
Sie sind nicht nur in der Region beliebt, sondern ein wahrer Exportschlager: Konfitüren von Maintal in Haßfurt. Das Unternehmen exportiert mittlerweile in 30 Länder auf vier Kontinenten, zum Beispiel auch nach Saudi-Arabien und Uruguay. Und kooperiert gerne mit den Kundinnen und Kunden vor Ort. So knüpft Maintal etwa Kontakte mit der Palastküche von Dubai, um für die dortigen Gaumen Konfitüren-Muster anfertigen zu können.
Und so konnte die Konfitürenmanufaktur aus der Kreisstadt nun den Exportpreis 2023 des Bayerischen Wirtschaftsministeriums im Bereich "Genussland" entgegennehmen. Dieser Preis wurde zum dritten Mal ausgelobt, Platz drei konnte "Maintal" bereits erreichen. "Die Preisträger haben die Chancen der Globalisierung genutzt", so Staatssekretär Tobias Gotthardt laut Mitteilung seines Ministeriums bei der Verleihung, "und sind Leuchttürme für das Qualitätssiegel 'Made in Bavaria'." Mit der Auszeichnung wolle man weitere kleine Unternehmen motivieren, den Weg ins internationale Geschäft zu wagen.
Das Unternehmen will den Auslandsanteil verdoppeln
Die Firma Maintal hat diesen Weg seit über 20 Jahren erfolgreich beschritten. Seit Geschäftsführerin Anne Feulner und ihr Schwager Klaus Hammelbacher, der in diesem Jahr in Ruhestand ging, die Leitung des Unternehmens übernommen haben, wurde der Export kontinuierlich gesteigert. Zehn Prozent der aktuellen Produktion, so Anne Feulner im Gespräch mit der Redaktion, gehen ins Ausland. "Das planen wir in den nächsten Jahren zu verdoppeln."
Aber wohin liefert Maintal Konfitüren? Das war eine der Fragen aus dem Katalog des Wirtschaftsministeriums im Zuge der Exportpreisvergabe. Welche Strategie verfolgt Maintal, wie erfolgen Marktbearbeitung und Kundenbetreuung, wie werden die Mitarbeiter vorbereitet? All das interessierte die Jury. "Reine Zahlen waren nicht interessant", erläutert Exportmanagerin Martina Dütsch-Cerbone das Procedere bei der Preisvergabe. Es zählten vielmehr "das Menschliche, die Arbeit, Erfolgsgeschichten".
Mit Hilfe der EU Spanien erobert
Maintal hatte für seine Bewerbung seine Marktbearbeitung in Spanien ausgewählt. "Wir haben dort einen guten Kunden aufgetan im Hotelleriebereich mit Vier- und Fünf-Sterne-Hotels auf den Kanaren, den Balearen und dem spanischen Festland." Das Unternehmen war in dem Land noch nicht vertreten. "Wir überlegen immer: Wo können wir etwas generieren?", so Dütsch-Cerbone. Bei der "Eroberung" Spaniens bediente sich das Haßfurter Unternehmen eines Fördertopfes der EU, aus dem 50 Prozent der Ausgaben für Maßnahmen wie Messebeteiligungen, Sprachschulaufenthalte für Mitarbeiter, Prospekterstellung bestritten wurden.

Spanien ist also neu im Maintal-Kundenverzeichnis. Aber wohin gehen dann mehrheitlich die Gläschen mit Hiffenmark, Erdbeerkonfitüre und Orangenmarmelade? "Wir sind auf 30 Ländern in vier Kontinenten vertreten", sagt Anne Feulner. "Unser erster Exportkunde war aus den USA – den haben wir heute noch." Auch mit einem Kunden in Japan pflege das Unternehmen schon lange Kontakte. "Und auch nach China liefern wir seit geraumer Zeit erfolgreich unsere Konfitüren", so Martina Dütsch-Cerbone.
Überraschung: Wichtigste Exportregion ist der Mittlere Osten
Zu den Abnehmern der Haßfurter Konfitüre zählen auch weit entfernte Staaten wie Uruguay, Costa Rica und die Philippinen. Aber die wichtigste Region für die Haßfurter Exporte, und das ist die eigentliche Überraschung, ist der Mittlere Osten und hier Länder wie Kuwait, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate. Wie aber überzeugt man einen Scheich davon, künftig Hiffenmark in seine Krapfen füllen zu lassen? "Das ist ganz einfach", sagt die Exportmanagerin. Man nehme das Konfitürenglas, tauche einen Löffel hinein und lasse den Scheich kosten. "Dort isst man gerne Süßes", so Dütsch-Cerbone.
Anne Feulner verrät ein Erfolgsgeheimnis. Die Haßfurter Konfitürenmanufaktur erfüllt nämlich Kundenwünsche. Gerade in Staaten wie im Mittleren oder Fernen Osten unterscheiden sich die Geschmäcker von den europäischen. Zum einen bevorzuge der Kunde in diesen Ländern ganz klar die Bioprodukte mit alternativen Süßungsmitteln. Zum anderen "gehen wir auch auf die Wünsche der Kunden ein", so Feulner.

Natürlich müssten diese Sonderanfertigungen eine gewisse Marktgröße erfüllen, um in den schwarzen Zahlen zu bleiben. "Aber von unseren Anlagen her sind wir flexibel genug." Und damit besetze "Maintal" eine Nische, die von größeren Anbietern kaum ausgefüllt werden könne. "Maintal" bietet für spezielle Kunden eigene Rezepturen. "Wir haben über 40 Fruchtsorten, aufgeteilt in Bio und konventionell. Und es kommt immer was Neues dazu."
Die Zusammenarbeit mit den Kunden sei so eng, dass durchaus von der firmeneigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung auch Musterchargen nach Kundenwünschen gekocht würden. Man habe sogar Kontakt mit dem Chefkoch der Palastküche von Dubai aufgenommen, um für ihn ein Muster anzufertigen. Allerdings sei das dann Corona zum Opfer gefallen. "Das ist aber ein neuer Ansatzpunkt für nächstes Jahr", ist Anne Feulner zuversichtlich.

Apropos Corona. Für Maintal ein zweischneidiges Schwert. Zum einen habe man einen Umsatzeinbruch beim Hotel- und Gaststättengewerbe hinnehmen müssen. "Hier sind wir mittlerweile wieder auf dem Stand von vor Corona." Aber zum anderen habe das Frühstück zu Hause durch die Pandemie eine regelrechte Renaissance erlebt.
Energie- und Rohstoffpreise machen auch Maintal zu schaffen
Nachdem das Haßfurter Unternehmen die Pandemie relativ unbeschadet überstanden hatte, traf natürlich auch "Maintal" der Ukraine-Krieg mit voller Wucht. Zwar sei man in Russland nicht aktiv gewesen, aber "die Rohstoffpreise sind uns regelrecht um die Ohren geflogen". Früchte, Verpackung und Energie seien sehr teuer geworden. Zudem merke man im Biobereich eine "gewisse Marktzurückhaltung".
Dennoch sei das Haßfurter Unternehmen gut durch alle Herausforderungen gekommen. "Trotz der Entwicklung der Rohstoffpreise haben wir unsere Ziele erreichen können", sagt die Geschäftsführerin. Damit dies so bleibt, habe "Maintal" für die Zukunft weitere Projekte im Köcher. Ob die Umstellung der Microgasturbine auf Wasserstoff, oder Digitalisierung. "Es gibt genügend Herausforderungen", so Anne Feulner, "denen wir uns aber gerne stellen."