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Jesserndorf
Sagenhafte Orte in Franken: Durch einen märchenhaften Wald zu den Heilsteinen von Jesserndorf
Der Heilsteinpfad in den Haßbergen zieht Esoteriker an. Ob die Felsen wirklich Leiden lindern, ist wissenschaftlich nicht belegt. Ein Ausflug dorthin lohnt sich dennoch.
Die bemoosten Felsen bei Jesserndorf (Lkr. Haßberge) sollen heilende Kräfte haben. Wissenschaftlich nachgewiesen ist das aber nicht. 
Foto: Anna Baum | Die bemoosten Felsen bei Jesserndorf (Lkr. Haßberge) sollen heilende Kräfte haben. Wissenschaftlich nachgewiesen ist das aber nicht. 
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:00 Uhr

240 Einwohner hat Jesserndorf, eine kleine Ortschaft, die zu Ebern (Lkr. Haßberge) gehört. Es gibt eine Gastwirtschaft, zwei Kirchen, einige Firmen und die Attraktion im Wald: die Heilsteine. Ob Esoterik oder nicht - ein außergewöhnliches Ausflugsziel ist der Heilsteinpfad in Jesserndorf allemal. Aus ganz Deutschland kommen immer wieder Wanderer, die sich für die Wirkung der Steine interessieren oder einfach die Schönheit dieses Waldes genießen wollen.

"Jeder Stein soll gegen ein anderes Leiden helfen", sagt Brigitte Gabel. Das spirituelle Ehepaar Irene und Oswald Tränkenschuh aus Königsberg hat die angebliche Kraft der Steine in den 80er Jahren entdeckt und darüber ein Buch geschrieben: "Felsenkräfte - Kraft der Erde. Eine geomantische Heilweise".

Die Steine sollen bei Rückenproblemen oder Prostatabeschwerden helfen

Rote Strichmännchen auf den Felsen geben die genauen Positionen an, die man einnehmen soll, wenn man die Heilkraft des jeweiligen Felsens für seine Erkrankung nutzen will. Die Steine sollen zum Beispiel bei Rückenproblemen, Augenleiden oder Prostatabeschwerden helfen. Wissenschaftlich belegt ist das nicht.

Heute hat sich eine kleine Gruppe von Leuten gebildet, die dieses Wissen weitergeben möchte. Dazu zählt auch Brigitte Gabel aus Königsberg. Immer wieder bietet sie Führungen zu den Heilfelsen an. Irene Tränkenschuh ist 2009 nach langem Krebsleiden gestorben, Oswald Tränkenschuh ist über 80 Jahre alt und bietet selbst keine Führungen mehr an.

Brigitte Gabel genießt die Kraft der Jesserndorfer Heilsteine. Sie bietet auch Führungen an.
Foto: Claudia Kneifel | Brigitte Gabel genießt die Kraft der Jesserndorfer Heilsteine. Sie bietet auch Führungen an.

Treffpunkt ist direkt gegenüber der Ortsausfahrt von Jesserndorf auf einem Parkplatz im Wald. Brigitte Gabel ist gelernte Friseurmeisterin und 62 Jahre alt. Sie ist über autogenes Training zu den Tränkenschuhs und so auch zu den Heilfelsen gekommen. Sie glaubt, dass "die Energie direkt aus der Erde kommt". Man müsse sich nur darauf einlassen.

Die Tour durch den "Steinert" ist familientauglich

Der Wald wirkt märchenhaft. Sonnenlicht trifft immer wieder auf die bemoosten Felsen, die hellgrün leuchten. Folgt man dem Wanderzeichen des Wildschweins, folgt ein angenehmer Rundweg entlang verschiedener Felsen. Diese Tour durch den "Steinert", wie das Felsenmeer auch genannt wird, empfiehlt auch der Tourismusverband Haßberge. "Er führt im unteren Teil an den Felsen vorbei und ist familientauglich", sagt Helen Zwinkmann vom Tourismusverband.

Die kleine Gruppe um Brigitte Gabel läuft schweigend zum ersten Felsen, der mit der Nummer 2 gekennzeichnet ist. Eine Nummer 1 gibt es anscheinend nicht. "Nummer 2 soll gegen Rücken- und Bandscheibenschmerzen helfen", erklärt Gabel. Die Friseurin hatte vor etwa zehn Jahren vom vielen Stehen in ihrem Beruf starke Knieprobleme. "Dank der Kraft der Felsen geht es mir heute viel besser", sagt sie.

Esoterik-Tourismus in den nördlichen Haßbergen 

Gleich daneben befindet sich Fels Nummer 3, er soll helfen, Energieblockaden zu lösen. Selbst einen Fels zur Stärkung des Haarwuchs gibt es. Er trägt die Nummer 11. "Sehr beliebt bei Männern ist auch ein Stein, der bei Prostatabeschwerden helfen soll", sagt Gabel. Dieser sei mit der Nummer 28 gekennzeichnet.

Die verschiedenen Nummern wurden von Verfechtern der "Geomantischen Heilweise" als "Heilsteine" auserkoren. Geomantie wurde Ende des 20. Jahrhunderts eine esoterische Bewegung: In den nördlichen Haßbergen setzte ein regelrechter Esoterik-Tourismus ein, Heilpraktiker schickten ihre Patientinnen und Patienten zu den Steinen in den Wald. Der Königsberger Sonderschullehrer Oswald Tränkenschuh hatte mit dem Pendel ausgelotet, welcher Stein welche Wirkung entfaltet. 

Von der Mariengrotte bis zur Oase der Ruhe

Eine tatsächliche Wirkung der Heilsteine ist wissenschaftlich allerdings nicht nachgewiesen. Auch wenn man nicht an die Kräfte der Felsen glaubt, ist ein Ausflug zum "Steinert" lohnenswert. Der Rundweg "Wildschwein" führt vorbei an der Mariengrotte bis hin zur Oase der Ruhe, dort laden gemütliche Bänke zur Rast ein.

Wald, Wasser und Felsen: Der Heilsteinpfad bei Jesserndorf.
Foto: Anna Baum | Wald, Wasser und Felsen: Der Heilsteinpfad bei Jesserndorf.

Doch woher kommen die vielen Felsen überhaupt? Die Felsgesteine wurden im Hochmittelalter zur Erbauung einiger bedeutender Burgen verwendet, erklärt das Tourismusbüro Haßberge. Heute nennt Brigitte Gabel sie "Kopfkissenfelsen" oder "Energieflusswanne". 

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Gegen Ende der kleinen Tour gabelt sich der Weg und führt nach einer kurzen Abzweigung den Berg hinauf zur einer Art Felskapelle. Brigitte Gabel weiß auch eine alte Sage rund um die Mariengrotte. So habe vor langer Zeit ein Mönch im Ort gelebt, der an Lungenkrebs erkrankt war. "Immer wieder ging der Geistliche in den Wald und hat gebetet", erzählt sie. Die gute Nachricht: der Mönch wurde geheilt. Zum Dank schuf er die Mariengrotte. Sogar eine Gebetsbank ist hier neben vielen Kerzen aufgebaut.

Von der Grotte aus geht es nur noch abwärts. Manchmal ist es steiler, meistens weniger steil. Hier gibt es keine Heilfelsen mehr. Einfach immer abwärts und rechts halten, so erreicht man wieder den Parkplatz. Gegenüber ist schon Jesserndorf zu sehen. 

Tipps zum Trip

Der Heilsteinpfad: Los geht's direkt am Wald bei Jesserndorf. Der Wanderparkplatz befindet sich gegenüber der Ortseinfahrt. Der Heilsteinpfad erstreckt sich über etwa zwei Kilometer Länge. Eine Hinweistafel informiert über die einzelnen Wanderrouten. Der Wildschweinpfad ist ein entspannter Rundgang entlang der verschiedenen Steinfelsen.
Einkehren und übernachten: Der Gutshof Andres bietet fränkische Slow-Food-Küche mit Produkten der Region. Im modernen Gästehaus kann man auch übernachten. Adresse: Gutshof Andres, 96166 Kirchlauter, Pettstadt 1, Telefon (09536) 221, info@gutshof-andres.de
Ausflug ins benachbarte Königsberg: Der kleine Ort wurde fast gänzlich in Fachwerkbauweise errichtet und steht komplett unter Ensembleschutz. 
Baumwipfelpfad Steigerwald: Der 1150 Meter lange Holzsteg, der sich langsam durch alle Etagen des Waldes schlängelt und in einem 42 Meter hohen Aussichtssturm gipfelt, eröffnet neue Perspektiven auf den Wald und seine Bewohner. Einlass täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr. Adresse: Baumwipfelpfad Steigerwald, Radstein 2, 96157 Ebrach, Telefon: (09553) 989 80102, E-Mail: info-baumwipfelpfad@baysf.de
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