"Das ist wahrscheinlich das erste Mal, dass Sie hierher kommen", kommentiert der Pfarrweisacher Bürgermeister Ralf Nowak den Besuch des Reporters. Auch sonst beschreibt er im Gespräch immer wieder ungefragt die örtlichen Gegebenheiten, denn zu Recht geht er davon aus, dass die kleine Gemeinde am Rand des Haßbergkreises für viele Menschen aus anderen Teilen des Landkreises ein schwarzer Fleck auf der Landkarte ist. Dabei wird es hier am 15. März spannend, denn gleich zwei Gegenkandidaten wollen an Nowaks Stelle ins Rathaus einziehen.
Der Amtsinhaber tritt für die Unabhängige Liste Bürgerblock (ULB) an, für die er seit sechs Jahren regiert. Seine Herausforderer sind Markus Oppelt von der CSU und Christoph Göttel von der Freien Wählergemeinschaft (FWG). Auch für Oppelt ist es nicht die erste Kandidatur: Bei der Wahl 2014 hatte Nowak mit einem Vorsprung von gerade einmal sieben Stimmen gegen ihn gewonnen. Das knappe Ergebnis sieht CSU-Kandidat Oppelt als "Verpflichtung, noch einmal anzutreten", zumal er einige Kritik an Nowaks Amtsführung äußert.
Kein Kuschelwahlkampf
"Wir werden oft vor vollendete Tatsachen gestellt", sagt Oppelt. So kritisiert er, dass der Informationsfluss schlecht sei und nennt seinen eigenen Posten als Baureferent im Gemeinderat einen "Titel ohne Mittel", denn oft treffe der Bürgermeister auch zu Bau-Themen eigenmächtig Entscheidungen, ohne den Bauausschuss mitzunehmen.
Ohnehin fällt auf, dass der Umgang der Kandidaten miteinander nicht ganz so harmonisch ist wie in manchen anderen Kommunen – beispielsweise wenn Bürgermeister Nowak über seine Themensetzung im Wahlkampf sagt: "Das sind meine Ziele. Die hab ich nicht irgendwo abgelesen", womit er Oppelt und Göttel unterstellt, keine eigenen Ideen zu haben. Nowak begründet seine erneute Kandidatur damit, dass er nach sechs Jahren richtig eingearbeitet sei. "Die Lehrzeit ist beendet. Ich habe noch viele Ideen. Ich möchte noch einiges umsetzen."
Nowak ist 51 Jahre alt und hat eine Lebensgefährtin und einen siebenjährigen Sohn. Als Radio- und Fernsehtechniker hat er eine eigene Firma in Pfarrweisach. 2002 wurde er erstmals in den Gemeinderat gewählt, damals noch für die CSU, deren Ortsvorsitzender er damals war. Auch wenn er mittlerweile für die ULB antritt, ist er weiterhin Mitglied der CSU. Auf die Frage nach seinen Hobbies gibt er vor allem seine Leidenschaft für Motorräder an, besonders historische Maschinen aus den 70-er und 80-er Jahren haben es ihm angetan. Außerdem ist er in mehreren Vereinen aktiv.
CSU-Kandidat Oppelt ist 49 Jahre alt und verheiratet. Der gelernte Kfz-Lackierer hat eine Firma in Ebern, wo er vor allem Busse lackiert. Auch sein Vater war Bürgermeister, doch gerade dadurch sei der Familie nur wenig gemeinsame Zeit vergönnt gewesen. Markus Oppelt war gerade 14 Jahre alt, als sein Vater an einem Herzinfarkt starb. Darauf hatte sich der Jugendliche geschworen, nie ein Amt zu übernehmen. Als er sich dann aber vor rund zehn Jahren mit einem Anliegen an das Abgeordnetenbüro von Gerhard Eck wandte, habe ihm der Staatssekretär "spontan auf dem kleinen Dienstweg geholfen". Durch diese Erfahrung habe er gelernt, wie viel sich in der Politik bewegen lässt, was ihn schließlich dazu bewegte, in die CSU einzutreten und sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Als Hobby gibt er vor allem die Jagd an – mit all ihren Facetten: Oppelt ist Jagdpächter, aktiver Jäger, Jagdhornbläser und stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Ebern im Bayerischen Jagdverband.
FWG-Kandidat Christoph Göttel ist 37 Jahre alt und ledig. Beruflich hat er mehrere Wechsel hinter sich: Zunächst war er Bäcker, später stellvertretender Marktleiter bei Tengelmann, bis er sich schließlich mit einem Online-Shop für Lederwaren selbstständig machte. Im Gegensatz zu den beiden anderen Kandidaten hatte er keine Zeit für ein persönliches Gespräch: Durch Beruf und Wahlkampf bliebe ihm nicht die Zeit für ein Treffen mit einem Reporter, begründet er, warum er die Fragen dieser Redaktion lieber per E-Mail beantwortet. Auf die Frage nach Hobbies antwortet er, dass er keine habe, denn er wolle seine ganze Freizeit lieber in verschiedenen Ehrenämtern zum Wohl seiner Mitmenschen investieren. Unter anderem ist er bei der Feuerwehr, bei der Wasserwacht und als Sanitäter aktiv, auch sein Amt als Beisitzer beim TSV Pfarrweisach führt er auf. Seit 2014 sitzt er im Gemeinderat.
Die Großen Themen: Schule, Krippenplätze, Baugebiete
Und was sind die großen Themen, die den künftigen Bürgermeister von Pfarrweisach beschäftigen werden? Ein paar Themen gibt es da, die alle drei Bewerber auf ihrer Agenda haben: Da wäre die dringend nötige Generalsanierung der Grundschule, die einiges an Geld verschlingen wird, das Fehlen von Kindergarten- und Krippenplätzen, die Frage nach Baugebieten und Gewerbeansiedlungen und der schlechter Zustand vieler Straßen in der Gemeinde. "Damit hat jeder zukünftige Bürgermeister in Pfarrweisach mehr als genug zu tun", schreibt Christoph Göttel.
Alle drei Kandidaten halten es für wichtig, neue Krippenplätze zu schaffen. Markus Oppelt schlägt den Neubau eines Kindergartens neben der Schule vor. Dadurch könnte es seiner Meinung nach auch möglich sein, den Kindergarten-Neubau und die Schulsanierung "zusammenzuwerfen", da für ein solches Projekt ein hoher Fördersatz möglich sei. Dass derzeit Krippenplätze fehlen, führt er auf Fehlplanungen zurück: Man hätte beim Kindergartenbau bereits damit rechnen müssen, dass der Bedarf steigen würde, und dementsprechend etwas größer bauen.
Alle drei Kandidaten sprechen davon, dass sie neue Baugebiete schaffen wollen. Amtsinhaber Nowak betont, dass Pfarrweisach im Gegensatz zu anderen Kommunen kein Problem mit Leerständen in den Ortskernen habe, Bauplätze seien also nötig, um die Menschen in der Gemeinde zu halten. Christoph Göttel verweist auf das derzeit entstehende Baugebiet in Pfarrweisach und meint: "Hier gilt es, dieses mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und Klinkenputzen zu bewerben." Markus Oppelt betont allerdings auch, dass es Baugebiete nicht nur in Pfarrweisach selbst, sondern auch in den anderen Ortsteilen geben müsse.
Auch Gewerbeansiedlungen spielen für alle drei eine Rolle. Markus Oppelt will Gewerbe auf bereits vorhandenen Flächen unterbringen, Ralf Nowak und Christoph Göttel wollen sich beide für ein Gewerbegebiet bei Herbelsdorf stark machen. "Das sollte absolute Chefsache sein. Nur dadurch entstehen qualifizierte Arbeitsplätze in der Gemeinde", schreibt Göttel, der ansonsten betont, dass vor Wahlen "immer viel versprochen und wenig gehalten" werde. Daher wolle er seine Ziele nicht überfrachten. In sechs Jahren wolle er dann an seinen Aussagen gemessen werden und daran, ob er seine Ziele erreicht hat.