Mit drei Studierenden kam Archäologieprofessor Till Sonnemann am Freitag in den Riedbacher Ortsteil Kleinsteinach, um die Überreste der ehemaligen Synagoge zu untersuchen. Dabei geht es um ein ehrgeiziges Projekt, denn in Kleinsteinach soll ein jüdisches Zentrum entstehen. Geplant ist, den Platz, auf dem ehemals die Synagoge stand, neu zu gestalten. Dort soll dann auch die Sammlung von Cordula Kappner ausgestellt werden, die bis zu ihrem Tod im Jahr 2017 die Geschichte der Juden im Landkreis erforscht hatte. Das vorhandene jüdische Museum, der Ortsrundgang mit historischen Hinweistafeln sowie der jüdische Friedhof sollen Teil des jüdischen Zentrums sein.
Dimension des Zentrums hängt von Fördermitteln ab
Kleinsteinach bietet sich für ein solches Projekt besonders an, da die Geschichte jüdischer Familien aus dem Dorf gut dokumentiert ist. Mit einigen Gebäuden sowie dem alten jüdischen Friedhof gibt es auch noch einiges zu sehen, das an die jüdische Geschichte des Ortes erinnert.
Die Dimension des Zentrums ist noch ungewiss. Dies hänge vor allem von den Fördermitteln ab, die dafür bereitgestellt werden, sagte Bernd Brünner, Museumsleiter und Leiter des Arbeitskreises Landjudentum in Kleinsteinach während eines Ortstermins.
Moderne Technik hilft bei der Untersuchung
Ein erster Anfang wurde am Freitag gemacht, als Till Sonnemann, Professor für Geoarchäologie an der Uni Bamberg, zusammen mit drei Studierenden per Georadarmessung nach Resten der Grundmauern der ehemaligen Synagoge forschte. Bei der Georadarprospektion sendet ein Antennensystem kurze elektromagnetische Impulse in den Boden. Deren Laufzeit bis zur Rückkehr wird an der Empfangsantenne gemessen. Die Recheneinheit wandelt das Antwortsignal in ein virtuelles Profil des Untergrundes um. Über drei Stunden dauerten die Arbeiten des Forscherteams. Das Ergebnis wird am Computer ausgewertet und dann vorgestellt.
Die Synagoge wurde im Jahr 1736 auf Initiative des damaligen Rabbiners Jechiel Heitzfeld erbaut. Es handelte sich um einen Saalbau mit im Westen anschließendem Frauenraum und einer darüberliegenden Frauenempore. Der Innenraum wies eine flache Tonnendecke mit Stuckverzierung und Bemalung in den zarten Farben des Barocks auf.
Auch Christen nutzten den Leichenwagen
In der Mitte stand das Erbauungsjahr 1736 und der Schriftzug: "Dies ist der Dienst der Leviten." Darunter befand sich die achteckige steinerne Bima – das Pult, von dem aus in Gottesdiensten aus der Tora gelesen wird – die mit sechs Pinienzapfen bekrönt war. Der Toraschrein war über fünf steinerne Stufen erreichbar und besaß eine reiche Barock-Schnitzarchitektur mit Barock-Rokoko-Motiven.
Neben der Synagoge befand sich ein kleiner Holzschuppen, in dem der Leichenwagen untergebracht war. Den nutzten auch die christlichen Bewohner Kleinsteinachs. Im Kindergartenweg 2, dem sogenannten Totengräberhaus, befand sich der Sitz des Israelitischen Begräbnisvereins Kleinsteinach. Ihm gehörten die Gemeinden Aidhausen, Hofheim, Lendershausen, Haßfurt und Westheim an.
Synagoge nach Blitzeinschlag abgerissen
Die Synagoge wurde am 6. Juni 1939 zusammen mit der jüdischen Schule von der israelitischen Kultusgemeinde Kleinsteinach für 2300 Reichsmark an die Gemeinde Kleinsteinach verkauft. Diese verkaufte die Synagoge am 8. Mai 1941 für 150 Reichsmark an einen Privatmann. Von der Jewish Restitution Successor Organisation (JRSO) erwarb die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Kleinmünster am 24. September 1953 die Synagoge und die jüdische Schule. Die Synagoge wurde im Jahr 1954 von einem Blitz getroffen und anschließend wegen Baufälligkeit abgerissen. Vor wenigen Jahren kaufte die Gemeinde Riedbach das Areal.