Im Jahr 2015 trat die Hofheimer Samba-Gruppe Bateria Caliente zum ersten Mal beim Internationalen Samba-Festival in Coburg auf. Es ist nach Angaben der Veranstalter das größte seiner Art außerhalb Brasiliens. Acht Aktive der Bateria Caliente haben der Redaktion vor dem Samba-Festival, das heuer vom 12. bis 14. Juli stattfindet, von ihrer Samba-Leidenschaft erzählt und verraten, was Coburg für sie so besonders macht. Von einer Musikerin, die sich mit elf Jahren auf die Bühne schlich, über vier- bis fünfstündige Friseurtermine für knallbunte Samba-Frisuren bis zum Festival-"Lotterleben".
1. Alexandra Schmid (52) aus Stadtlauringen: "Coburg ist für uns das Wichtigste im Jahr"
Eine Samba-Gruppe in Aktion habe sie das erste Mal gesehen, als sie noch in Hallstadt wohnte, erzählt Alexandra Schmid. "Wir standen am Fenster und haben mit Topf und Kochlöffel mitgemacht." Gemeinsam mit ihrer Tochter kam sie 2018 zur Hofheimer Bateria Caliente. Angefangen haben sie als Fahnenträgerinnen. "Aber das war uns dann zu langweilig", sagt die 52-Jährige und lacht. "Wir wollten ein Instrument spielen." Mit dem Shaker ging es dann los. Inzwischen spielt Schmid Surdo, eine der Trommeln. Der Auftritt beim Samba-Festival in Coburg sei "mega". "Das möchten wir auf keinen Fall verpassen, die Stimmung, der Spaß dahinter. Coburg ist für uns das Wichtigste im Jahr."
2. Simon Wildanger (26) aus Hofheim: Durch Samba lernt man Leute und Kulturen kennen
Durch die Gruppe und die Musik lerne man alle möglichen Leute und Kulturen kennenlernen, zeigt sich Simon Wildanger begeistert. "Es gibt für jeden irgendein Instrument, das er – mit ein bisschen Taktgefühl – hier spielen kann." Samba eigne sich auch, um Emotionen rauszulassen, nicht nur positive. "Man kommt her, trommelt eine Stunde und hat dann schon ein ganz anderes Gefühl", erklärt der 26-Jährige. Das Samba-Festival in Coburg sei immer etwas Besonderes. "Nicht nur weil viele Menschen da sind, sondern auch weil man andere Samba-Gruppen sieht." So lerne man zum Beispiel neue Stile kennen oder bekomme selbst Feedback.
3. Chiara Schmitt (16) aus Stadtlauringen: Mit elf Jahren schlich sie sich auf die Bühne
Ihren ersten "Auftritt" in Coburg hatte Chiara Schmitt mit elf Jahren. Mit einem Handshaker habe sie sich damals zu den anderen auf die Bühne geschlichen. "Das gab kurz ein bisschen Stress", erinnert sich die heute 16-Jährige und lacht. Im Folgejahr war sie dann ganz offiziell dabei. Inzwischen tritt Schmitt in der Vestestadt nicht nur mit der Bateria Caliente auf, sondern auch mit anderen Gruppen. 2023 seien es an den drei Festivaltagen circa 20 Auftritte gewesen. "Das Samba-Feeling ist so noch mehr da", erklärt sie. "Du lernst auch viel mehr neue Leute kennen, die du dann nur auf dem Samba-Festival siehst, und wo du dich darauf freust. Das ist schon cool." Wie ein Familientreffen sei das.
4. Christian Sennfelder (38) aus Humprechtshausen: Nur echt mit knallbunter Samba-Frisur
Jedes Jahr am Freitagmorgen vor Beginn des Samba-Festivals sitzt Christian Sennfelder beim Friseur in Ebern. Wie der Vorsitzende der Bateria Caliente berichtet, lässt er sich dort in einem Termin von "vier bis fünf Stunden" eine "knallbunte" Samba-Frisur zaubern. Und sorgt damit in Coburg offenbar für einen echten Hingucker: "Es gibt schon Fans, die mich immer suchen, und ein Foto machen wollen", erzählt der 38-Jährige mit einem Schmunzeln. Auch die Bateria Caliente habe vor Ort ihren Fankreis. Das Spielen verschiedener Stile zeichne die Gruppe aus, erklärt Sennfelder. Das Programm: "20 Minuten Rio-Samba, fünf Minuten Hip-Hop-Samba und fünf Minuten Samba-Rock."
5. Monika Strätz (67) aus Zeil: "Samba muss laut sein, Samba muss weh tun" ist ihre Devise
"Leben, leben und nochmal leben", das bedeute Samba für sie, sagt Monika Strätz. Mit 50 Jahren habe sie bei einer Gruppe in Sand mit dem Sambaspielen angefangen. Motivieren will sie mit ihrem Beispiel auch andere, denn: "Man ist nicht zu alt für irgendwas." Das "Samba-Syndrom" habe sie gepackt, erklärt die Zeilerin. "Ich bin wirklich sambaverrückt. Es ist das Beste, was mir je passiert ist, dass ich mit Samba angefangen habe." Bremsen lasse sie sich dabei auch nicht von offenen Nagelbetten oder gebrochenen Händen. "Ich bin auch eine der ganz wenigen, die niemals Ohrenstöpsel tragen. Niemals", sagt sie mit Nachdruck und einem Lachen. "Samba muss laut sein, Samba muss weh tun."
6. Silas Will (13) aus Hofheim: Der vierte Auftritt für das jüngste Bateria-Caliente-Mitglied
Mit 13 Jahren ist Silas Will aus Hofheim das jüngste Mitglied der Samba-Gruppe. Seit rund drei Monaten sei er jetzt dabei, berichtet er. Der 13-Jährige spielt Surdo. Nach dem ersten Schnuppern sei ihm schnell klar gewesen, weiter mitmachen zu wollen. Ihm gefalle das Spielen in der Bateria Caliente vor allem "wegen der Gemeinschaft". Auch seinen ersten Auftritt hat der junge Hofheimer bereits hinter sich. In Erlangen sei das gewesen. Auf dem Samba-Festival in Coburg tritt der 13-Jährige heuer zum ersten Mal mit auf. "Das wird mein vierter Auftritt dann." Ein bisschen aufgeregt sei er schon, bestätigt Will. Wirklich Lampenfieber habe er vor Auftritten aber nicht.
7. Vivian Krause (32) aus Eisingen bei Würzburg: "Es macht einfach immer gute Laune"
Bevor sie 2018 Mitglied der Bateria Caliente wurde, erlebte Vivian Krause das Samba-Festival als Zuschauerin. "Es hat mir super gut gefallen, auch diese Musik im Allgemeinen", erinnert sie sich. Sie habe dann selbst einmal ausprobieren wollen zu spielen. Bis heute ist die 32-Jährige, trotz der inzwischen etwas größeren Entfernung, aktiv dabei. "Es macht einfach immer gute Laune, sobald wir loslegen. Und ich finde, wir sind hier echt eine tolle Truppe", sagt sie. In Coburg herrsche jedes Mal eine "super Stimmung" – aufgrund der Musik, aber auch wegen der Besucherinnen und Besucher. "Das macht dann noch mal mehr Spaß, wenn man merkt, dass das Publikum so mitgeht."
8. Julius Sennfelder (69) aus Sylbach: Samba-Festival heißt auch ein bisschen "Lotterleben"
Die Krönung sei, auf dem Schlossplatz in Coburg zu spielen, sagt Julius Sennfelder. "Wenn ich daran denke, kriege ich Gänsehaut. Das ist Wahnsinn vor den vielen Leuten." Der 69-Jährige, der seit 2015 Teil der Bateria Caliente ist, verrät mit einem Schmunzeln, dass das Ganze "natürlich auch ein bisschen so ein Lotterleben" sei. Untergebracht seien alle in Schulen. "Wir haben auch schon mal im Treppenhaus geschlafen." Nachts sei man noch sehr spät, teilweise bis vier Uhr, unterwegs. Früh um 9 Uhr gebe es Frühstück und kurze Zeit später folge dann der nächste Auftritt. Wenn ein solcher gerade nicht ansteht, sei es in Coburg auch schön, durch die Stadt zu laufen. "Überall wummert's."