
Seit 2021 gibt es in Geusfeld die "Schlafstaelle" der Familie Finster. Weil das Thema "außergewöhnlich übernachten" offenbar ein Trend ist und vor allem die Stelzenhäuser in Geusfeld bei Übernachtungsgästen sehr gefragt sind, sucht Familie Finster schon seit geraumer Zeit nach einem Gelände, auf dem weitere solcher Stelzenhäuser errichtet werden könnten. Diese Suche, die immer wieder durch Behördenauflagen verlagert werden musste, hat in Rauhenebrach die Gerüchteküche kochen lassen. Daraufhin hatte Bürgermeister Matthias Bäuerlein Sebastian Finster zur Projektvorstellung in die Gemeinderatssitzung im April eingeladen.
Bäuerlein machte deutlich, dass im Rahmen eines Antrages ohnehin die Beteiligung der Öffentlichkeit vorgesehen sei. Doch da es mittlerweile eine Unterschriftenliste aus Obersteinbach gab, sei es wichtig, dass der Gemeinderat über das Projekt informiert sei. Auch viele Gemeindebürgerinnen und -bürger waren als Zuhörer anwesend. Am Ende der Präsentation sagte Sebastian Finster zu, dass er auch in Obersteinbach zu einer Informationsrunde einladen werde. Und natürlich werde er auch mit allen weiteren Akteuren wie der Jagd sprechen, wenn die derzeit laufende Machbarkeitsstudie zeige, ob das Vorhaben umsetzbar ist.
Stelzenhäuser: Eine ganz andere Zielgruppe als erwartet
Er erklärte zunächst, dass auch er und seine Frau überrascht gewesen seien, wie sich ihr Einstieg in den Tourismus entwickelt hat. 2021 wurde die Idee geboren, das ehemalige landwirtschaftliche Anwesen der Familie touristisch zu nutzen. Eigentlich dachten die Finsters, Wanderer und Radfahrer würden die Übernachtungsmöglichkeiten nutzen, "aber es war ganz anders, es kommen vorwiegend Paare, die nach dem Thema außergewöhnlich übernachten im Netz suchen. Die haben meist vorher vom Steigerwald oder von Unterfranken noch nie was gehört", so Finster. Somit fische man auch keine Gäste von anderen Anbietern der Region ab, sondern erschließe neue Gruppen, die eventuell auch öfter kommen.
Die Gäste bleiben meist zwei oder drei Tage, genießen die Ruhe, fahren einen Tag E-Bike, besuchen den Baumwipfelpfad, Würzburg oder Bamberg und fahren wieder heim. Vor allem aber, so Finster, gehen die meisten jeden Tag essen und nutzen die örtliche Gastronomie mehr als die auf dem Gelände angebotene Outdoorküche.

Zehn weitere Stelzenhäuser mit 20 Schlafplätzen sollen in einem Baumbestand entstehen, doch weil die Regierung von Unterfranken eine "Anbindung an den Ort" fordert, gestaltete sich die Suche gar nicht so einfach, so Finster. Mittlerweile sei eine Entfernung von 150 Metern genehmigungsfähig und damit biete sich ein Grundstück zwischen Obersteinbach und dem Obsthof Reinhart an. Hier könnte neben den vorhandenen Obstbäumen schnell wachsender Energiewald angebaut werden, damit die Baumhäuser binnen zwei Jahren mitten im "Wald" stehen.
Erschließung mit Wasser, Strom und Rettungswegen
Natürlich werde die Fläche mit Wasser und Kanal sowie Strom erschlossen, solle aber weitgehend energie-autark laufen. Schotter-Wege sind nur als Rettungswege und für technische Wartung vorgesehen, die Häuser sollen über Holzstege zu erreichen sein. Finster versicherte den anwesenden Obersteinbachern, dass seine Gäste weder Junggesellen-Abschiede feiern noch nächtliche Grillfeste veranstalten. Das haben seine Nachbarn in Geusfeld sogar schriftlich bestätigt. Es sei zwar eine zentrale Terrasse geplant, diese sei aber für Yoga- oder andere Workshops vorgesehen.
Bürgermeister Matthias Bäuerlein erklärte, dass der Gemeinderat in einer der nächsten Sitzungen grundsätzlich entscheiden müsse, ob er ein solches Projekt unterstützt, damit der Bauherr weiter planen kann. Denn schließlich handele es sich um eine Investition, die gut vorbereitet sein will. Zum Konzept des sanften Tourismus der Gemeinde und des Naturparks Steigerwald passe das Vorhaben allemal, findet der Bürgermeister.