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Untersteinbach
Fast ein Jahrhundert im Geschäft: Wie ein Friseursalon in Untersteinbach ein Teil der Ortsgeschichte wurde
Der "Trendsalon Greb" befindet sich seit seiner Gründung vor 95 Jahren in Familienhand. Der heutige Inhaber Volkmar Greb blickt zurück auf eine Zeit mit Höhen und Tiefen.
In dritter Generation betreibt Volkmar Greb den Trendsalon Greb in Untersteinbach, der jetzt 95-jähriges Bestehen feiern konnte. Sohn Vincent will gleich nochmal los und lässt sich von Papa schnell nachstylen.
Foto: Sabine Weinbeer | In dritter Generation betreibt Volkmar Greb den Trendsalon Greb in Untersteinbach, der jetzt 95-jähriges Bestehen feiern konnte. Sohn Vincent will gleich nochmal los und lässt sich von Papa schnell nachstylen.
Sabine Weinbeer
 |  aktualisiert: 08.04.2025 02:39 Uhr

Am 1. April 1930 wurde der Friseursalon von Ferdinand Greb in die Handwerksrolle eingetragen. Jetzt feierte Enkel Volkmar mit seinem "Trendsalon Greb" das 95-jährige Bestehen und blickte im Gespräch mit dieser Redaktion auf den Wandel im Friseurhandwerk zurück. 95 Jahre Friseursalon in Untersteinbach im Steigerwald erzählen von einer starken Frau, von Langhaarfrisuren und von Corona und den Konsequenzen für Friseurinnen und Friseure. 

Doch von Anfang an: Ferdinand Greb und seine Frau Barbara arbeiteten gemeinsam im Friseursalon, anfangs noch in einem gemieteten Haus, später im Eigenheim. Ferdinand musste in den Zweiten Weltkrieg ziehen und blieb vermisst. Im heutigen Salon hängt ein Bild von Volkmar Grebs Großvater, auf dem zu sehen ist, wie er im Feld einem Soldaten die Haare schneidet.

Ein Kraftakt für Barbara Greb

Barbara betrieb den Salon weiter und zog die beiden Söhne groß. Der Kraftakt, das Geschäft am Leben zu erhalten, sollte sich lohnen, denn Sohn Armin lernte das Friseurhandwerk und übernahm das Geschäft. Seine Frau Hanni war zwar keine Friseurin, doch sie arbeitete sich ein und in den Jahren 1964/65 wurde erweitert. Seitdem befinden sich vom Eingang aus gesehen voraus der Verkaufsraum, links der Damen- und rechts der Herrensalon. Das Geschäft lief gut, sonst hätte sein Vater auch nicht erweitert, so Volkmar Greb.

An der 'Ahnenwand' hängt das Bild von Salongründer Ferdinand Greb, wie er als Soldat einem Kameraden die Haare schneidet. Er kam aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück.
Foto: Reproduktion Sabine Weinbeer
Trotz sorgfältiger Recherche konnte der Rechteinhaber nicht ermittelt werden. Rechteinhaber werden gebeten, sich bei der Redaktion zu melden. | An der "Ahnenwand" hängt das Bild von Salongründer Ferdinand Greb, wie er als Soldat einem Kameraden die Haare schneidet. Er kam aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück.

Doch dann wurden in den 70er Jahren auch für Männer Langhaarfrisuren modern. Die Folge: Wesentlich weniger Friseurbesuche waren notwendig, als es beispielsweise bei einem akkuraten Kurzhaarschnitt aus den 60ern oder von heute wieder der Fall ist. So blieb Armin Greb nur der Weg in die Industrie. 14 Jahre lang hat er bei Michelin in Bamberg gearbeitet und am Abend Haare geschnitten, denn den Salon wollte er nicht aufgeben. "Das kann man fast nicht glauben, wie viel der Papa damals gearbeitet hat", so Volkmar Greb im Rückblick.

An sechs Wochentagen geöffnet

Er ist quasi im Salon aufgewachsen, denn die Wohnräume waren gleich nebenan. Er selbst hat aber für seine Familie in die Siedlung gebaut. Doch auch für die Arbeitszeiten von Volkmar Greb müssen Ehefrau Silke und die drei Söhne Verständnis aufbringen, denn der Salon ist Dienstag bis Freitag täglich zehn Stunden lang geöffnet, samstags einen guten halben Tag.

Eine offizielle Mittagspause gibt es nicht, doch seit Corona ergebe sich diese relativ regelmäßig durch die Terminbuchungen automatisch. Eine festangestellte Mitarbeiterin hat Volkmar Greb, keinen Azubi, denn "das ist nicht finanzierbar in heutiger Zeit", erklärt er, der sich als stellvertretender Innungs-Obermeister auch verbandlich für das Friseurhandwerk engagiert.

Berufswunsch stand relativ spät fest

Als Volkmars Schullaufbahn in Richtung Abschluss ging, sei ihm relativ spät klargeworden, dass er doch Friseur werden will. "Vorher war Bulldog fahren eigentlich viel interessanter. Keine Ahnung, was da plötzlich den Ausschlag gegeben hat", überlegt er. Im Steigerwald gab es aber nicht an jeder Ecke einen Ausbildungsbetrieb.

So entschied sich Volkmar, mit gerade mal 14 Jahren, ein halbes Jahr eine "Grundausbildung" an der Friseurschule (heute Friseurakademie) Meininghaus in Forchheim zu machen. Nur alle paar Wochen kam er nach Hause. Die Ausbildung sei sehr umfassend gewesen. "Von Ordnung und Sauberkeit bis zu gutem Benehmen" reichte der Lehrplan – neben der klassischen Ausbildung.

Seit 13 Jahren sind Innungsobermeister Oliver Merkl (rechts) und sein Stellvertreter Volkmar Greb ein Team. Er kam zum Gratulieren vorbei, um auf 95 Jahre Friseurtradition anzustoßen.
Foto: Sabine Weinbeer | Seit 13 Jahren sind Innungsobermeister Oliver Merkl (rechts) und sein Stellvertreter Volkmar Greb ein Team. Er kam zum Gratulieren vorbei, um auf 95 Jahre Friseurtradition anzustoßen.

Zurück im Steigerwald schloss er die Ausbildung dann im Creativsalon Maas in Knetzgau ab. Nach drei Jahren im elterlichen Betrieb ging Greb dann auf die Meisterschule. "Ich sehe die verkürzten Ausbildungen nicht unkritisch", erklärt er. "Man sollte sich Zeit nehmen für die Ausbildung, sich auch verschiedene Betriebe und Arbeitsweisen anschauen", ist er überzeugt. Die Zusammenarbeit mit seinen Eltern sei dennoch sehr angenehm gewesen. Bis zu sechs Friseure und ein Azubi arbeiteten in den besten Jahren im Salon Greb, der sich eine Stammkundschaft im Umkreis von 25 Kilometern erarbeitet habe.

Die Entscheidung habe er nie bereut

Viele kommen schon in dritter Generation, aber trotzdem "muss man heute viel stärker auf die Wirtschaftlichkeit schauen", erklärt Volkmar Greb. Das betrifft vor allem die Frage, ob weiteres Personal angestellt werden soll. In die Frisurenmode ist eine neue Einfachheit eingezogen. Auch wenn junge Männer gerne mit einem TikTok-Video oder einem Fußballer-Bild kommen und dann die gleiche Frisur haben wollen, wie er berichtet.

Statt Urlaubskarte verschickt Volkmar Greb gerne mal ein ausgefallenes Friseurbild,  wie dieses vom Gipfelkreuz der Kampenwand mit dem Chiemsee im Hintergrund.
Foto: Sabine Weinbeer | Statt Urlaubskarte verschickt Volkmar Greb gerne mal ein ausgefallenes Friseurbild,  wie dieses vom Gipfelkreuz der Kampenwand mit dem Chiemsee im Hintergrund.

Dass er den Salon übernommen und 1989 renoviert hat, das habe er nie bereut, so Greb. Und wenn sein jüngster Sohn Vincent sich entscheiden würde, ihm nachzufolgen, dann würde sich Vater Volkmar freuen. "Druck machen würde ich aber nie", sagt Greb. "Das hat auch mein Vater nicht gemacht".

 
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