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Schweinfurt
Sparkasse Schweinfurt-Haßberge: Aus für lange Prämiensparverträge
Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge kündigt nun auch die langfristigen, hochverzinsten Prämiensparverträge. Sie verspricht aber noch die volle Prämie für das Jahr 2020. Etwa drei Prozent der Kunden sind betroffen.
Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge kündigt die unbefristeten Prämiensparverträge, die ihren höchsten Prämiensatz erreicht haben.
Foto: Oliver Berg/dpa | Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge kündigt die unbefristeten Prämiensparverträge, die ihren höchsten Prämiensatz erreicht haben.
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:19 Uhr

Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge kündigt nun auch die langfristigen, hochverzinsten Prämiensparverträge. Der Bundesgerichtshof hatte in seinem Urteil von Mai 2019 den Sparkassen das Recht zugestanden, Verträge, für die keine Laufzeit vereinbart war, die aber die letzte Prämienstufe erreicht haben, zu kündigen. Vorstandsvorsitzender Peter Schleich, Vorstandsmitglied Roberto Nernosi und Michael Geiling, Leiter Vertriebsmanagement, teilten im Rahmen eines Pressegespräches am Donnerstag mit, dass "grundlegend veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen" keine andere Lösung zuließen, als diese Verträge, die den höchsten Prämiensatz erreicht haben, zu kündigen. Dies betreffe, so Schleich, aber weniger als drei Prozent der gesamten Kunden. Insgesamt handelt es sich um rund 3600 Verträge. Seit dem Jahre 2003 gebe es ohnehin nur noch befristete Prämiensparverträge bei der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge.

"Unser Ziel ist es", so Peter Schleich, "die Sparkasse im Sinne aller Kunden, unserer Mitarbeiter sowie der Region langfristig betriebswirtschaftlich leistungsfähig zu erhalten, damit sie ihren Auftrag als Kreditgeber und Förderer der Region auch weiterhin zuverlässig erfüllen kann. Deshalb werden auch wir in dem vom BGH-Urteil vorgegebenen Rahmen die entsprechenden Sparverträge kündigen."

Zinsen auf Sparverträge "nicht marktgerecht"

Die derzeit sehr expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), so Schleich, mit ihrem umfangreichen Ankaufprogramm und Negativzinsen bringe mehr Schaden als Nutzen. Die Minuszinsen führten zu massiven Nachteilen und negativen Auswirkungen auf das Geldvermögen der Sparer und die kapitalgedeckte Altersvorsorge. Der Zinsüberschuss, die Hauptertragsquelle für Sparkassen, sei laut Schleich "spürbar rückläufig". Bisher habe die Sparkasse gut gegensteuern und die Auswirkungen auf die Kunden abfedern können. "Diese Möglichkeiten sind aber zunehmend ausgeschöpft. Die Banken können nicht auf Dauer Zinsen zahlen, die nicht mehr marktgerecht sind." Das Geldinstitut hatte bei diesen Sparverträgen in der letzten Prämienstufe die Hälfte der vom Sparer eingezahlten Summe als zusätzliche Prämie pro Jahr gewährt.

Die Kündigung der Verträge erfolge in zwei Tranchen, so Michael Geiling. Innerhalb von drei Monaten nach der Kündigung könnten die Kunden dann über das Geld verfügen. Die Sparkasse werde aber für jeden gekündigten Vertrag laut Peter Schleich noch die volle Prämie für 2020 bezahlen. Zu der jüngst von Verbraucherschützern geübten Kritik an der Berechnung der Zinsen bei von anderen Sparkassen gekündigten Prämiensparverträgen nahm Peter Schleich auf Nachfrage dieser Redaktion wie folgt Stellung: "Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge setzt alle gesetzlichen Anforderungen unverzüglich um. Aus allen bisher durchgeführten Nachberechnungen ergeben sich keine Zinsnachzahlungen. Dies bestätigt unsere Vorgehensweise."

 
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  • Floranus
    Ich denke, die Zeit ist reif, dass die Vorstände Schleich und Nernose den Hut nehmen. Wenn die Kommunalpolitik nicht völlig pennt (kann sie sich das vor den Kommunalwahlen erlauben?), dann handelt sie endlich.
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  • Orzach
    Die Sparkassaufsicht ist offensichtlich genauso effizient wie die Heimaufsicht über Pflegeheime.
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  • siegfried.metz@t-online.de
    Zitat – auszugsweise – aus dem bayer. Sparkassengesetz: „Die Sparkassen haben … der Bevölkerung Gelegenheit zur sicheren und verzinslichen Anlegung von Ersparnissen und anderen Geldern zu geben“ (Art. 2 SpkG)

    Die Kündigung dieser besonderen Verträge mag ja im Hinblick auf einschlägige gerichtliche Entscheidungen rechtmäßig sein, aber welche „verzinslichen“ Ersatzprodukte bietet die Sparkasse für die frei gewordenen (werdenden) Mittel an, um den zitierten gesetzlichen Auftrag zu erfüllen.

    Und was sagt die Aufsicht (Art. 13 SpkG) dazu, die sich ja gerade darauf erstreckt, dass die Geschäfte gesetzmäßig geführt werden.

    Das wäre doch mal eine journalistische Recherche wert gewesen.
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  • isi1948@freenet.de
    wie passt den sowas zu dieser Schlagzeile " Die Sparkasse schließt 2019 wieder mit schwarzen Zahlen ab

    Trotz Ertragsrückgangs rechnet das Kreditinstitut im Bereich Schweinfurt-Haßberge mit einem Geschäftsergebnis wie im Vorjahr: einem Gewinn von etwa sieben Millionen Euro. "
    ....sollte man den HERRN Direktoren der Bank nicht etwas an ihren dicken Gehältern streichen ?
    in der hoch Phase der Zinszeiten wurde jeder Sparer,ob Oma-Opa oder Schüler umgarnt !
    und jetzt lässt man alle "fallen" wie eine heiße Kartoffel.
    so ist Geldpolitik !
    Gruß Wanderer
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  • Maximus
    Ich verstehe, dass die Kündigung unangenehm ist. Bin selbst auch betroffen. Wäre ja wunderbar gewesen, wenn alles einfach immer so hätt weiter laufen können. Aber die Zeit ist nicht stehen geblieben und die Zinsentwicklung auch nicht. In anderen Anlagen gibt es bei überschaubaren Risiken mindestens dieselbe Rendite. Man muss halt nur mal wieder das Hirn einschalten und sich damit auseinandersetzen. Anstatt immer nur über Banken und besonders über Sparkassen zu schimpfen sollten wir alle froh sein, dass es diese gibt. Arbeitgeber, Steuerzahler in der Region, Ausbilder, Auftraggeber für viele kleine und mittelständische Betriebe. Das leistet keine Direktbank und kein internationaler Konzern. Denen ist auch der Verein eurer Kinder oder die Kultur in unserer Heimat egal. Den Sparkassen und Genossenschaftsbanken nicht.

    Manchmal ist das größere Ganze einfach wichtiger als der eigene Profit.
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  • wandelhandel
    Sie machen wohl Witze? Was heißt hier in "anderen Anlagen gibt es bei überschaubaren Risiken mindestens dieselbe Rendite. " - Prämiensparen hat Null Risiko für den Anleger. Da wäre er schön dumm, wenn er das selber kündigt!

    Apropos Sparkasse und Unterstützung für die Region: Das, was die Sparkassen pressewirksam "spendet", das bezahlt sie aus der Portokasse. Richtig wäre es, wenn sie ihre Gewinne an die Gebietskörperschaften auszahlen würde. Das macht sie aber nicht!
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  • Maximus
    Die Gewinne auszuzahlen wäre eben nicht richtig. Wer das fordert sollte sich mal genauer damit auseinandersetzen wofür eine Sparkasse Gewinne macht und machen muss. Ich hab übrigens nicht auf die Spenden abgezielt, sondern - wenn Sie richtig lesen - eine Menge anderer Vorteile eines regionalen Kreditinstituts aufgezählt.

    Null Risiko stimmt auch nicht wirklich. Jedenfalls nicht mehr dann, wenn die Rendite des Vertrags unter die Inflationsrate fällt. Die Zeiten und die Zinsen haben sich geändert. Das darf man ruhig blöd finden, aber das ändert nichts. Man muss sich dem Wandel stellen und das Beste daraus machen.
    Glauben Sie, die Sparkassen kündigen Verträge, weil Sie mal Lust auf schlechte Presse und unzufriedene Kunden haben? So einen Schritt geht man nur dann, wenn er nötig ist! Und nachdem es quasi seit 2008 keine Zinsen mehr gibt und ein Ende dieser Situation nicht absehbar ist, scheint dies nun der Fall zu sein.
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  • 4650246
    Als Betroffener muss man unbedingt zur Verbraucherzentrale, denn die Prämien wurden auch falsch berechnet! Zwar haben die Geldinstitute dann nur noch Kontodaten der letzten 10 Jahre wozu sie gesetzlich verpflichtet sind, aber das kann auch schon mal 3000 EUR Nachzahlung bedeuten. Grüße an die Sparkasse!
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  • wandelhandel
    Wenn die Sparkasse Schweinfurt-Hassberge "Negativzinsen" (=Strafzinsen) zahlen muss, dann entspricht ihre Geldpolitik offenbar eben nicht den Vorstellungen der EZB. Dafür kann aber die Sparkasse nicht nicht ihre Kunden blechen lassen. Und wie sagten die Sparkassenvorstände noch vor der Fusion: Die Kunden sollen sich freuen! Es wird endlich Zeit, dass die Presse sowohl der Sparkasse als auch den fusionstollen Kommunalpolitikern aus dem Haßbergkreis endlich mal empfindlich auf den Zahn fühlt!
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  • klemmi
    Ich wollte auch gerade schreiben, dass mir die Sparkasse Bad Neustadt schon Ende 2019 einen solchen Vertrag gekündigt hat - die Prämie gab es natürlich nur noch für 2019!
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  • jimmy54@web.de
    Nur mal zur Info, es geht hier nicht um die Verzinsung. Der Zinssatz beträgt hier lediglich 0.01%. Wenn man aber das Konto überzieht, dann wird mit 10% und mehr hingelangt. Bin selbst auch von so einer Kündigung betroffen. Allerdings von der Sparkasse Bad Neustadt a.d.S. Hauptsache die Vorstände kassieren ihre fetten Gehälter.
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  • Kleindienst
    Bei 0,01 Prozent Zinsen muss man die Sparkasse nachrechnen lassen, hier stimmt was nicht. Die Zinsen sind hier viel zu niedrig!!
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