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Kreis Haßberge
Polizeireport 2023: Kriminalität in Haßfurt steigt deutlich
Auf dem Papier war der Nordosten im vergangenen Jahr deutlich sicherer als der Rest des Landkreises. Ein Überblick über die wichtigsten Fakten.
Die jährlichen Sicherheitsberichte der beiden Polizeiinspektionen im Landkreis Haßberge liefern Zahlen zur Entwicklung der Kriminalität in der Region.
Foto: Lukas Reinhardt | Die jährlichen Sicherheitsberichte der beiden Polizeiinspektionen im Landkreis Haßberge liefern Zahlen zur Entwicklung der Kriminalität in der Region.
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 30.05.2024 03:03 Uhr

Knapp 85.000 Menschen leben in den 26 Ortschaften im Landkreis Haßberge, der sich aufteilt in die Dienstbereiche der Polizeiinspektionen (PI) Haßfurt und Ebern. Der alljährliche Kriminalreport zeigt, wie sich die Zahl der Straftaten entwickelt hat und auf die Städte und Gemeinden verteilt. Hierbei gibt es teils deutliche Unterschiede. Zumindest auf dem Papier war der Nordosten 2023 deutlich sicherer als der Rest des Landkreises. Ein Überblick über die wichtigsten Fakten.

Wie sah die Entwicklung im Allgemeinen aus?

PI Haßfurt: Die PI der Kreisstadt musste zuletzt eine so hohe Kriminalität verzeichnen wie seit mindestens fünf Jahren nicht. 2322 Straftaten erfassten die Beamtinnen und Beamten 2023 hier, 18,5 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Der Anstieg lag damit sogar klar über dem Zuwachs des Freistaats in Höhe von 5,2 Prozent. 72,6 Prozent der Fälle konnten die Haßfurter Polizistinnen und Polizisten eigenen Angaben zufolge aufklären, in Bayern lag dieser Wert 2023 deutlich niedriger, nämlich bei 68,7 Prozent.

PI Ebern: Für die PI Ebern gibt es erfreulichere Zahlen. Dort verzeichneten die Beamtinnen und Beamten im vergangenen Jahr einen Rückgang der Kriminalität. 508 Straftaten, knapp 7 Prozent weniger als 2022, wurden hier statistisch erfasst. Davon konnten mit 75,4 Prozent sogar noch mehr aufgeklärt werden als in Haßfurt. Der Negativtrend der vergangenen Jahre setzt sich in Ebern also nicht fort. Im Sicherheitsbericht für 2022 hatte die PI Ebern gegenüber 2021 noch einen Anstieg um 47 Prozent verzeichnet. 

Welche Straftaten legten besonders stark zu, welche nicht?

PI Haßfurt: Die Betrugs- und Internetkriminalität im Bereich der Dienststelle Haßfurt hat sich vergangenes Jahr mehr als verdoppelt. 401 Fälle zählten die zuständigen Ermittlerinnen und Ermittler hier, ein Anstieg um 129 Prozent verglichen mit 2022. Auffällig ist auch, dass die Aufklärungsquote hier deutlich zurückging. Die Bereiche Computerkriminalität und -betrug verzeichneten einen starken Zuwachs. Eine Masche, die dabei besonders häufig erfasst wurde, ist der Enkeltrick.

Die Betrugs- und Internetkriminalität im Bereich der Dienststelle Haßfurt hat sich vergangenes Jahr mehr als verdoppelt.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolfoto) | Die Betrugs- und Internetkriminalität im Bereich der Dienststelle Haßfurt hat sich vergangenes Jahr mehr als verdoppelt.

Die Zahl der Drogendelikte legte ebenfalls deutlich zu. So verzeichnete die Polizei Haßfurt im vergangenen Jahr 209 Rauschgiftverstöße und damit 43,2 Prozent mehr als noch 2022. Damit setzte sich der Trend der vergangenen zehn Jahre fort. Besonders stark stieg die Zahl der Delikte in Verbindung mit Amphetamin (183 Prozent), auch der illegale Rauschgifthandel und -schmuggel (52,9 Prozent) nahm zu. In beiden Bereichen lagen die Fallzahlen jedoch im unteren zweistelligen Bereich. Die Gewaltkriminalität war stark rückläufig.

PI Ebern: Sogenannte Rohheitsdelikte, darunter auch vorsätzliche Körperverletzung, machten im Dienstbereich der Polizei Ebern mit gut einem Viertel den größten Teil der erfassten Straftaten aus. Hier ermittelten die Beamtinnen und Beamten in 130 Fällen, sieben mehr als 2022. Und in Sachen Diebstahl verzeichnete die PI Ebern einen unerfreulichen Zuwachs um 6,6 Prozent. Deutlich geringer fiel hingegen die Anzahl der Sachbeschädigungen aus, die sich gut um ein Drittel auf 65 Fälle reduzierte.

In welchen Orten war die Kriminalität statistisch am höchsten?

PI Haßfurt: Die Gemeinden mit den kreisweit höchsten Kriminalitätsraten lagen 2023 im Maintal. Haßfurt stand hier wie schon 2022 erneut an der Spitze. Die Stadt kam auf 56 Straftaten je 1000 Einwohner, gefolgt von Knetzgau (47) und Ebelsbach (46). In diesen drei Orten stieg die Kriminalität im Vergleich zum Jahr 2022 mitunter deutlich: Für Knetzgau verzeichnete die Polizei eine Zunahme der Straftaten um rund 69,9 Prozent. In Ebelsbach um 24,8 Prozent, in Haßfurt um 21,8 Prozent.

Polizeireport 2023: Kriminalität in Haßfurt steigt deutlich

PI Ebern: Die Stadt Ebern befindet sich mit einer Häufigkeitszahl von 43 Straftaten je 1000 Einwohner kreisweit auf dem vierten Platz. Hier legte die Kriminalität im Vergleich zum Vorjahr um 10,2 Prozent zu. Mehr als die Hälfte aller Straftaten (61,6 Prozent) im Dienstbereich der PI Ebern wurden in der ehemaligen Kreisstadt erfasst. Entsprechend groß ist der Abstand zur nächsten Gemeinde: Im Markt Maroldsweisach zählten die Beamtinnen und Beamten 22 Straftaten je 1000 Einwohner.

In welchen Gemeinden lebten die Menschen am sichersten?

PI Haßfurt: Je ländlicher, desto geringer war die Kriminalitätsbelastung: Die Gemeinde Stettfeld etwa kam gerade mal auf sechs Straftaten je 1000 Einwohnerinnen und Einwohner, der landkreisweite Bestwert. Statistisch gesehen lebt es sich hier also am sichersten. Allerdings wird dieser Umstand durch die geringe Aufklärungsrate zumindest teils relativiert, diese lag gerade einmal bei 42,9 Prozent. Auf Platz zwei der sichersten Gemeinden liegt Bundorf mit neun erfassten Straftaten je 1000 Einwohner. 

PI Ebern: Breitbrunn und Ermershausen waren 2023 im Dienstbereich der PI Ebern die statistisch sichersten Orte. Elf Straftaten je 1000 Einwohnerinnen und Einwohner zählte die Polizei hier. Auch die Ermittlungsarbeit war in den beiden Gemeinden überdurchschnittlich erfolgreich. So konnten in Breitbrunn 81,8 Prozent, in Ermershausen gar 83,3 Prozent der Verbrechen aufgeklärt werden.

Wer waren die Tatverdächtigen im Landkreis Haßberge?

PI Haßfurt: Kriminalität ist vorwiegend Männersache, das zeigt einmal mehr der Blick in die Statistik: Die Dienststelle in der Kreisstadt konnten im vergangenen Jahr 1096 Tatverdächtige ermittelten, in nur einem von vier Fällen (24,1 Prozent) handelte es sich um eine Frau. Diese Verteilung deckt sich mit der bayerischen Kriminalstatistik für 2023. Der Sicherheitsbericht weist zudem mehr Menschen ohne deutschen Pass als Tatverdächtige aus als noch im Jahr zuvor. Ihr Anteil lag im Bereich der PI Haßfurt 24 Prozent. Ein Anstieg um 4,5 Prozent, der aber damit zu begründen sein dürfte, dass auch ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung gestiegen ist.

PI Ebern: Hier ist die Geschlechterkluft noch größer: Von 271 ermittelten Tatverdächtigen waren 80 Prozent Männer. Und auch im Dienstbereich der PI Ebern stieg der Anteil der Tatverdächtigen ohne deutschen Pass, von 14,2 Prozent im Jahr 2022 auf 21,5 Prozent. Zu beachten ist jedoch: Nicht jeder Verdächtige ist auch ein Täter. Bis ein Urteil gesprochen wurde, gilt die Unschuldsvermutung.

Hintergrund Polizeistatistik

Die Polizeistatistik betrachtetet die Kriminalitätsbelastung grundsätzlich mit der sogenannten Häufigkeitsziffer, also der Anzahl der erfassten Straftaten je 100.000 Einwohner. Die Redaktion hat sich entschieden, beim Blick in die einzelnen Gemeinden (vgl. Grafik) die begangenen Straftaten je 1000 Einwohner zu betrachten, um ein realistischeres Bild zu zeichnen und trotzdem die gewünschte Vergleichbarkeit zu erzielen. Als Grundlage dienen die Einwohnerzahlen, die das Landratsamt Haßberge bereitstellt.
Die Zahlen der Polizei sind grundsätzlich mit Vorsicht zu betrachten, denn das sogenannte Dunkelfeld fehlt. Die Statistik erfasst vielmehr nur Fälle, die von Polizeibeamtinnen und -beamten bearbeitet und an die Staatsanwaltschaft weitergegeben werden. Nicht alle registrierten Straftaten stellen sich am Ende auch als solche heraus.
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