Bürgermeister Martin Horn und Landrat Wilhelm Schneider stimmen absolut überein: "Das Ebelsbacher Schloss bleibt auf keinen Fall eine Ruine." Im Jahre 2009 war das historische Gebäude einem verheerenden Feuer zum Opfer gefallen. Im Rahmen unseres Haßberge-Checks war vermehrt die Sorge der Bürgerinnen und Bürger zum Ausdruck gekommen, das einst zu den Wahrzeichen der Gemeinde zählende Bauwerk könnte endgültig zu einem Mahnmal verkommen.
"Das darf keine Option sein", sagt der Landrat. Und der Bürgermeister könnte sich sogar eine Lösung vorstellen. Vor eine solche haben die Götter aber nicht nur eine ordentliche Portion Schweiß, sondern gewaltige finanzielle Investitionen gesetzt. In einer Größenordnung von 20 bis 30 Millionen Euro dürften sich die pekuniären Herausforderungen für Interessenten bewegen.
Brandstiftung wurde nie aufgeklärt
Wie konnte es zu diesem über viele Jahre hinweg so desolaten Zustand kommen? Das Schloss fiel am 9. September 2009 einer Brandstiftung zum Opfer, die nie aufgeklärt werden konnte. Die Umstände des Brandes blieben mysteriös. So war in den Flammen, die an drei verschiedenen Stellen gelegt worden waren, auch ein Rolls-Royce ausgebrannt. Innerhalb weniger Stunden war das Schloss zerstört worden, ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Die Versicherung verweigerte aufgrund der Umstände die Auszahlung der Versicherungssumme, der einstige Besitzer wurde schließlich von Amts wegen enteignet. Was zur Folge hatte, dass sich die Klärung der Eigentumsverhältnisse über einen langen Zeitraum hinzog. Immerhin standen auch noch offene Forderungen von Gläubigern in Höhe von rund 200 000 Euro im Raum.
"Ich hätte nie gedacht, dass es in Deutschland etwas gibt, das niemandem gehört", beschreibt Bürgermeister Horn diese abstruse Situation. Schließlich konnte der eingesetzte Liquidator aber die Übernahme des Schlosses durch die Gemeinde Ebelsbach doch noch in die Wege leiten. "Die Gläubiger haben schließlich eingesehen, dass der Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach", so Martin Horn.
Städtebauförderung möglich?
Jetzt gehört die Ruine der Gemeinde, die kann allerdings die notwendigen Mittel für eine Sanierung nicht alleine stemmen. Der Landkreis kann das auch nicht, aber vielleicht Hilfestellung geben, "indem er durch seine Fachbereiche und Zuständigkeitsbereiche ein tragfähiges Projekt auf Verwaltungsebene unterstützt", so der Landrat. Auch Fördergelder könnten akquiriert werden: Im Bereich der Denkmalpflege gebe es auf Landes- und Bezirksebene Fördergeber, ebenso bei Stiftungen, hingegen seien auf Bundes- bzw. europäischer Ebene derzeit keine aktiven Förderprogramme der Denkmalpflege bekannt. Allerdings sollten auf dem Gebiet der Städtebauförderung Landes- und Bundesmittel möglich sein.
Wichtig werde sein, so Bürgermeister Horn, wie weit sich Gemeinde und Landratsamt in Sachen Denkmalschutz annähern könnten. "Ein weitreichender oder kompletter Rückbau der denkmalgeschützten Substanz ist nicht denkbar", sagt der Landrat kategorisch. "Neue Nutzungen, die einen verträglichen Umgang mit der denkmalgeschützten und erhaltenswerten Bausubstanz gewährleisten, sind selbstverständlich möglich. Aus Sicht der Denkmalpflege in Form einer Revitalisierung des Schlossareals auch ausdrücklich wünschenswert", so die Auskunft aus dem Landratsamt.
Charakter des Schlosses soll erhalten bleiben
"Wir hoffen, der Kreis kann das eine oder andere Auge beim Denkmalschutz zudrücken", gibt sich der Bürgermeister zuversichtlich, "dass das Amt die Situation realistisch sieht. Denn wenn wir nicht massiv eingreifen können, können wir nichts machen. Man muss mit der Zeit gehen. Ein Denkmal, das verfällt, nützt niemandem." Der Charakter des Schlosses solle natürlich auf jeden Fall erhalten bleiben, sagt Bürgermeister Horn, "aber es geht nichts ohne einen gewissen Eingriff in die Substanz".
Die Hoffnungen des Bürgermeisters und der Gemeinde Ebelsbach liegen auf ISEK, dem integrierten Stadtentwicklungskonzept. Dieses in die Wege zu leiten, ist nun die Aufgabe eines Ingenieurbüros, das die Gemeinde damit beauftragt hat. Das Konzept soll aber nicht nur für das Schloss, sondern für den gesamten Altort erstellt werden. Die Bürgerinnen und Bürger von Ebelsbach sollen ebenfalls ganz eng - eventuell im Rahmen einer eigens dafür einberufenen Versammlung - in die Planungen mit eingebunden werden.
Ebelsbach ist ein "gebranntes Kind"
Martin Horn schwebt bereits eine mögliche Lösung vor. Es gab auch schon Anfragen von etwaigen Investoren, mit denen der Bürgermeister in Kontakt steht. "Mein Wunsch ist, dass wir das Schloss weitgehend in kommunaler Hand behalten", schließlich sei man nach der Katastrophe von 2009 ein im wahrsten Sinne des Wortes "gebranntes Kind".
Horn sieht eine gute Möglichkeit, im Schloss nach der Sanierung zum Beispiel altersgerechtes Wohnen zu etablieren. Es gebe derzeit viele ältere Bürgerinnen und Bürger in Ebelsbach, die dann die Möglichkeit hätten, im Alter in heimatlichen Gefilden bleiben zu können. Auch einen "Mix für Alt und Jung" könne er sich vorstellen. Eine Mischung aus Wohnen für Senioren, eventuell einem Kindergarten und einer Veranstaltungsbühne.
Ob es gelingt, die Interessen der Bürger, der Investoren und der Denkmalschützer fruchtbar unter einem Hut zu vereinen, wird sich bald zeigen. Denn eines ist für alle Beteiligten klar: Eine Brandruine darf Schloss Ebelsbach auf keinen Fall bleiben.