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KLEINSTEINACH
„Jüdische Lebenswege“: Fachleute nennen Museum „vorbildlich“
Im Museum „Jüdische Lebenswege“ ist der Ur-Katasterplan der jüdischen Anwesen auf einem LED-Panel mit der jeweiligen Familienchronik einsehbar.
Foto: Ulrich Kind | Im Museum „Jüdische Lebenswege“ ist der Ur-Katasterplan der jüdischen Anwesen auf einem LED-Panel mit der jeweiligen Familienchronik einsehbar.
Ulrich Kind
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:50 Uhr

Vor kurzem haben Teilnehmer der jährlichen Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft (AG) Jüdischer Sammlungen in Bamberg während einer Exkursion das Museum „Jüdische Lebenswege“ in Kleinsteinach besucht.

Die AG ist laut Iris Wild, der Vorsitzenden vom Träger- und Förderverein Synagoge Memmelsdorf/Ufr., ein 1976 in Köln gegründeter loser Zusammenschluss Jüdischer Museen und anderer Einrichtungen wie ehemalige Synagogen, Gedenkstätten, Bibliotheken, Archive und Forschungsinstitute, aber auch in diesem Bereich tätiger Einzelpersonen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In den letzten Jahren kamen auch Institutionen aus Belgien, den Niederlanden, England, Israel, den USA und osteuropäischen Ländern hinzu. Ziel der jährlichen Treffen ist der fachliche Austausch und die Vernetzung von Einrichtungen und Projekten, die sich mit jüdischer Geschichte und Kultur befassen.

Vor allem im Haßbergkreis haben sich an vielen, oft sehr kleinen Orten, zahlreiche Spuren jüdischer Gemeinden erhalten, so Wild. Wie Bernd Brünner vom Arbeitskreis „Landjudentum Kleinsteinach“ bei der Begrüßung der Besucher sagte, war es ein großes Anliegen der Gemeinde und des Arbeitskreises die Geschichte des Landjudentums, speziell in Kleinsteinach aufarbeiten und im Form des Museums öffentlich zugänglich zu machen.

Das Ausstellungskonzept für das Museum wurde von Erika Vogel mit dem Gestaltungsbüro Josef Starkl (Seßlach) mit dem örtlichen Arbeitskreis entwickelt. Damals konnten noch einige lebende Zeitzeugen zu Themen des Zusammenlebens mit den jüdischen Familien im Ort befragt werden, so Brünner. Dabei konnte in hohem Maße auf Aufzeichnungen der jahrzehntelangen Nachforschungen und aus dem Bestand des Privatarchives von Cordula Kappner zurückgegriffen werden.

Über 1100 Grabsteine übersetzt

Zum Ausstellungskonzept gehört auch der ehemalige jüdische Verbandsfriedhof von Kleinsteinach der im Jahr 1483 angelegt wurde. Wie Brünner weiter informierte, konnten im Jahr 2014 von den vorhandenen 1116 Grabsteinen die sichtbaren Inschriften von 1107 Grabdenkmalen von Hebräisch-Lehrer Detlef Müller aus Berlin übersetzt und deren genaue Lage in einem Bestandsplan aufgenommen werden. Im Kleinsteinacher Museum „Jüdische Lebenswege“ werden die Informationen aller Dokumentationen zusammengeführt. Davon konnten sich die Besucher an der Computerstation über die Recherchemöglichkeit zum jüdischen Zentralfriedhof überzeugen. Auch ist ein Dorfplan mit dem Urkatasterplan der Anwesen von jüdischen Familien auf einem LED-Panel mit der jeweiligen Familienchronik einsehbar. Die Besuchergruppe ging auch auf dem ausgeschilderten Dorfrundgang zu den wichtigsten ehemaligen jüdischen Anwesen im Altort.

Die Tagungsteilnehmer lobten durchweg die Gemeinde und den ehrenamtlichen Arbeitskreis für das vorbildliche Ausstellungskonzept. Das Museum wurde in den Räumen des ehemaligen Lehrerwohnhauses auf zwei Etagen am 30. September 2015 eröffnet.

Das Museum „Jüdische Lebenswege“ ist jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr und donnerstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet oder nach Vereinbarung unter Tel. (0 95 26) 774.

 
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