Können und Wollen sind zwei verschiedene Dinge. Darauf hat Regina Beetz, langjährige Betreiberin des Restaurants Zeitlos im Schloss Oberschwappach, die Redaktion in einer Stellungnahme hingewiesen. Sie bezieht sich auf die Berichterstattung über die Knetzgauer Gemeinderatssitzung von letzter Woche: Hier hatte es geheißen, ein Hindernis bei der Suche nach einem neuen Pächter oder einer neuen Pächterin sei, dass die Gemeinde als Eigentümerin des Schlosses das Mobiliar von Beetz nicht habe übernehmen können.
Genau genommen müsste es aber "wollen" heißen, stellt die Gastronomin ihre Sicht klar. "Ich habe der Gemeinde ein detailliertes Angebot unterbreitet, in dem das gesamte Mobiliar mit dem damaligen Neupreis und meiner Verkaufsvorstellung aufgeführt war", schreibt Beetz. Dieses Angebot habe der Gemeinderat im November abgelehnt, nicht ein einziges Mal habe man mit ihr verhandelt.
Laut der ehemaligen Pächterin hätte die Gemeinde ein Paket hochwertiger Ausstattung haben können: Ob Stühle und Tische, Vorhänge und Dekoartikel, Geschirr, Gläser, Besteck oder Küchenequipment, alles ist ihrer Aussage nach von edlen Marken. Dieses Paket hätte es für 70.000 Euro gegeben, aus ihrer Sicht ein Vorzugspreis, aber kein "unterirdischer Schleuderpreis".
Bürgermeister Paulus wäre auf das Angebot gerne eingegangen
Im September 2012 hatte Beetz, damals 23 Jahre alt, das Schlossrestaurant übernommen und enorme Investitionen getätigt, um die altehrwürdigen Räumlichkeiten nach dem ihnen angemessenen Standard einzurichten und auszustatten. Das erkennt auch Bürgermeister Stefan Paulus an, der auf die Offerte gerne eingegangen wäre, wie er auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. Allerdings war seinem Gemeinderat der Kaufpreis eben mehrheitlich zu teuer.
Inzwischen hat Regina Beetz einen großen Teil des Mobilars anderweitig verkauft, vor allem die Tische und Bestuhlung für den Festsaal und den Freiluftbereich. Einen Teil der Festeinbauten hat in der Tat die Gemeinde übernommen. Sie könnte nach wie vor auch den Rest des Inventars haben, für rund 30.000 Euro.
Trotzdem: So wie es aussieht, müssten ein neuer Pächter oder eine neue Pächterin wiederum erst einmal kräftig investieren, um für das passende Ambiente zu sorgen. Genau das könnte sich aus Sicht der Gemeinde nun als Bumerang erweisen: Welche Wirtsleute sind in der für die Branche gerade auch wegen des Personalmangels so schwierigen Lage bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen? Die Suche nach einer Nachfolge dürfte sich also noch schwieriger gestalten als sie es ohnehin wäre. Regina Beetz selbst hatte nicht nur private Gründe, sondern auch die akute Personalnot dafür angeführt, den Pachtvertrag nach zehneinhalb Jahren nicht mehr zu verlängern.
Die Gemeinde Knetzgau steht also vor der laut Beetz "ultraschwierigen Aufgabe", die Räumlichenkeiten im Erdgeschloss des Schlosses, ob Festsaal, Reitstall, Tagungsraum oder Lounge, wieder einer sinnvollen und den barocken Gemäuern angemessenen Nutzung zuzuführen. Das Restaurant Zeitlos hatte hochwertige Gastronomie mit einem Schwerpunkt auf regionalen Produkten geboten; es war beliebt für Hochzeits- und Geburtstagsfeiern, Messen und Tagungen. Aber auch Touristen kehrten hier gerne ein.
Hohe Ansprüche: Das Schloss ist nicht irgendeine Kneipe
In Knetzgau scheint es wenig Hoffnung zu geben, dass – wenn sich überhaupt ein neuer Wirt oder eine Wirtin finden, – dieses bisherige Niveau wieder erreicht wird. Immerhin gastiert im Spiegelsaal des Schlosses regelmäßig das Streichquartett der Bamberger Symphoniker. In acht Räumen im Erd- und Obergeschoss ist ein Querschnitt barocker Kunst aus den Sammlungen der Diözese Würzburg zu sehen; im Kellergewölbe können sich Besucherinnen und Besucher einen Überblick über die Vor- und Frühgeschichte der Region bis hin zum Bau der Glashütte in Fabrikschleichach (1747) verschaffen: Das Schloss ist nicht irgendeine Kneipe, sondern als gastronomischer Betrieb eine Herausforderung, die Ansprüche sind hoch. Wirkliche Interessenten gab es bisher offenbar nicht.
Regina Beetz liegt das Schloss weiterhin sehr am Herzen, sie wünsche ihm für die Zukunft nur das Beste, sagt sie. Sie kann sich verschiedene Varianten vorstellen, wie sie die Gemeinde bei der Bewirtschaftung weiterhin unterstützten könnte und hat nach eigener Aussage entsprechende Signale gesendet.
Warum hat man seitens der Gemeinde nicht versucht zu handeln? Ein Angebot war ja vorhanden und wie man hört wäre möglicherweise auch ein Spielraum vorhanden gewesen!
Zitat: "Das erkennt auch Bürgermeister Stefan Paulus an, der auf die Offerte gerne eingegangen wäre, wie er auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. Allerdings war seinem Gemeinderat der Kaufpreis eben mehrheitlich zu teuer."
Der Gemeinderat entscheidet zwar frei aber da stellt sich natürlich auch die Frage nach der Expertise des Gemeinderats in dieser Sache!
Die Gemeinde sieht es als Hindernis an, dass nun von einem neuen Pächter erhebliche Investitionen geleistet werden müssen. Selbst schuld! Die Gemeinde hätte ins Risiko gehen können, in meinen Augen müssen, die vorhandene Ausstattung zu einem möglichst niedrigen Preis kaufen müssen um sie dann weiterveräußern zu können, z.B. an einen neuen Pächter.