
Wenn es dämmrig wird, was zurzeit schon kurz nach 16 Uhr der Fall ist, werden auf dem Dorfplatz in Rügheim die Blicke nun – pünktlich zum Beginn der Adventszeit – magisch auf eine ganz besondere Krippe gelenkt: Ein überdimensionaler "Scherenschnitt" zeigt dort Menschen, deren Haltung und Gangart keiner Worte bedarf. Frauen, Männer, Mädchen und Jungen steigen Stufen hinauf zum Jesuskind in der Krippe.
Oben in der Mitte sitzt eine Frau auf einem Hocker und gegenüber beugt sich ein älterer Mann über das Kind, das vor ihnen in der Krippe liegt. Die Haltung beider spiegelt die Ehrfurcht und Freude beim Anblick des Kindes wider.
So entstand die Idee zu der besonderen Rügheimer Dorfkrippe
Wer war der Ideengeber und wer die Mitgestalter dieser außergewöhnlichen Krippe auf dem Dorfplatz? Pfarrer Eckhart Kollmer ist seit seinem Ruhestand 2019 wieder in Rügheim wohnhaft. Für den Seelsorger haben Krippen eine besondere Faszination und so kam ihm, beim Begutachten unterschiedlicher Krippendarstellungen im Umland, die Idee, dieses weihnachtliche Motiv der Öffentlichkeit in Rügheim zu präsentieren.

"Meine erste Beraterin diesbezüglich war meine Frau Anita. Wir verwirklichen öfter gemeinsam kreative Projekte und so bekam ich von ihr weitere Impulse", berichtet Kollmer. Doch die Art der Präsentation der Krippe war für ihn zunächst noch unklar. "Da erinnerte ich mich zurück, dass ich vor mehr als 15 Jahren mit Jugendlichen in meinem früheren Wirkungskreis Schottenstein lebensgroße hinterleuchtete Schattenrisse gefertigt habe."
Der Gedanke daran habe ihn nicht mehr losgelassen. "Wäre dies nicht auch bei der Rügheimer Krippe machbar, noch dazu, dass die Menschen im Aussehen gegenwärtig dargestellt werden?" Doch solch ein Projekt ist nur als Team durchführbar.
Über die Dorfgemeinschaft Unterstützer und Helfer gefunden
Kollmer, selbst Mitglied der Dorfgemeinschaft Rügheim, deren Ziel es unter anderem ist, das Traditions- und Brauchtumsdenken im Ort zu fördern, fand beim Vorsitzenden Siegfried Burger hinsichtlich seines Krippenvorhabens ein offenes Gehör. Nun galt es, Unterstützer und Gleichgesinnte zu finden.
Lothar Brochloß-Gerner, Paul Vierneusel, Werner Lambach, Berthold Göhler und Eberhard Götz lud Hauptinitiator Kollmer auf überaus humorige Weise ein, sich dem Projekt anzuschließen: "Ich bin von einem 'Krippe-Virus' angesteckt und würde mich freuen, wenn ihr ebenfalls angesteckt werden würdet."
Der Funke seiner Begeisterung sei schnell auf alle übergesprungen, als er ein früheres Silhouettenfoto der Krippe der Dorfjugend aus Schottenstein zeigte. "Nun wurde beraten und diskutiert, eine kleine Skizze gefertigt, die Gefallen fand, und dann haben wir losgelegt", erzählt Kollmer rückblickend.
Erwachsene und Kinder aus Rügheim standen Modell
Lange dauerten vor allem die Vorarbeiten für die Krippe. So wurden Siebdruckplatten besorgt, die dem Wetter trotzen. Werner Lambach fotografierte Erwachsene und Kinder aus Rügheim, die Modell standen, und projizierte die Fotografien mit einem Beamer auf die Platten. Die Silhouetten wurden dann feinsäuberlich ausgeschnitten und bearbeitet. Das Dach wurde zugesägt, befestigt und der Elektroanschluss verlegt.
Die sechs rüstigen Rentner haben ihr Werk nun vollendet und eine ebenso außergewöhnliche wie einzigartige Krippe für Rügheim geschaffen. Für alle sechs machte die Freude am Werken und der fromme Hintergrund die Arbeiten zu einer Beschäftigung, die sie auf die Besinnlichkeit und anheimelnde Atmosphäre der kommenden Adventszeit auf einzigartige Weise einstimmte.
Das Sitzen und Stehen, die Haltung und die Gangart der dargestellten Personen berühren den Betrachter unwillkürlich. Pfarrer Kollmer hat hierfür eine Erklärung: "Diese Figuren, die wir sehen, stellen uns dar. Wir sind auch Maria und Josef und, wenn wir klein genug sind, auch das Jesuskind."
Die offizielle Einweihung der besonderen Rügheimer Dorfkrippe findet am Freitag, 29. November, um 17 Uhr – unter Mitwirkung der Dekanin Anne Salzbrenner und des Rügheimer Singkreises – statt.