In Zeiten der Schulschließungen wegen des Corona-Lockdown wird häufig über Konzepte im Homeschooling diskutiert. Jede Schule entwickelt deshalb eigene Ideen, wie der Unterricht am effektivsten und schülerfreundlichsten abgehalten werden kann. Die Wallburg-Realschule Eltmann hat sich bewusst gegen den ganztägigen Unterricht mit Videokonferenzen und für einen Wechsel zwischen Videokonferenzen und Arbeitsaufträgen entschieden, die individuell bearbeitet werden können.
Die Schule hat sich in den letzten Monaten ausgiebige Gedanken gemacht und Argumente für die unterschiedlichen Methoden abgewogen. Dabei kamen die Verantwortlichen zu der Erkenntnis, dass es für Kinder der 5. bis 10. Klassen kaum möglich ist, einen ganzen Vormittag konzentriert vor einem digitalen Medium zu sitzen und dauernd Videokonferenzen zu folgen. „Die Konzentration lässt hier spätestens nach der dritten Videokonferenz am Tag deutlich nach, eine effektive Stoffvermittlung ist kaum mehr möglich. Das zeigen die Erfahrungen der letzten Wochen“, bestätigt Lehrer Sebastian Franz.
Die Technik ist das größte Hindernis
Außerdem komme es bei einigen Schülern aufgrund einer zu geringen Bandbreite oder anderer technischer Probleme dazu, dass sie den Videokonferenzen nicht vollständig oder gar nicht folgen könnten. Besonders problematisch stelle sich das Problem in Familien mit mehreren Kindern dar. Hier sei es aufgrund mangelnder Internetbandbreite oder nicht ausreichender technischer Ausstattung nur schwer möglich, dass alle gleichzeitig an Konferenzen teilnähmen.
„Das Smartphone ist für eine effektive Arbeit keine adäquate Lösung. Deshalb ist der Wechsel zwischen Videokonferenz für den direkten Kontakt und Austausch sowie abwechslungsreiche Arbeitsaufträge in Schulbüchern, Arbeitsheften, Arbeitsblättern oder webbasierten Übungen aus Sicht der Wallburg-Realschule die sinnvollere Form des Unterrichts", sagt Sebastian Franz.
Hier seien die Schüler nicht durchweg auf ein digitales Endgerät angewiesen, sondern arbeiteten weiterhin parallel dazu auch analog. Für die digitalen Aufgaben seien sie zeitlich nicht so gebunden wie im Falle einer Videokonferenz. Dazu stünden während der Bearbeitung der Arbeitsaufträge die Lehrerinnen und Lehrer der Schule immer für Fragen bereit. "Hier nutzt die Schule ein Tool, über das direkte Fragen der Schüler an die Lehrer gestellt werden können. Die Lehrkräfte beantworten diese Fragen zeitnah und können in den Videokonferenzen nochmals darauf eingehen.“
Mehr als drei Videokonferenzen gehen nicht
Laut Schulleiterin Manuela Küfner sind Schüler und Eltern in den letzten Wochen befragt worden. Danach sei dieses Konzept entstanden. „Das Ergebnis zeigt deutlich, dass es der Wunsch der meisten Schüler und Eltern ist, dass aus Konzentrationsgründen maximal drei Videokonferenzen pro Tag sinnvoll und gewünscht sind. Die abwechslungsreiche Arbeit, wie sie die Realschule Eltmann umsetzt, wurde aus Sicht der meisten Eltern und Schüler hingegen gelobt. Die Wallburg-Realschule ist überzeugt davon, dass ihr Konzept schlüssig und zielführend ist und dass die Kinder davon am meisten profitieren.“
Die Realschule Eltmann benutzt dafür den „Schulmanager“. Das System eines Münchner Startup-Unternehmens im Bildungsbereich verfolgt das Ziel, den Schulalltag für Lehrer, Eltern und Schüler so leicht wie möglich zu machen. Inzwischen nutzen ihn schon über 1000 Schulen in Bayern. Nach Angaben von Systembetreuers Ralf Schlotthauer habe die Wallburg-Realschule das System seit Dezember getestet. Beim Schulstart im Januar habe es an den ersten zwei Tagen noch kleinere Startschwierigkeiten gegeben, aber nun laufe es stabil. „Auch die Schüler kommen damit gut zurecht. Natürlich gibt es von ihnen ab und zu einmal technische Fragen, oder die Frage nach ihrem Passwort, das sie vergessen haben. Aber das bleibt alles im normalen Bereich.“
Die Lehrer korrigieren im Schulmanager
Der Schulmanager gestalte den Kontakt zwischen Lehrern und Schüler sowie deren Eltern sehr unkompliziert. „Wir haben hier alle Schüler unserer Klasse im Überblick und können direkt sehen, wer wann seine Arbeiten abgegeben hat. Wir können Hausaufgaben aufrufen und korrigieren.“ Über das Modul „Videokonferenz“ und mit Hilfe seines Handys könnte der Schüler sogar eine Viertelstunde vorher an den Beginn der Videokonferenz erinnert werden.
Ähnlich positiv äußern sich die Schüler der Klasse 6c, die Schulleiterin Manuela Küfner zu einer „Pressekonferenz“ aufschaltete. Tim Masurowski sah keinerlei Probleme, auch nicht mit den Hausaufgaben. „Homeschooling mit Hilfe des Schulmanagers funktioniert ganz gut, auch wenn man in den Fächern Deutsch und Geschichte etwas mehr eingespannt ist“, meint Kilian Bäuerlein. Und Schülerin Marie Schuberth spricht sogar von einem „fast normalen Schultag, der eben um 7.55 Uhr am Computer beginnt mit einem Stundenplan, bei dem man eben in bestimmten Fächern auch zu einer Videokonferenz geschickt wird.“
Realschule Eltmann hat sechs Leihgeräte im Einsatz
Beim „Lernen zuhause“ gibt es in dieser "Pressekonferenz" mit der Hardware keine größeren Probleme. Sofern nicht ausreichende Endgeräte zur Verfügung stünden, könnten Schule und Schulaufwandsträger über ein Sonderbudget Leihgeräte zur Verfügung stellen. Dies geschah an der Eltmanner Wallburg-Realschule bisher in sechs Fällen. So bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Schüler gut und erfolgreich durch diese komplizierte Zeit kommen und möglichst wenig unter den Bedingungen leiden.