Das KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation mit Sitz im hessischen Neu-Isenburg stellt in Haßfurt zum 30. September den Betrieb der nephrologischen Fachabteilung des KfH-Gesundheitszentrums ein und schließt zum gleichen Zeitpunkt die Pforten des KfH-Nierenzentrums, wo seit einem Vierteljahrhundert Dialysen stattfanden. Das hat der gemeinnützige Verein am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt gegeben. Das Wort Nephrologie bedeutet Nierenheilkunde. Dialyse lässt sich mit Blutreinigung durch medizinisch-technische Verfahren übersetzen, die zum Einsatz kommen, wenn die Nieren nicht mehr ausreichend arbeiten.
Wer auf Dialyse angewiesen ist, oft zwei bis dreimal in der Woche, ist meist schwer krank und in seinem Aktionsradius stark eingeschränkt. Also dürfte das Aus für das Nierenzentrum in Haßfurt durchaus einen gravierenden Einschnitt für viele Betroffene bedeuten, auch wenn das Kuratorium in dieser Hinsicht beschwichtigt:
Nephrologische Patientenversorgung: Laut KfH seit Jahren stark defizitär
In der Verlautbarung macht Alexander Spitzl, der kaufmännische Leiter der beiden Haßfurter KfH-Zentren, zunächst wirtschaftliche Gründe für die Entscheidung geltend: Die nephrologische Patientenversorgung in der Kreisstadt erwirtschafte seit Jahren erhebliche Defizite. Der kaufmännische Leiter rechtfertigt die Rationalisierungsmaßnahme aber auch damit, dass die Versorgung der nierenkranken Menschen im Einzugsbereich auch anderweitig gesichert sei.
Die Rede ist von derzeit 52 Dialysepatientinnen und -patienten, die auch in Zukunft "wohnortnah" durch die benachbarten KfZ-Zentren Bamberg, Schweinfurt und Coburg oder durch andere nephrologische Leistungsanbieter versorgt würden. "Selbstverständlich unterstützen und begleiten wir unsere Patientinnen und Patienten beim anstehenden Wechsel", verspricht Spitzl in der Pressemitteilung.
Sowohl das KfH-Nierenzentrum als auch das zehn Jahre jüngere KfH-Gesundheitszentrum, in welchem gegenwärtig vier Hausärzte und eine Nierenspezialistin "unter einem Dach arbeiten", sind in der Brückenstraße in Haßfurt angesiedelt. Hier wie dort haben Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal in der Vergangenheit unzählige Menschen mit akuten und chronischen Nierenerkrankungen betreut, "von der Prävention und Früherkennung einer Nierenfunktionsstörung bis hin zum Nierenversagen", wie Christine Schönfeldt, Pressesprecherin des Kuratoriums für Dialyse und Nierentransplantation, auf Anfrage der Redaktion ausführte.
Bei einem endgültigen Nierenversagen benötigten die Betroffenen eine "Nierenersatztherapie" in Form der Dialysebehandlung oder Nierentransplantation. Die Dialyse erfolge als Heimdialyse oder in einem Nierenzentrum wie dem Haßfurter. Transplantationen fänden zwar in Transplantationszentren statt, doch die Nephrologinnen und Nephrologen hätten die Patientinnen und Patienten bislang im Anschluss an die Organverpflanzung in enger Absprache mit den Transplantationszentren betreut.
Doch mit der Dialyse einschließlich der nephrologischen Sprechstunde und der Sprechstunde für transplantierte Personen ist ab Oktober Schluss. Bestehen bleibt allein die hausärztliche Versorgung im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) KfH-Gesundheitszentrum. "Hier arbeiten Hausärztinnen und Hausärzte und kümmern sich – wie jede andere Hausärztin und jeder andere Hausarzt – um ihre Patientinnen und Patientinnen", erklärte Pressesprecherin Schönfeldt die für Außenstehende nicht ganz leicht zu durchschauende Zusammenhänge.
Die 16 Beschäftigten sollen Weiterbeschäftigungsangebote erhalten
Aktuell hat der nephrologische Bereich des KfH in Haßfurt 16 Beschäftigte. Ihnen will das Kuratorium nach eigener Aussage das Angebot der Weiterbeschäftigung in anderen Einrichtungen unterbreiten. Das Personal im Bereich Technik betreue ohnehin mehrere KfH-Standorte und sei daher von den Änderungen nicht betroffen.
Die Räumlichkeiten, die derzeit vom KfH-Nierenzentrum und dem nephrologischen Bereich des KfH-Gesundheitszentrums genutzt werden, würden nach Beendigung des Mietvertrags an den Vermieter zurückgegeben. Der hausärztliche Bereich des MVZ bleibe weiterhin in der Brückenstraße, ließ Pressereferentin Christiane Schönfeldt noch wissen.