
Unweit der Mechenrieder Pfarrkirche St. Nikolaus wird aktuell gebaut. Die frühere Milchsammelstelle soll saniert und in eine Markthalle umgewandelt werden. Ebenso wird der dort angesiedelte Jugendraum saniert und umgebaut. Auch die Sanierung des frei stehenden Torturms ist Teil des Projekts auf dem Gelände der Kirchenburg. Doch zwischenzeitlich kamen die Bauarbeiten zum Erliegen. Vor Ort sei ein Skelett gefunden worden, informierte ein Bürger aus Mechenried Ende Oktober die Redaktion. Nicht nur eines, wie sich herausstellen sollte.
Durch Baggerarbeiten war eine große Anzahl an Knochen- und Skelettfunden zu Tage getreten, wie Archäologe Jochen Scherbaum jetzt im Gespräch mit der Redaktion berichtet. Seine Firma, die AD Archäologische Dokumentation Scherbaum aus Bamberg, wurde nach dem Fund in Mechenried mit den notwendigen Ausgrabungsarbeiten beauftragt. Diese sind vor Ort nun abgeschlossen, erklärt Scherbaum.
Sammelgrube mit "sehr, sehr vielen Knochen"
Entdeckt wurde zunächst eine Sammelgrube mit "sehr, sehr vielen Knochen", berichtet der Archäologe. Insgesamt 18 Tage war Scherbaums Firma mit drei Mitarbeitenden vor Ort. "Wir haben uns die Funde angesehen, die schon da waren, und dann mithilfe der Baufirma weiter freigelegt", erklärt er. Letzten Endes war dann Hand- und Feinarbeit gefragt – und Bestattung für Bestattung, sprich Skelett für Skelett, wurde freigelegt.

Mit solchen sei im Umfeld der Kirche – früher waren Bestattungen in der Nähe von Gotteshäusern nicht unüblich – zu rechnen gewesen, die entscheidende Frage dabei lautete: "Ab welcher Tiefe?" Auf die Knochengrube sei man, anders als erwartet, relativ weit oben gestoßen, berichtet Scherbaum. Des Weiteren lagen 19 Gräber beziehungsweise Skelette so, dass seine Mitarbeitenden diese ausgraben mussten. In tieferen Lagen gebe es noch deutlich mehr. "Diese haben wir mit einem Geotextil geschützt, sodass sie im Boden verbleiben können", erklärt der Experte.
Gefunden hat die Bamberger Fachfirma in Mechenried aber nicht nur Knochen, sondern zum Beispiel auch Münzen, wie der Archäologe berichtet. Darunter einen Dukaten, der aus der Endzeit des Dreißigjährigen Krieges von 1646 stammt. "Das ist nicht so alltäglich", sagt Scherbaum mit Blick auf den Münzfund.

Außerdem kamen bei den Ausgrabungsarbeiten die Reste einer Wallanlage aus Feldsteinen und Lehm zum Vorschein. Es handelt sich um eine frühere Befestigung, die vor der heutigen Kirchenburg datiere, "wahrscheinlich aus dem 12. oder 13. Jahrhundert", so der Archäologe. Auch das Fundament und die Reste des Fußbodens eines kleinen Gebäudes, das Teil der Gadenanlage der Kirchenburg war, wurden entdeckt.
Ein Skelett mit dreieckigen Wirbeln
Bei der Datierung helfen den Fachleuten unter anderem Keramikscherben, die ebenfalls vor Ort gefunden wurden, wie Scherbaum erklärt. Anhand von Form und Material wüssten Archäologen relativ schnell, wie alt diese in etwa sind. Die Keramikscherben ließen sich dann noch genauer datieren, sobald sie gewaschen seien. Alle Funde werden dokumentiert und die Informationen in einem Bericht zusammengefasst.

Die Knochen untersucht aktuell eine Anthropologin, anschließend kommen die Skelette für weitere Untersuchungen nach München. Auf lange Sicht gehen sie wieder an die Gemeinde zurück, wie Scherbaum ausführt. Die gefundenen Skelette datieren "sicher aus unterschiedlichen Jahrhunderten", erklärt der Archäologe. So zum Beispiel aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Eine Radiocarbondatierung, die über das Landesamt für Denkmalpflege und ein Labor erfolgen werde, soll hier noch tiefere Erkenntnisse zu Jahrhundert oder sogar Jahrzehnt liefern.
Bereits jetzt lässt sich trotzdem schon das eine oder andere über die Funde sagen: Eines der Skelette etwa weist "furchtbare Verwachsungen" auf, die Wirbel beispielsweise sind zum Teil dreieckig, wie Scherbaum berichtet. Die Person müsse schief und buckelig gewesen sein. "Ein ganz armer Mensch", fasst der Archäologe zusammen und fügt an: "Erstaunlicherweise hatte er aber sehr gute Zähne."
Interessante Funde auf relativ kleiner Fläche
Insgesamt schätzt der Experte den Fund in Mechenried als eher gehoben und nicht alltäglich ein. Es seien interessante Befunde auf einer relativ kleinen Fläche, so Scherbaum. Die Arbeit ist jedes Mal nicht nur eine Zeitreise, sondern auch eine Art Krimi, was das Rekonstruieren anbelangt, sagt der Archäologe. Man habe einerseits die großen geschichtlichen Zusammenhänge, wie etwa den Dreißigjährigen Krieg, und andererseits sehr lokale Begebenheiten und Veränderungen.

Während Scherbaum und seine Mitarbeitenden mithilfe der Funde und deren weiterer Analyse nun einen Blick in die Mechenrieder Vergangenheit werfen können, sind im Hier und Jetzt die Bauarbeiten wieder angelaufen. Wie Riedbachs Bürgermeister Bernd Fischer (CSU) auf Anfrage erklärt, soll das Bauprojekt trotz der zwischenzeitlichen Verzögerung wie geplant im kommenden Jahr fertiggestellt werden.