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Haßfurt/Zeil
Prozess gegen Vater: Wieso der schwer verletzte Säugling großes Glück hatte
Der Prozess am Landgericht Bamberg gegen einen Vater, der laut Anklage sein Baby töten wollte, steht vor dem Ende. Was der Würzburger Rechtsmediziner zu dem Fall sagt.
Dicke Akten: Der Vater eines Babys aus Zeil am Main, der wegen Mordversuchs vor dem Landgericht Bamberg angeklagt ist, hat ein längeres Vorstrafenregister.
Foto: Daniel Vogl, dpa | Dicke Akten: Der Vater eines Babys aus Zeil am Main, der wegen Mordversuchs vor dem Landgericht Bamberg angeklagt ist, hat ein längeres Vorstrafenregister.
Udo Güldner
 |  aktualisiert: 09.12.2024 02:33 Uhr

Dritter Verhandlungstag im Prozess um versuchten Mord am Landgericht Bamberg: Zu Wort kommt an diesem Mittwoch der Würzburger Rechtsmediziner Dr. Thomas Tatschner, der die Verletzungen des schwer verletzten Säuglings erläutert. Zur Sprache kommt aber auch die kriminelle Vergangenheit des 39-jährigen Angeklagten aus dem Iran, der das zwei Monate alte Baby aus zwei Metern Höhe auf den Fußboden geworfen haben soll und offenbar schon einmal ein Kind misshandelt hat.

Zunächst nimmt der Würzburger Gutachter zu den von Zeugen geschilderten Misshandlungen Stellung. Bei einem nächtlichen Streit der Eltern in Zeil am Main (Lkr. Haßberge) in diesem April war das Baby vom Vater schwer verletzt worden. Durch den Wurf auf den Fußboden habe das Baby einen Oberschenkelbruch erlitten, von dem auch die Wachstumsfuge betroffen sei, sagt Tatschner. Wenn das Kind Pech habe, werde es später Probleme mit dem Wachstum des linken Beines bekommen. "Das wird man aber erst in einigen Jahren sehen."

Rechtsmediziner: Sturz auf den Boden potenziell lebensbedrohlich  

Dazu kommen laut Tatschner Brüche am linken Mittelfuß und an der rechten Mittelhand. Es seien mittelschwere Verletzungen, die folgenlos ausheilen würden. Es sei aber nur dem Zufall zu verdanken, dass der Säugling nicht mit dem Kopf aufgeschlagen sei, sagt der Rechtsmediziner. Die angeklagte Tat sei deshalb potenziell lebensbedrohlich, auch wenn keine konkrete Lebensgefahr bestanden habe.

Für ein minutenlanges Schütteln des Kindes gebe keine medizinischen Befunde. "Wenn sie das Kind eine Minute lang intensiv schütteln, dann ist es tot", sagt der Gutachter vor Gericht. Was die Aussage betrifft, dass der Angeklagte den Kopf des Babys mit beiden Händen gequetscht habe, sagt Tatschner: Er halte die Schilderung des Angeklagten für plausibel, er habe das Baby nur festhalten und der Polizei beweisen wollen, dass er der Stärkere sei. Bei einem intensiven, längeren Zusammendrücken seien  Schäden am Schädeldach und dem Gehirn zu erwarten, so der Rechtsmediziner.

Aggressionen und Verletzungen: Mehrfach wegen Gewaltdelikten verurteilt

Was der Blick ins Vorstrafenregister zeigt: Der Angeklagte hat ein Problem, seine Aggressionen unter Kontrolle zu halten. "Eine kurze Zündschnur", wie der psychiatrische Sachverständige Dr. Thomas Wenske sagt. Vor allem, sobald er zum Alkohol greife, werde der 39-Jährige aggressiv.

Der Mann, der in Zeil lebt, war bereits mehrfach vom Amtsgericht Haßfurt wegen Gewaltdelikten verurteilt worden. Erstmals vor zwölf Jahren wegen vorsätzlicher und gefährlicher Körperverletzung vor einem Nachtclub in Haßfurt. Drei Männer erlitten damals durch Faustschläge und Tritte schmerzhafte Prellungen und einen Nasenbeinbruch.

Drei Jahre später griff der Angeklagte in einer Asylbewerber-Unterkunft eine Frau an. Sie trug Blutergüsse und Schmerzen an den Armen davon. Wiederum sieben Jahre später attackierte der Angeklagte einen vierjährigen Jungen. Und vor einem Jahr brach er einem Mann vor einer Gaststätte in Zeil am Main einen Finger. So schwer, dass die Beweglichkeit des Fingers dauerhaft eingeschränkt ist.

Mitgefangene in der Untersuchungshaft attackiert

Auch während der inzwischen achtmonatigen Untersuchungshaft in der JVA Bamberg soll der 39-Jährige einigen Ärger verursacht und Mitgefangene verletzt oder bedroht haben. Der Prozess am Landgericht Bamberg geht am kommenden Montag, 9. Dezember, zu Ende.

 
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