluten nur eines der vielen kleinen und größeren Probleme, die gelöst werden müssen. Und dann auch gelöst werden. Gummistiefel an, Ärmel hoch.
Das liegt, im Falle Heilmann ist es wirklich so, in der Familie: 1934 gegründet, während der Kriegsjahre ins Abseits gestellt, prägte der Name Heilmann die Sportfreunde im Wonfurter Gemeindeteil Steinsfeld seit 1953. Das Gründungsmitglied Ludwig Heilmann, Reinholds Vater, übernahm die Leitung der Sportfreunde 1953.
Mit nur einem halben Jahr Unterbrechung übte er dieses Amt bis 1982 aus, als er den Stab an seinen Sohn Reinhold weitergab. In diesem halben Jahr leitete Ludwigs Neffe Franz-Josef Heilmann die Sportfreunde. Und: Gründungsvorstand war 1934 Johann Heilmann, der Vater von Ludwig, der dem Verein drei Jahre vorstand. 86 Jahre Sportfreunde Steinsfeld, davon 70 Jahre „Heilmann“.
119 Tore in 659 Spielen für Steinsfeld
Auch auf dem Platz schrieb der Name Geschichte: Die „Heilmann-Elf“ wurde in den 1950-er Jahren zu einer Marke auf den Fußballplätzen der Region. Mit ihren größten sportlichen Erfolgen behaupteten sich die Sportfreunde in der B-Klasse und in der Kreisklasse Schweinfurt. Zu diesen Erfolgen trug auch Reinhold Heilmann bei, der stolze 659 Spiele für die Sportfreunde bestritt und 119 Tore schoss.
Wenn er bei der Hauptversammlung am Samstag die Leitung des Vereins in jüngere Hände legt, kann der Sportfreund mit Leib und Seele aber auch auf ein anderes Lebenswerk blicken: Der Ausbau des Sportheimes und der Sportanlagen, Bandenwerbung als einer der ersten kleinen Vereine in der Region, Flutlicht, Pizzaofen… Selbst wenn der Ball in Steinsfeld einmal nicht rund rollt, ist bei der Sportfreunden viel geboten.
Sportfreunde in der Rolle des Gastwirtes
„Früher gab es in Steinsfeld zwei Gastwirtschaften, wo sich das Dorfleben abgespielt hat. Nachdem eine nach der anderen geschlossen wurde, haben die Sportfreunde diese Rolle übernommen“, sinniert Reinhold Heilmann über den Strukturwandel im Dorf. Der beschert dem Verein bei den traditionellen Festen ein volles Haus, nicht zuletzt auch dank der legendären Küche.
Die Sportfreunde sind Gastgeber der Steinsfelder Kirchweih und ihrer eigenen Veranstaltung, des Waldfestes, das heute als Wiesenfest am und im Sportheim stattfindet. „Der Platz im Wald beim Käppele ist zwar traumhaft schön, aber logistisch und wegen der oft unberechenbaren Witterung war das Fest dort nicht mehr zu stemmen“, erinnert sich Heilmann. Auch die immer strenger werdenden Behördenauflagen vertrieben die Sportfreunde aus dem Wald. Darüber hinaus wird das Sportheim (vor und nach Corona) oft und gerne für Veranstaltungen gebucht.
Der Verein ist schuldenfrei
Intern sorgte Heilmann mit einer zeitgemäßen Organisationsstruktur dafür, dass der Verein zuversichtlich in die Zukunft blicken kann. Dabei wurde er vom Vorsitzenden zum Vorstandsvorsitzenden. Und abgesehen von den Spuren der jüngsten „Sintflut“ steht die Sportfreunde und die Mühlbach-Arena topfit da – und nicht nur nebenbei auch noch schuldenfei, wie Reinhold Heilmann nicht ohne Stolz sagt. Und dies, obwohl die Sportfreunde zuletzt mit dem Bau eines Trainingsplatzes, Drainagen und Bewässerungssystem das größte vereinssportliche Bauprojekt in Unterfranken gestemmt haben.
Das all dies funktioniert, ist nicht zuletzt auch das Verdienst der zweiten Familiengeschichte bei den Sportfreunden, die nach dem Ende der Ära Heilmann fortgeschrieben wird: Kassier Otmar Werner gehört ebenfalls zu den Urgesteinen der Sportfreunde; er hat sein Amt von seinem Vater geerbt, und inzwischen ist sein Sohn Manuel mit an Bord. Heimat. Verein. Familie. In Steinsfeld wird seit 1934 nicht nur auf dem Platz der Teamgeist groß geschrieben