Die Füße beginnen zu zucken, automatisch schwingen die Hüften hin und her. Der pulsierende Rhythmus geht ins Blut und bringt den Körper in Bewegung.
„Samba – das ist die pure Lust am Leben“, schwärmt Christian Sennfelder. Der lebensfrohe Musikstil aus Brasilien faszinierte den Humprechtshäuser schon in jungen Jahren. Gepackt hat ihn das Sambafieber bei einem Besuch des Sambafestivals in Coburg – mit über 200 000 Besuchern eine der größten Veranstaltungen dieser Art außerhalb Brasiliens.
Eine Anfrage des Hofheimer Carnelval Clubs (HCC) im Herbst letzten Jahres gab den Anstoß: Per Telefon trommelte Sennfelder Freunde und Bekannte zusammen, um eine Bateria – wie die Gruppe von Trommlern in Brasilien genannt wird – zu gründen. Erfahrungen mit einem Percussion-Ensemble hatte der 27-Jährige bereits beim Spielmannszug in Hofheim gesammelt. „Die Gruppe hat sich leider aufgelöst, weil alle zum Studium weg sind“, erklärt Sennfelder.
Mit Bastian Klauer als musikalischem Leiter und Christian Sennfelder als Organisator gab die „Bateria Caliente“ beim diesjährigen HCC-Fasching ihren lautstarken Einstand. „Caliente“ – bedeutet aus dem Spanischen übersetzt soviel wie heiß oder scharf. Den Namen wählte die Gruppe nicht von ungefähr: „Wir wollen dem Publikum einheizen, und die Menschen zum Höhepunkt bringen“, beschreibt Sennfelder das Ziel der heißen Gruppe. „Die Leute sollen bei der Musik so richtig Party machen und abdrehen.“
Dafür sorgen 16 Sambistas – neun männliche und sieben weibliche Gruppenmitglieder im Alter von 14 bis 56 Jahren. „Die meisten von uns haben keine musikalische Vorbildung“, so Sennfelder. Noten brauche man nicht; nur Rhythmusgefühl müsse man haben. Im Keller des ehemaligen Hofheimer Gefängnisses fand sich ein idealer Probenraum für die „Krachmacher“.
Bastiao und Christiano
Mit der Repinique, einer kleinen Trommel mit hohem, metallischem Klang, gibt Bastian Klauer als „Mestre de Bateria“ den Takt vor. „Bastiao“, wie der Zeiler seinen Namen gerne dem Herkunftsland der Musik anpasst, ist bereits ein erfahrener Sambista. Er trommelt sowohl bei „Samba Areia“ in Sand als auch bei der größten Samba-Bateria Europas „Bloco X“ mit.
Grundlage des Sambas sind traditionelle afrikanische Musikstile, die von Sklaven nach Brasilien gebracht wurden. Vom brasilianischen Musikstil „Samba“ gibt es zahlreiche Varianten. „Wir spielen vorwiegend Samba-Batucada, wie er in den Sambaschulen in Rio de Janeiro vorkommt“, erklärt Klauer. Mit Pfiffen seiner Trillerpfeife oder durch Handzeichen gibt der Mestre Kommandos zum Rhythmuswechsel. „Wir bauen auch Funk, Samba-Reggae oder Pop ein“, so Sennfelder. Die Gestaltung liegt ganz beim Mestre. Dieser wiederum lässt sich von den Reaktionen des Publikums inspirieren – je mehr die Zuhörer mitmachen, desto intensiver und schneller werden die Rhythmen. So richtig auf den Putz hauen können die Surdospieler. Sie haben nicht nur ihre großen Trommeln zu schleppen – sie tragen auch die Verantwortung für den richtigen Groove. Sie sind der Herzschlag der Bateria und bilden mit ihren tiefen Tönen den tragenden Untergrund des Samba. Mit Drahtspiralen oder Saiten bespannt, sorgen die Caixas (portugiesisch für Kiste) für rhythmisches Scheppern. Die hellen, scharfen Töne der Tamborims strukturieren die Batucadas und setzen Akzente. Die kleinen Handtrommeln werden meist mit einer Plastikpeitsche gespielt. Der Agogo – zwei mit einem Bügel verbundene Metallglocken – und die Chocalhos – auf Metallstangen befestigte Blechblättchen – werden geschlagen beziehungsweise geschüttelt. Während der Agogo eine rhythmische Linie spielt, sorgen die Metallshaker für einen hellen Klangteppich.
Damit auch jeder im Takt bleibt, ist viel Ausdauer und langes Üben angesagt. Da hat sich schon mancher Trommler die ein oder andere Blase geholt. „Wenn die Handinnenflächen feucht werden, reibt der Stock“, erklärt Sennfelder. „Die Spieler der Surdos tragen deshalb oft Handschuhe.“
Lachend warnt Sennfelder: „Nach einer Probe oder einem Konzert ist man noch die ganze Nacht dabei. Den Grundbeat spürt man stundenlang im ganzen Körper.“
Für Auftritte mietet die Gruppe auch schon mal Samba-Tänzerinnen an. Neben den passenden Tanzschritten beeindrucken die Damen vor allem mit farbenprächtigen, reich geschmückten Kostümen.
„Die Musik reißt mich mit und spornt mich dazu an, alles zu geben“, schwärmt Melanie Saal. Die zierliche Hofheimerin holt weit aus und schlägt kraftvoll auf die große Surdo. „Ich kann mich beim Spielen so richtig auspowern.“
„Alle Südamerikaner lieben die Musik und haben den Rhythmus im Blut.“ Elizabeth Bergmann stammt aus Peru und lebt seit 13 Jahren in Deutschland. Es sei schon immer ihr Traum gewesen, bei einer Sambagruppe mitzuspielen. Sie freue sich sehr über diese Möglichkeit.
Großes Ziel von Bateria Caliente: Nächstes Jahr beim Samba-Festival in Coburg dabei zu sein. „Und irgendwann will ich mit Bastian nach Rio fliegen und den Karneval dort live erleben“, plant Sennfelder.
Zu hören ist Bateria Caliente am 13. Juni ab 17.30 im Vera Cruz in Ebern. Sie heizen dort beim Public Viewing Mexico - Kamerun kräftig ein.
Auch neue Mitspieler sind in der Gruppe willkommen, Kontakt über Christian Sennfelder auf Facebook oder Tel. (01 70) 3 49 42 91