
Es war nicht der Wolf, sondern ein Hund, der am 22. Oktober ein Schaf im Landkreis Haßberge getötet hat. Zu diesem Ergebnis ist das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) anhand einer gentechnischen Analyse gekommen, wie der Homepage der Behörde im Bereich des "Wildtiermanagements Große Beutegreifer" zu entnehmen ist. Über diesen geklärten Verdachtsfall bei Nutztierrissen hatte die Redaktion berichtet.
Nun konnte die Redaktion mit dem Schäfer sprechen: Andreas Müller (38) aus Geroldswind. Er und sein Vater hatten beim Gang über ihre Schafweide am nördlichen Ortsrand von Geroldswind das tote Schaf am Nachmittag des 22. Oktobers entdeckt. Das Tier sei übel zugerichtet gewesen und sei in einem Wassergraben gelegen. Der erste Gedanke von Vater und Sohn: Da war ein Wolf am Werk.
Das sei auch die Meinung in der Bevölkerung gewesen, was für Verunsicherung gesorgt habe, erklärt Andreas Müller: Denn im benachbarten Landkreis Rhön-Grabfeld hat es in diesem Jahr schon mehrere Wolfsangriffe auf Nutztiere gegeben.
Bislang noch nie Probleme mit einem Riss gehabt
"Bisher gab es bei uns auf der Weide in den vielen Jahren, in denen wir Schafe halten, noch nie Probleme mit einem Riss", sagt Müller. Der Anblick des getöteten Mutterschafs – das dreijährige Tier war trächtig – hat ihn schockiert. Er hat etwa 20 Mutterschafe und eine Nachzucht von acht bis zehn Tieren. Weil er sich relativ sicher gewesen sei, dass ein Wolf das Schaf getötet habe, habe er sich mit dem Veterinäramt in Haßfurt in Verbindung gesetzt. Dort verwies man ihn an das LfU, wo er den Sachverhalt schilderte.
Mitarbeiter des Netzwerks "Große Beutegreifer" hätten dann vor Ort drei Proben für eine genetische Untersuchung unternommen. Und am 5. November habe man ihm das Ergebnis mitgeteilt, so Müller: Es war ein Hund, kein Wolf. "Das muss ich so akzeptieren, auch wenn ich so leichte Zweifel habe, es könnte ja auch ein Hund nach dem Riss das Tier abgeleckt haben", sagt Andreas. Wolfsnachweise ergeben sich in der Regel aus genetischen Analysen, etwa von Speichel- oder Losungsproben, oder aus Bildmaterial mit ausreichender Qualität.

Kein Wolfsnachweis: Keine Entschädigung
In seinem Fall, bei dem kein Wolfsriss nachgewiesen ist, bekommt Andreas Müller auch keine Entschädigung für das verendetes Tier. Das Schaf hat seinen Worten zufolge einen Wert von etwa 300 Euro, nicht eingerechnet den Zuchtwert für die Zukunft. Beim Gespräch in der Wohnung von Andreas Müller zeigen sich der Schäfer und seine Ehefrau Daniela besorgt: Sie haben drei Kinder, die häufig hinter dem Haus neben der Schafweide auf der Terrasse spielen. Nicht auszudenken, wenn hier ein Wolf oder auch ein beißwütiger Hund auftauchen würde.

Die Schafweide von Müller ist mit einem Elektrozaun mit einer Ausgangsspannung von 9500 Volt umgeben. Der Graben, in dem der "Beutegreifer" das Schaf aus dem Gehege heraus gezogen hat, ist das einzige Schlupfloch unter dem Zaun.