Jetzt steht fest, wer in diesem Jahr den Kunstpreis des Landkreises Haßberge gewonnen hat: Der Künstler Werner Tögel aus Knetzgau überzeugte mit seinem Werk "Antifragil" die Jury. Während einer Feierstunde im Spiegelsaal des Schlosses Oberschwappach überreichte der stellvertretende Landrat Michael Ziegler (CSU) am Sonntagabend dem völlig überraschten Gewinner eine Trophäe und ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro.
Über den Publikumspreis, der von der Firma Benkert Bänke aus Königsberg mit 500 Euro gesponsert wurde, durfte sich Susanne Böhm aus Fabrikschleichach freuen. Sie überzeugte mit ihrem Kunstwerk "Motherland". Eine Trophäe und ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro, gesponsert von der Firma Baurconsult aus Haßfurt, gewann Jannina Hector aus Hofheim. Sie erhielt den Sonderpreis für ihr Werk "Zeit Zeichen".
Lebendige und zukunftsorientierte Kunstszene
Seit 2016 hat der Landkreis Haßberge zum fünften Mal einen eigenen Kunstpreis ausgeschrieben. In diesem Jahr lautete das Thema: "Antifragilität". Das Schloss Oberschwappach bildete als historisches Kleinod den passenden Rahmen, um das Ganze würdig und stilvoll zu feiern. Als Hausherr freute sich Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus (CWG/SPD), Gastgeber zu sein.
"Der Kunstpreis ist zum festen Bestandteil des kulturellen Lebens im Landkreis geworden", sagte Jens Weinkauf, Koordinator für Bildung und Kultur am Landratsamt. Er bezeichnete den Kunstpreis als ein Highlight, das zeige, wie lebendig und zukunftsorientiert die Kunstszene im Landkreis sei.
Die Preisverleihung war gleichzeitig die Finissage der Ausstellung. Von der Fachjury waren aus den eingereichten Bewerbungen für den diesjährigen Kunstpreis 26 Künstlerinnen und Künstler mit insgesamt 44 Kunstobjekten ausgewählt worden, welche in den Räumen im Obergeschoss des Schlosses drei Wochen lang zu sehen waren.
"Kunst schafft Verbindung, sie hinterfragt, sie regt zum Nachdenken an und erinnert uns daran, was es bedeutet, Teil einer Gemeinschaft zu sein", sagte der stellvertretende Landrat. Er dankte allen, die durch ihr Engagement die Veranstaltung möglich gemacht hatten.
Ein monumental ins Bild gesetzter Baum
Mit der Verleihung des Kunstpreises würdigt der Landkreis Haßberge ein Werk, das in besonderer Weise die künstlerische Exzellenz und die tiefe Verbundenheit zur Heimat zum Ausdruck bringt. Der diesjährige Wettbewerb bereitete der Jury einiges Kopfzerbrechen, wie Jurymitglied Matthias Liebel, Kunsthistoriker und Kurator aus Bamberg, sagte. Die eingereichten Arbeiten seien fast durchweg von hoher künstlerischer Qualität gewesen – sowohl inhaltlich, als auch formal-gestalterisch.
Das Gemälde, für das sich die Jury als Meisterarbeit des diesjährigen Kunstpreises entschieden hat, zeigt, wie der Kunsthistoriker erläuterte, aus leichter Untersicht einen monumental ins Bild gesetzten Baum mit knorriger Borke und reich verzweigten kahlen Ästen, das Ganze über einer Collage mit Bebauungsplänen, Landkarten und Zeitungsberichten über umweltrelevante Themen. Das Thema "Antifragilität" wurde aus Sicht der Jury mit dem Gemälde inhaltlich trefflich erfasst und mit großartigem malerischen Können gestalterisch ganz hervorragend umgesetzt.
Werner Tögel zeigte sich überwältigt von der Auszeichnung und war zunächst sprachlos. Der Künstler sagte dann zu seinem Gemälde: "Der Baum war schon vor mir da." Er sei ein Gigant der Natur. Man könne ihm die Verletzlichkeiten des langen Baumlebens ansehen. Tögel freute sich, dass der Baum heute noch an einer Stelle zwischen Wonfurt und Horhausen im Verbund mit anderen Bäumen stehen dürfe.
Auch das Werk "Motherland" von Susanne Böhm, das 180 Besucherinnen und Besucher als ihr Lieblingswerk auserkoren hatten, bewertete Liebel mit kunsthistorischem Sachverstand. Das Werk zeige, aufgeteilt auf bunt nebeneinandergesetzte Holzwürfel, auf einem Tableau das pixelartig aufgelöste Bildnis der verstorbenen Mutter der Künstlerin mit einem Strauß blauer Kornblumen in der Hand.
Mit zunehmendem Abstand zu dem hölzernen Relief würden die einzelnen Kuben zu jener motivischen Gesamtheit verschmelzen, die das figürliche Sujet für den Betrachter erkennbar mache. Der Prozess des Trauerns der Künstlerin gerate zur gelebten Antifragilität.
Nicht nur der inhaltliche Facettenreichtum des Werkes "Zeit Zeichen" der Hofheimer Künstlerin Jannina Hector faszinierte die Jury, sondern auch die gestalterische Bravour, mit der dieses Werk geschaffen worden sei. Ebenso seine starke zeichenhafte Wirkung.
Das Werk gebe im bunten Miteinander auf schmalen schwarzen Papierbahnen figürliche, pflanzliche, organische und architekturhafte sowie auch ornamentale Signets wieder, deren zeichenhafte Erscheinungswirkung um Worte wie "Mut", "Wir" oder "Spur" ergänzt wird.