Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge kündigt nun auch die langfristigen, hochverzinsten Prämiensparverträge. Der Bundesgerichtshof hatte in seinem Urteil von Mai 2019 den Sparkassen das Recht zugestanden, Verträge, für die keine Laufzeit vereinbart war, die aber die letzte Prämienstufe erreicht haben, zu kündigen. Vorstandsvorsitzender Peter Schleich, Vorstandsmitglied Roberto Nernosi und Michael Geiling, Leiter Vertriebsmanagement, teilten im Rahmen eines Pressegespräches am Donnerstag mit, dass "grundlegend veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen" keine andere Lösung zuließen, als diese Verträge, die den höchsten Prämiensatz erreicht haben, zu kündigen. Dies betreffe, so Schleich, aber weniger als drei Prozent der gesamten Kunden. Insgesamt handelt es sich um rund 3600 Verträge. Seit dem Jahre 2003 gebe es ohnehin nur noch befristete Prämiensparverträge bei der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge.
"Unser Ziel ist es", so Peter Schleich, "die Sparkasse im Sinne aller Kunden, unserer Mitarbeiter sowie der Region langfristig betriebswirtschaftlich leistungsfähig zu erhalten, damit sie ihren Auftrag als Kreditgeber und Förderer der Region auch weiterhin zuverlässig erfüllen kann. Deshalb werden auch wir in dem vom BGH-Urteil vorgegebenen Rahmen die entsprechenden Sparverträge kündigen."
Zinsen auf Sparverträge "nicht marktgerecht"
Die derzeit sehr expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), so Schleich, mit ihrem umfangreichen Ankaufprogramm und Negativzinsen bringe mehr Schaden als Nutzen. Die Minuszinsen führten zu massiven Nachteilen und negativen Auswirkungen auf das Geldvermögen der Sparer und die kapitalgedeckte Altersvorsorge. Der Zinsüberschuss, die Hauptertragsquelle für Sparkassen, sei laut Schleich "spürbar rückläufig". Bisher habe die Sparkasse gut gegensteuern und die Auswirkungen auf die Kunden abfedern können. "Diese Möglichkeiten sind aber zunehmend ausgeschöpft. Die Banken können nicht auf Dauer Zinsen zahlen, die nicht mehr marktgerecht sind." Das Geldinstitut hatte bei diesen Sparverträgen in der letzten Prämienstufe die Hälfte der vom Sparer eingezahlten Summe als zusätzliche Prämie pro Jahr gewährt.
Die Kündigung der Verträge erfolge in zwei Tranchen, so Michael Geiling. Innerhalb von drei Monaten nach der Kündigung könnten die Kunden dann über das Geld verfügen. Die Sparkasse werde aber für jeden gekündigten Vertrag laut Peter Schleich noch die volle Prämie für 2020 bezahlen. Zu der jüngst von Verbraucherschützern geübten Kritik an der Berechnung der Zinsen bei von anderen Sparkassen gekündigten Prämiensparverträgen nahm Peter Schleich auf Nachfrage dieser Redaktion wie folgt Stellung: "Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge setzt alle gesetzlichen Anforderungen unverzüglich um. Aus allen bisher durchgeführten Nachberechnungen ergeben sich keine Zinsnachzahlungen. Dies bestätigt unsere Vorgehensweise."
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Die Kündigung dieser besonderen Verträge mag ja im Hinblick auf einschlägige gerichtliche Entscheidungen rechtmäßig sein, aber welche „verzinslichen“ Ersatzprodukte bietet die Sparkasse für die frei gewordenen (werdenden) Mittel an, um den zitierten gesetzlichen Auftrag zu erfüllen.
Und was sagt die Aufsicht (Art. 13 SpkG) dazu, die sich ja gerade darauf erstreckt, dass die Geschäfte gesetzmäßig geführt werden.
Das wäre doch mal eine journalistische Recherche wert gewesen.
Trotz Ertragsrückgangs rechnet das Kreditinstitut im Bereich Schweinfurt-Haßberge mit einem Geschäftsergebnis wie im Vorjahr: einem Gewinn von etwa sieben Millionen Euro. "
....sollte man den HERRN Direktoren der Bank nicht etwas an ihren dicken Gehältern streichen ?
in der hoch Phase der Zinszeiten wurde jeder Sparer,ob Oma-Opa oder Schüler umgarnt !
und jetzt lässt man alle "fallen" wie eine heiße Kartoffel.
so ist Geldpolitik !
Gruß Wanderer
Manchmal ist das größere Ganze einfach wichtiger als der eigene Profit.
Apropos Sparkasse und Unterstützung für die Region: Das, was die Sparkassen pressewirksam "spendet", das bezahlt sie aus der Portokasse. Richtig wäre es, wenn sie ihre Gewinne an die Gebietskörperschaften auszahlen würde. Das macht sie aber nicht!
Null Risiko stimmt auch nicht wirklich. Jedenfalls nicht mehr dann, wenn die Rendite des Vertrags unter die Inflationsrate fällt. Die Zeiten und die Zinsen haben sich geändert. Das darf man ruhig blöd finden, aber das ändert nichts. Man muss sich dem Wandel stellen und das Beste daraus machen.
Glauben Sie, die Sparkassen kündigen Verträge, weil Sie mal Lust auf schlechte Presse und unzufriedene Kunden haben? So einen Schritt geht man nur dann, wenn er nötig ist! Und nachdem es quasi seit 2008 keine Zinsen mehr gibt und ein Ende dieser Situation nicht absehbar ist, scheint dies nun der Fall zu sein.