Blackout wie Aussetzer? „Blackout“ wie plötzlicher Stromausfall? „Blackout“ wie Filmriss oder völliges Versagen? „Nein, weder noch“, lachen die fünf Mitglieder der Band.
„Blackout“, das sind in der aktuellen Besetzung Sängerin Lisa Vo, Manuela Glücker (Gesang und Saxophon), Manuel Glücker (Bassgitarre), Michael Glücker (Klavier und Schlagzeug) und Christian Glücker (Gesang und Trompete). In der Anfangsphase waren noch Keyboarder Sebastian Hofmann und Gitarrist Eric Scherer mit dabei.
Ob in der Familie, in der Schulband oder der Blaskapelle – die miteinander befreundeten Jugendlichen aus Kerbfeld spielten alle von Kindesbeinen an Musik. Was lag da näher, als es einmal gemeinsam als Band zu versuchen. Ob Klassiker aus Rock und Pop, Partymusik, aktuelle Hits oder Balladen: Die frischgebackene Band coverte Musik quer durch die Charts. Klar, dass sich die Nachwuchsmusiker riesig freuten, als bereits nach einer kurzen Probenphase die erste Anfrage für einen Auftritt kam.
Beim traditionellen Kerbfelder Hüttenfest begeisterte die Newcomerband „Blackout“ im August 2012 als Vorgruppe.„Das war der geilste Auftritt, den wir je hatten“, schwärmt Manuela noch heute. Fast das gesamte Publikum kannte die jungen Musiker auf der Bühne. „Alle waren neugierig auf uns und hörten aufmerksam zu.“
Auftritte auf Festen und privaten Feiern in der Umgebung folgten. Doch auf den Bühnen der Festzelte reicht gute Musik alleine nicht aus, um das Publikum zu fesseln. Hier ist Show gefragt. „Das war nicht unsere Stärke“, sind sich alle einig. „Uns war die Musik wichtig, und wir hatten ausgefeilte Arrangements“, erklärt Michael. Für Dorf- und Bierfeste war die Band „Blackout“ und ihre Musik nicht geeignet.
Bevor die Musiker nach einem Jahr das Covern aufgaben, spielten sie ihren letzten Auftritt dort, wo sie begonnen hatten: beim Hüttenfest in Kerbfeld.„Aber dieses Mal nicht nur als Vorgruppe, sondern wir durften den ganzen Abend spielen.“ Eric Scherer und Sebastian Hofmann verabschiedeten sich danach aus der Band.
Die übrigen fünf – viermal Glücker, einmal Vo – wagten einen Neustart. Den Geschwistern Christian, Manuela und Michael ist die Musik quasi in die Wiege gelegt. Opa Oswald Glücker spielte Posaune und engagierte sich als Musiklehrer und Dirigent. Vater Siegfried Glücker spielte Trompete in verschiedenen Musikgruppen, wie „Kir Royal“ und „Slow Motion“. Keine Frage, dass jedes Glücker-Kind ein Instrument lernte und bei der Blaskapelle oder Schul-Bigband mitspielte.
Sein Talent brachte Michael schon während der Schulzeit als Jungstudent an die Hochschule in Würzburg. Nach der Realschule stieg er dort ins Schlagzeug-Studium ein. Momentan drückt Michael wieder die Schulbank, um sein Abitur nachzuholen.
Auch Bruder Christian macht mit Leib und Seele Musik. Er dirigiert die Blaskapelle Kerbfeld. Lisa Vo ist vielen als langjährige Sängerin der Big Band „Pfeffer, Salz & Sahne“ bekannt. Und Michael spielte mit seiner Familie in der Kirchenband „Bracketz“.
Für „Blackout“ begann die Phase der eigenen Lieder. Michael komponiert und kreiert mit Manuela die Texte. „Es ist sehr zeitaufwändig“, erklärt Michael, der viele Stunden am Klavier an den Liedern feilt. „Harmonische Akkordfolgen, einprägsame Melodien und passende Texte müssen zusammenspielen.“ Mal gibt es erst die Melodie, dann kommt der Text dazu. Mal ist es umgekehrt.
„Etwas Eigenes zu machen ist viel anspruchsvoller, als nur zu covern“, sagen die Musiker. „Es macht viel mehr Spaß.“
Zunächst arbeiteten Manuela und Michael nur mit englischen Texten. Der Text soll ich gut anhören und einen Sinn ergeben. „,On Top of , the Mountain‘, das hört sich in Englisch gut an, aber ,Auf der Spitze des Berges‘, … naja“, sagt Manuela.
Bei zwei Liedern wagte sich die 25-Jährige nun aber doch an deutsche Texte: „Hauptgewinn“. Manuela schrieb das Lied für ihren Mann Manuel zur Hochzeit.
Die Texte der Lieder regen zum Nachdenken an. Es geht um Freundschaft, Liebe, Träume, Alltag und Zukunft. „Das Leben ist nicht unendlich – genieße es“, so die Botschaft im Lied „Kostbarkeit“. Die Ideen zu den Texten fliegen Manuela in den unterschiedlichsten Situationen zu und spiegeln oft ihre Gefühle. Mit einem Satz treibt es die quirlige junge Frau mitten in der Nacht manchmal aus dem Bett. „Da fällt mir was ein, das ich dann sofort aufschreiben muss.“
Ist das Lied fertig, wird ausprobiert, welche Textpassage von der Tonhöhe her zu welchem Sänger passt. In fast jedem Lied kommen alle drei Sänger zum Einsatz. „Das gibt es nicht bei vielen Bands, die eigene Lieder schreiben,“ meint Christian.
Das Repertoire der Gruppe umfasst aber nicht nur stimmungsvolle Balladen, sondern auch spritzige Gute-Laune-Musik. Locker-flockig und sprühend vor Lebensfreude kommen „Million Kisses“ oder „Lazy“ daher. „Das Ausprobieren, das ist es, was uns ausmacht“, beschreibt Lisa die ausgelassene Truppe.
Und das trifft es ziemlich gut, was die fünf tun. Denn mit ihrer Musik fahren sie zweigleisig. Mit Klavier, Bassgitarre, Trompete, Saxophon und Gesang stehen sie bei Liveauftritten auf der Bühne.
Ganz anders die professionellen Aufnahmen, die „Blackout“ in einem eigenen kleinen Tonstudio produziert. Michael eignete sich das nötige Know-how an, um die Instrumente, Beats und Effekte einzuspielen, die Gesangsstimmen aufzunehmen und alles abzumischen. 50 eigene Lieder sind inzwischen auf diese Weise entstanden. Mit originellen Videos hat die Gruppe eine weitere Möglichkeit entdeckt, ihrer lebensfrohen Musik Ausdruck zu verleihen. Wie viel Spaß alle daran haben, sieht und hört man am Ergebnis.
Studium, Schichtdienst, Weltreise: Momentan ist es alles andere als einfach, gemeinsame Probentermine zu finden. Wann immer sich dafür Zeit findet, probt Michael mit jedem einzelnen der Bandmitglieder.
Bei ihrem nächsten Auftritt auf einer der Bühnen beim Musikfestival der Hofheimer Allianz am 21. Mai in Aidhausen muss alles sitzen. Das Publikum kann sich schon jetzt auf eine Million musikalischer Küsse freuen.