Sanfter Tourismus – eine Form des Reisens, die in Zeiten des Klimawandels immer mehr Anhänger findet. Dem Alltag entfliehen und dabei trotzdem die Natur schützen, auf das Auto verzichten und zu Fuß fremde Regionen zu erkunden - das kommt offensichtlich in Mode. Das beginnt mit Spaziergängen, steigert sich zu Wanderungen bis hin zu den sogenannten "Trekkingtouren". Und die gibt es seit August 2018 auch im nördlichen Steigerwald. Auf einem Rundkurs zwischen Sand im Norden, Dankenfeld im Osten, Ebrach im Süden und Michelau im Westen waren laut der Gemeinde Rauhenebrach allein im vergangenen Jahr rund 1500 Personen mit dem Rucksack unterwegs, um im Wald zu übernachten.
Trekking ist mehr als "nur" durch den Wald zu wandern. Die einzelnen im Internet abrufbaren Touren führen zu festen Zeltplätzen. Die sind eher spartanisch eingerichtet. Da gibt es nur eine Feuerstelle und eine Komposttoilette, ab und an sogar den "Luxus" einer Unterstellhütte und eines Brunnens. "Natur pur erleben" - unter diese Überschrift könnte das „Trekking-Erlebnis Steigerwald“ gestellt werden. Gute Schuhe, Rucksack und viel Lust auf Wald und Natur – mehr braucht es eigentlich nicht.
Zehn Zeltplätze als Etappenziele
"Allein in den Pfingstferien hatten wir über 600 Leute auf der Tour", sagt Rauhenebrachs Bürgermeister Matthias Bäuerlein, in dessen Rathaus die Fäden für die Touren im Steigerwald zusammenlaufen. Er glaubt, dass das Konzept aufgeht. Zehn Anlaufpunkte hat der Rundweg im Steigerwald, fünf davon befinden sich mit Dankenfeld, Sand, Fabrikschleichach, Geusfeld und Wohnau im Landkreis Haßberge, drei direkt in seiner Gemeinde.
Zwei dieser 600 Trekkingtouristen an Pfingsten waren Susanne und Thomas Koslowski aus Dormagen. Beide sind erfahrene Wanderer, zumeist aber eher in Nordamerika unterwegs. In diesem Jahr allerdings haben sie sich - bedingt durch die Corona-Einschränkungen – erstmals für Deutschland entschieden und dabei den Steigerwald für sich entdeckt. "Es war wirklich fantastisch, durch diese sehr schöne Region und die wunderschönen Dörfer zu wandern", zeigt sich der Rheinländer absolut begeistert. Der Steigerwald erhielt den Zuschlag, da "hier ein ausgewiesener Rundweg existiert, was die Planung erheblich erleichtert".
Ein Lob, das nicht nur bei Matthias Bäuerlein und seiner Mitarbeitern Ulla Schmidt, die quasi die Regie über die Steigerwald-Trekkingtour führt, gut ankommt und sich auch ins Gesamtbild fügt. Denn Schmidt habe bislang nahezu ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen. Die Tour selbst, aber auch die zehn Zeltplätze wurden in ein waldpädagogisches Konzept gebettet, jeder Zeltplatz zudem unter ein Thema gestellt. An der "Laubwiese" zwischen Zell und Sand wird den Wanderern so die Geschichte der Kelten näher gebracht, ein keltischer Lehmofen steht ebenfalls zur Verfügung.
Wichtig ist Schmidt, offensichtlich aber auch den Urlaubern, dass die Natur auf der Strecke nicht leidet oder gar Schaden nimmt. Ulla Schmidt kann da aber nicht klagen: Die Zeltplätze seien absolut sauber, die Touristen nähmen jeglichen Abfall wieder mit. Was auch Koslowski bestätigt: "Die Ausstattung der Trekkingplätze war ausnahmslos in perfektem Zustand und entspricht beinahe schon internationalen Standards. Die Lage der Plätze war klasse und die Abstände zueinander optimal," so der 45-Jährige, der seine Tour zusammen mit seiner Frau in Ebrach startete und immer noch von der Region und den Aussichtsplätzen schwärmt.
"Alles war absolut ordentlich, nirgends lag auch nur ein kleines bisschen Müll herum. Das hatten wir aber auch nicht anders erwartet. Wenn Leute solch eine Art von Urlaub machen, dann lassen die keinen Müll zurück", bricht Koslowski eine Lanze für die Trekking-Fans und ihr Umweltbewusstsein.
Doch einfach loslaufen ist nicht möglich, zumindest nicht erlaubt. Eine Anmeldung sollte schon erfolgen, auch um die Zeltplätze vor einer Überbelegung zu schützen. Mehr als zehn Gäste sollen die Plätze nämlich nicht gleichzeitig aufnehmen. Über das Internet können Touren und Übernachtungen gebucht werden. Unter www.trekkingerlebnis.de ist auch eine Karte der Tour abgebildet, die Länge der Etappen lässt sich so leicht ermitteln. Weitere Anfragen landen bei den jeweiligen Kommunen, die bereitwillig Auskunft geben. "Ganz besonders hervorheben möchte ich die Mitarbeiter der Gemeinde Rauhenebrach, die am Telefon ausgesprochen freundlich und zuvorkommend waren", hatte Koslowski auch hier keinerlei Probleme. Und unterwegs half die App auf dem Smartphone, sich zurecht und den richtigen Weg zum nächsten Etappenziel zu finden.
Drei Tage und zwei Nächte waren die Koslowskis mit vollbepackten Rucksäcken unterwegs, sogar die Verpflegung war dabei, denn die Gastfreundlichkeit in den Wirtschaften der Region war ihnen vorab unbekannt. "Wenn wir von den guten Einkehrmöglichkeiten gewusst hätten, hätten wir weniger mitgenommen", konnte auch die fränkische Küche und die gemütliche Atmosphäre in den Wirtshäusern den Rheinländer durchaus überzeugen, ab und an wieder "in die Zivilisation zurückzukehren".
Im Wald allerdings diente meist das Zelt als Herberge, aber selbst das ist nicht unbedingt nötig: Hartgesottene Treckingtouristen nächtigen unter freiem Himmel, "das bleibt dem eigenen Leidenswillen überlassen", schmunzelt Koslowski, der allerdings schon auf ein Moskitonetz schwört, um Mücken und Zecken vom Körper fernzuhalten.
Trekking ist wohl der naturverträglichste Urlaub, den man machen kann. Und für Koslowski geht es weiter. Zusammen mit einem Freund will er noch in diesem Jahr weitere Touren im Spessart und im Frankenwald unternehmen.