Am Ende einer Wanderetappe einfach im Wald ein Zelt aufschlagen und am Lagerfeuer die Gedanken schweifen lassen – das ist im Naturpark Steigerwald strikt verboten. Ab August jedoch wird es an insgesamt zehn Plätzen erlaubt sein, dank des „Trekking Erlebnis Steigerwald“. Viele sollen daran mitwirken, deshalb fand am Montag im Feuerwehrhaus in Untersteinbach ein Informationsabend statt, bei dem sich Bürgermeister Matthias Bäuerlein über reges Interesse freute. Der Gemeinde Rauhenebrach ist es gelungen, mit diesem Konzept in die Förderung der Bayerischen Staatsforsten im Programm „Waldattraktionen“ aufgenommen zu werden.
„Trekking Erlebnis Steigerwald“ wurde als das Projekt für Unterfranken ausgewählt. Rauhenebrach ist der Projektträger, eingebunden sind aber Gemeinden in drei Landkreisen, auch ein Stück Oberfranken, und ganz viele Akteure, die auf den Trekkingpfaden beziehungsweise an den Übernachtungsplätzen Informationen zur Kulturgeschichte der Steigerwaldregion beisteuern möchten.
Naturnahes wandern
Trekking, das ist naturnahes Wandern, deshalb sind Trekkingplätze auch nur mit dem minimalen Komfort ausgestattet. Solche Konzepte sind in Skandinavien oder den USA gang und gäbe, auch in der Pfalz, im Frankenwald oder Spessart gibt es Trekking-Pfade. Simon Tangerding hat während seiner Tätigkeit für den Forstbetrieb Ebrach die Idee entwickelt, ein solches Konzept auch im Steigerwald umzusetzen, ILE-Managerin Ulla Schmidt hat es aufgegriffen und als Antrag für das Programm der Bayerischen Staatsforsten aufbereitet. Simon Tangerding ist mittlerweile Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die sich jetzt auch als idealer Kooperationspartner erweist. Ganz stark ist die Schutzgemeinschaft nämlich waldpädagogisch unterwegs.
Plumpsklo und Feuerstelle
„Das kleine Abenteuer“ seien einige Tage auf einem solchen Trekkingweg, so Simon Tangerding, der ebenfalls am Montag nach Untersteinbach kam. Gemeinsam mit Bürgermeister Matthias Bäuerlein stellte er das Grundkonzept vor. Zehn Plätze bei Oberschwappach, Michelau im Steigerwald, Neuschleichach, Theinheim, Geusfeld, bei Ebrach, Burgebrach und Geiselwind entstehen gerade. Sie bieten ein Plumpsklo und eine Feuerstelle, ein paar einfache Sitzgelegenheiten und Platz, um ein paar Zelte aufzustellen.
Maximal zehn Personen können an einem solchen Platz übernachten – und zwar nur eine Nacht. Die Touren und alle weiteren Informationen bieten eine Homepage und eine App, die spätestens am 1. August zur Verfügung stehen, ab dann kann auch gebucht werden.
Planung über eine App
So wenig Komfort ein solcher Trekkingplatz anbietet, die App wird durchaus komfortabel angelegt. Nicht nur, dass man hier direkt buchen und bezahlen kann, sie bietet auch eine Packliste und Vorschläge für die An- oder Abreise mit der Bahn. Die Wanderrouten können heruntergeladen und dann auch offline gegangen werden, denn an allen Stellen wird es kein Internet geben – schließlich geht es auch um Naturerlebnis.
Ein Großteil der Routen beziehen sich auf vorhandene Wege wie den Steigerwald-Panorama-Weg oder den Kelten-Erlebnisweg. An jedem Trekkingplatz gibt es neben der Grundausstattung für die Übernachtung Informationstafeln und erlebnispädagogische Elemente. Hier soll die Kulturgeschichte des Steigerwaldes erschlossen werden, etwa Wissenswertes über die Kelten, über ihre Lebensweise bis hin zu einem Einstieg in die Paläo-Küche.
Wie verschiedene der Waldpädagogischen Elemente aussehen können, erläuterte Försterin Katharina Schaffhauser. Ein Waldsofa kann da beispielsweise entstehen. Viele Gruppen von Pfadfindern bis zu Schulklassen sind bereits eingebunden und arbeiten eifrig an der Umsetzung. Die Grundschule Rauhenebrach zum Beispiel „hat ein komplettes Konzept erarbeitet“, das in den nächsten Wochen umgesetzt wird, freute sich Schaffhauser über das große Engagement, das hier stattfindet.
Es geht auch um Kultur
Wer sein „kleines Abenteuer“ sucht, der muss nicht gleich ein Busch-Crafter sein. Das sind Abenteuer-Wanderer, die nur mit Zelt, Messer und Bindfaden für Tage, manchmal auch Wochen, in der freien Natur unterwegs sind. Das Trekking-Konzept Steigerwald möchte bewusst auch auf die Orte und ihre Infrastruktur hinweisen, auf Einkaufs- oder Einkehrmöglichkeiten ebenso wie auf Freizeiteinrichtungen, etwa das Freibad in Ebrach.
Am Informationsabend nahmen Bürgermeister aus der gesamten Region teil, Wanderwarte der 5. Sterne-Gemeinden, Gewerbetreibende, Gemeinderatsmitglieder, Vertreter von UBIZ und Staatsforsten, von Schulen und interessierte Bürger. Viele Fragen wurden gestellt.
100 000 Euro werden in das „Trekking Erlebnis Steigerwald“ fließen, 80 Prozent davon übernimmt das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, den Rest trägt die Gemeinde Rauhenebrach, auch in Form von Eigenleistung. Als Projektträger werden auch die organisatorischen Fäden im Betrieb in Rauhenebrach zusammenlaufen.
4,80 Euro pro Nacht und Person
Ab 1. August gibt es die App im Playstore, dann können die Trekkingplätze gebucht werden. Die Kosten belaufen sich auf 4,80 Euro pro Nacht und Person. Wer nicht bucht, für den gilt auch die Ausnahmegenehmigung für Zelten und Feuermachen der Naturschutzbehörden nicht, der macht sich also strafbar. Sollte Waldbrandgefahr herrschen, werden die Wanderer über die App entsprechend informiert, dann dürfen die Feuerstellen natürlich nicht genutzt werden. „Aber wir haben bewusst nur Laubwaldgebiete ausgewählt, wo die Waldbrandgefahr ohnehin niedriger ist als im Nadelholzbestand, erklärte der Leiter des Forstbetriebs Ebrach Ulrich Mergner auf Nachfrage. Feuerpatschen gehören dennoch zur Grundausstattung der Trekking-Plätze.
Mülltonnen hingegen wird es nicht geben, denn zum Trekking-Erlebnis gehört es auch, entweder gar keinen Müll zu verursachen, oder das Mitgebrachte wieder mitzunehmen.
Eröffnung am 14. September
Die offizielle Eröffnungsveranstaltung findet am 14. September im Nachhaltigkeitszentrum in Handthal statt, an der Schnittstelle der drei Landkreise Haßberge, Schweinfurt und Bamberg, durch die die Trekkingtouren führen.