zurück
Landkreis Haßberge
Rottmann zu Gewaltaufruf gegen Grüne: "Alarmzeichen, das alle demokratischen Kräfte wachrütteln sollte"
Die Bundestagsabgeordnete warnt davor, dass aus Worten Taten werden könnten. Gleichzeitig erhebt sie Vorwürfe gegen die CSU im Landkreis Haßberge.
Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung gegen Unbekannt.
Foto: Rebecca Vogt | Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung gegen Unbekannt.
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 09.02.2024 12:38 Uhr

Die grünenfeindlichen, mutmaßlich rechtsextremen Hassbotschaften, die am vergangenen Wochenende in zwei Städten im Landkreis Haßberge aufgetaucht sind, erreichen nun auch das politische Berlin. Manuela Rottmann, Bundestagsabgeordnete der Grünen für den Wahlkreis Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld, bezeichnet die Aktion in einer Stellungnahme als "Alarmzeichen, das alle demokratischen Kräfte in der Region wachrütteln sollte". Sie fordert mehr Solidarität im Kampf gegen Gewaltaufrufe und rechtsextreme Hetze.

Der Vorfall löst ein halbes Jahr vor der Landtagswahl in Bayern eine Debatte über die zunehmende Vergiftung des politischen Klimas in der Bundesrepublik aus. Denn mit ihrer Kritik zielt Rottmann auch auf die CSU im Landkreis Haßberge. Sie warnt davor, die Grenze zwischen "scharfer politischer Auseinandersetzung und aggressiver Diffamierung" zu überschreiten – und damit die Spaltung der Gesellschaft zu befeuern. Was aber steckt hinter dem Vorwurf der ehemaligen Staatssekretärin?

Kreissprecherin: "Aufruf zur Gewalt, wenn nicht gar zum Mord"

Stein des Anstoßes sind Schmierereien, die inzwischen auch den Staatsschutz beschäftigen.  Unbekannte hatten jüngst auf Werbeflächen in Hofheim und in Haßfurt die Parole "Hängt die Grünen" hinterlassen, ergänzt mit einer Signatur, nämlich dem Schriftzug "3. Weg". Ein möglicher Hinweis auf die rechtsextreme Kleinstpartei als Verursacher. Laut Polizeipräsidium Unterfranken ermittelt der Staatsschutz nun wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen Unbekannt. Margit Pickel-Schmitt, Sprecherin der Grünen im Kreis Haßberge, geht weiter. Sie sehe in der Botschaft einen "Aufruf zur Gewalt, wenn nicht gar zum Mord", so die Kommunalpolitikerin zu Beginn der Woche gegenüber dieser Redaktion.

"Ich erwarte von allen demokratischen Parteien, dass sie sich dieser Entwicklung aktiv entgegen stellen."
Manuela Rottmann, Grünen-Bundestagsabgeordnete

Aus Berlin kommt derweil Unterstützung für die Lesart des Grünen-Kreisverbands. "Ich erwarte von allen demokratischen Parteien, dass sie sich dieser Entwicklung aktiv entgegen stellen", fordert Manuela Rottmann in ihrer Stellungnahme. "Wir haben in Deutschland leider bereits die Erfahrung machen müssen, dass Worte zu Gewalttaten und Bedrohungen führen." Das gilt offenbar auch für die Grünen im Kreis Haßberge. Dort, so erklären Pickel-Schmitt und Rottmann, habe es in der Vergangenheit immer wieder Angriffe gegeben, auf das Parteibüro in Haßfurt etwa, oder auf Plakate der Grünen im Bundestagswahlkampf 2021. 

Rottmann zu Gewaltaufruf gegen Grüne: 'Alarmzeichen, das alle demokratischen Kräfte wachrütteln sollte'
Foto: Lukas Reinhardt

Rottmann teilt deshalb auch gegen die CSU im Kreis Haßberge aus. Denn die Bundestagsabgeordnete beobachtet eigenen Angaben zufolge eine immer schärfer werdende Rhetorik gegenüber ihrer Partei. "Die Auseinandersetzung darf nicht mit Diffamierungen geführt werden, wie es ein bayerischer Ableger der sogenannten Werteunion in einer offenen Facebook-Gruppe des CSU-Kreisverbands Haßberge tut", so Rottmann.

In dieser Gruppe wurden unter anderem Beiträge geteilt, die Anhänger der Grünen als "geistigen Brandstifter" eines "neuen Ökoterrors" bezeichnen, oder Politikerinnen und Politiker mit "totalitären Kommunisten" vergleichen. Neben dem Sander Bürgermeisterkandidaten der CSU, Julian Müller, ist auch der unterfränkische Bezirksvorsitzende Steffen Vogel Administrator dieser Facebook-Gruppe. Beide Politiker entscheiden also maßgeblich mit, welche Inhalte hier geteilt werden dürfen und welche nicht. Rottmanns wirft der Haßberge-CSU in ihrer Stellungnahme nicht vor, an der Hetze gegen die Grünen teilzunehmen, wohl aber sie zu tolerieren. 

Steffen Vogel verteidigt Vorgehen in Facebook-Gruppe

Vogel, der im Oktober als Spitzenkandidat in der Region sein Mandat für den Bayerischen Landtag verteidigen möchte, äußert sich auf Nachfrage zu den Vorwürfen gegen ihn und seine Partei. Mit Blick auf die mutmaßlich rechtsextreme Aktion im Haßbergkreis entgegnet er: Der Aufruf zur Gewalt gegenüber den Grünen sei "inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen". Gleichzeitig betont Vogel: "Dass Frau Rottmann nunmehr der CSU dieses kriminelle Verhalten in die Schuhe schieben will, ist unerträglich und vergiftet eher das 'Klima' zwischen den demokratischen Parteien."

Steffen Vogel will im Oktober sein Mandat für den Bayerischen Landtag verteidigen. 
Foto: Lukas Reinhardt | Steffen Vogel will im Oktober sein Mandat für den Bayerischen Landtag verteidigen. 

Der Jurist hält Formulierungen, wie sie in den Gruppenbeiträgen teils vorkommen, zwar für "überspitzt", aber dennoch für "rechtlich zulässig". Er sei keine "Sprachpolizei, die Meinungsäußerungen unterdrückt, verbietet und löscht", so der CSU-Politiker weiter. Und: "Nur weil ich eine Meinung nicht zensiere, heißt es nicht, dass ich diese teile."

"Nur weil ich eine Meinung nicht zensiere, heißt es nicht, dass ich diese teile."
Steffen Vogel, CSU-Landtagsabgeordneter

Gemeint sind die Beiträge des bayerischen Ablegers der sogenannten "Werte-Union". Unter dem Namen "Konservativer Aufbruch für Werte und Freiheit in Bayern" teilen deren Mitglieder auf Facebook Inhalte – bis November 2022 auch in der öffentlichen Gruppe mit dem Titel "CSU-Kreisverband Haßberge". Die Werte-Union, ein erzkonservativer Verein außerhalb der Partei, war in der Vergangenheit immer wieder massiv in die Kritik geraten. Grund waren die teils radikalen Ansichten einiger Mitglieder. Steffen Vogel betont auf Nachfrage: "Ich habe mit der 'Werte-Union' nie etwas zu tun gehabt und halte den Verein für überflüssig."   

Keine offizielle Seite des CSU-Kreisverbands

Auch Dorothee Bär, die im September 2022 den CSU-Kreisvorsitz von Steffen Vogel übernommen hat, äußert sich auf Nachfrage zu Manuela Rottmanns Kritik. Sie betont ihren bereits Jahre andauernden Kampf gegen Hass und Hetze. Die Äußerungen in der Facebook-Gruppe entsprächen nicht der Meinung des Verbandes oder der CSU, da es sich um keine offizielle Seite der Christsozialen im Haßbergkreis handle, trotz des Titels. Anders als Steffen Vogel sieht Bär aber dennoch Handlungsbedarf. "Die genannte Seite schaue ich mir natürlich dementsprechend kritisch an und werde dagegen vorgehen", so die Bundestagsabgeordnete in ihrer schriftlichen Stellungnahme.

Wie genau das Vorgehen aussieht, bleibt offen. Dennoch: Die bevorstehende Landtagswahl in Bayern dürfte die politischen Grabenkämpfe in den kommenden Wochen weiter verschärfen, und damit auch die Rhetorik der parteipolitischen Konrahentinnen und Kontrahenten. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Haßfurt
Hofheim
Lukas Reinhardt
Bayerischer Landtag
Bundestagsabgeordnete
CSU
Demokratie
Dorothee Bär
Facebook
Gewaltdelikte und Gewalttaten
Manuela Rottmann
Mord
Müller Schweinfurt
Polizeipräsidium Unterfranken
Steffen Vogel
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • V. S.
    "Nur weil ich eine Meinung nicht zensiere, heißt es nicht, dass ich diese teile."
    (Steffen Vogel, CSU)
    Herr Vogel, wer als Volksvertreter angesichts dieser Entwicklung schweigt, stimmt zu.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. E.
    So ein Käse!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. H.
    Schwacher Kommentar
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. M.
    CSU/ CDU und AfD. Das rechte Gesinnungsklientel rottet sich zusammen. Wenn wir nichts dagegen unternehmen wiederholt sich die Geschichte. Und Söder fischt munter weiter am ganz rechten Rand, statt sich klar von diesen Neonazis abzugrenzen. Wehret den Anfängen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • L. S.
    Das können Sie sicher konkret belegen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. E.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    Wo Sie die Luft ansaugen ist mehr als offensichtlich. Sie verstehen nicht einmal den Unterschied zwischen wertekonservativ und rechtsnational. Ich bin kein C-Wähler, aber die Partei mit der AfD auf eine Stufe zu stellen, zeigt Ihr ganzes Niveau.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. S.
    Das Oberlandesgericht Bamberg hat entschieden, dass die Aussage "...nimm Dir fünf Minuten Zeit, schlage einen Grünen breit" die auf einem Transparent meterbreit an einem Gartentor in Würzburg hing, durch das Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt ist. Vom Breitschlagen zum Hängen ist der Weg weit, aber denkbar.
    was würde passieren, wenn jemand dazu auffordert einen bayerischen Richter breitzuschlagen?
    Bei allen denkbaren semantischen Spitzfindigkeiten kann Sprache eine Vorstufe zur Gewalt sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. G.
    Herr Vogel macht einen auf weltoffen und modern und lässt vor Ort den rechten CSU Rand ausfransen. Da hilft auch kein bunter Anzug mehr.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Die CSU entwickelt sich, je nach Mainstream, in alle Richtungen. Rückgrat in dieser Partei gibt es schon lange nicht mehr. Im Moment ist eine starke rechte Tendenz zu beobachten. Trotzdem, einen CSUler zu hängen oder ihm auch nur körperliche Gewalt anzutun, ist jenseits aller Optionen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • L. S.
    "Die CSU entwickelt sich, je nach Mainstream, in alle Richtungen. Rückgrat in dieser Partei gibt es schon lange nicht mehr. "
    Ersetzen Sie CDU durch Grüne, dann passt es.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. E.
    Es ist ihrer politischen Einstellung geschuldet, dass Sie diesen Käse von sich geben!
    Die Mehrheit der bayerischen Bevölkerung (nicht die absolute) sieht das völlig anders als Sie, Tendenz zunehmend!
    Sie sollten mehr Respekt vor den Bürgern haben!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. W.
    Ich verurteile diese geschmiere auf das schärfste. Hier sollten die Parteien mal zusammenstehen und klare Kante zeigen aber es wird die Schuld wieder bei den anderen gesucht. Zu Ihre Aussage hat man in Katar gesehen wieviel Rückgrat Ihre Partei mit dem Knievall vorgelebt hat. Man merkt Ihnen die Angst der bevorstehenden Wahlen an. Der Kniefall und das vorpreschen in der Wärmewende wird sich leider dramatisch auf's Ergebnis auswirken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. T.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. S.
    War das nicht auch mal das Motto vom Mehmet Scholl? Der hats danach immerhin noch zum Kommentator bei den öffentlich Rechtlichen geschafft...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • L. W.
    @ anna.mpnews

    Wer sich über Entscheidungen der Politiker ärgert muss aber nicht unbedingt Anhänger von faschistoiden Demokratiefeinden werden, oder?

    Es hat doch jeder trotzdem einen von Gott gegebenen Verstand und sollte ihn auch nutzen!

    Und Demokratiefeinde zu unterstützen ist nun mal nicht wirklich sinnvoll, wenn man nicht gerade unbedingt eine Diktatur will.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten