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Breitbrunn
Persönliche Anfeindungen im Streit um den Breitbrunner Steinbruch
Im Streit um die gewerbliche Nutzung des Kellerbruchs fühlen sich einige Kommunalpolitiker verunglimpft. Unter anderem wehren sie sich gegen den Vorwurf der Vorteilnahme.
Der 'Kellerbruch' nahe Breitbrunn soll zum Themenpark 'Erlebniswelt Fränkischer Sandstein' werden. Ein Streit um die gewerbliche Nutzung des angrenzenden Steinbruchs könnte aber das ganze Projekt gefährden.
Foto: Christian Licha | Der "Kellerbruch" nahe Breitbrunn soll zum Themenpark "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein" werden. Ein Streit um die gewerbliche Nutzung des angrenzenden Steinbruchs könnte aber das ganze Projekt gefährden.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:00 Uhr

Die "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein" ist für Gertrud Bühl eine Herzensangelegenheit. Als Bürgermeisterin von Breitbrunn hatte sie das Projekt auf den Weg gebracht. Den Wunsch, noch als amtierende Rathauschefin den Beginn der Umsetzung zu begleiten, musste sie mittlerweile aufgeben: Zu lange haben Genehmigungsverfahren und andere Vorbereitungen gedauert, 2020 kandidierte sie aus Altersgründen nicht mehr. Dass die Sandsteinwelt irgendwann kommen würde, schien dennoch lange sicher zu sein. Doch auch das hat sich mittlerweile geändert.

Der erste Dämpfer kam im Oktober 2020, als der Gemeinderat das Projekt stoppte, weil viele befürchteten, es könne teurer werden als geplant. Einen Monat später allerdings beschlossen die Ratsmitglieder aufgrund einer aktualisierten Kostenschätzung doch wieder, die Erlebniswelt umzusetzen – allerdings begrenzten sie den Kostenanteil für die Gemeinde auf 175 000 Euro.

Hauptstreitpunkt: Der Steinbruch

Hauptstreitpunkt ist mittlerweile allerdings der Steinbruch, der im Kellerbruch neben dem geplanten Sandstein-Museum entstehen soll. Dieser sollte als Schaubruch das Thema der Ausstellung veranschaulichen. Doch eben darum gibt es nun Ärger: Dem Steinbruchbetreiber Martin Graser sowie den Politikern, die hinter dem Projekt stehen, wird vorgeworfen, der Bruch befinde sich zu nah am Ort und verursache Lärm, zerstöre ein Biotop und verschandle die Landschaft.

Gegner des Steinbruchs werfen Graser vor allem vor, nicht ausreichend informiert zu haben. Lange seien sie nur von einem reinen Schaubruch für die Erlebniswelt ausgegangen, nicht von einem Bruch, in dem tatsächlich auch gewerblich Steine abgebaut werden. Selbst Gemeinderäte, die an Abstimmungen über das Thema beteiligt waren, sagen nun, sie hätten die ganze Zeit über nicht gewusst, dass eine gewerbliche Nutzung geplant sei.

"Ich wollte niemandem etwas verschweigen"

"Ich habe immer gesagt: Es wird ein aktiver Steinbruch entstehen", sagt die frühere Bürgermeisterin Bühl im Gespräch mit dieser Redaktion. Aus ihrer Sicht müsste bei dieser Formulierung klar sein, dass es sich nicht um einen reinen Schaubruch handeln soll. Sie räumt ein, dass es möglicherweise ein Fehler gewesen sei, dass es dabei nie um die gesamten Ausmaße des Bruchs ging. "Aber ich dachte auch nicht, dass das so eine Rolle spielen würde."

So betont die frühere Bürgermeisterin: "Ich wollte niemandem etwas verschweigen." Ihre Nachfolgerin Ruth Frank äußert sich ähnlich. Die Dimensionen des Steinbruchs seien zwar nicht thematisiert, aber auch nie bewusst verschwiegen worden. "Man hätte es wissen können, wenn man die Fragen gestellt hätte. Da nehme ich mich auch nicht aus", sagt Frank.

Kann es die Erlebniswelt ohne Steinbruch geben?

Die Gegner des Steinbruchs haben sich in der Bürgerinitiative "Heimatliebe" zusammengeschlossen und in dem Ort, der nur gut 1000 Einwohner hat, 513 Unterschriften gegen den Steinabbau gesammelt. Mittlerweile protestieren Anwohner auch mit Transparenten an ihren Häusern gegen den Bruch. Die Bürgerinitiative betont dabei, es gehe "nur um den Steinbruch" - die Erlebniswelt sei genehmigt und das sei auch in Ordnung. Ruth Frank und Gertrud Bühl glauben allerdings nicht, dass sich die beiden Themen so einfach voneinander trennen lassen.

Mit Transparenten an ihren Häusern demonstrieren Anwohner in Breitbrunn gegen den Steinbruch.
Foto: Günther Geiling | Mit Transparenten an ihren Häusern demonstrieren Anwohner in Breitbrunn gegen den Steinbruch.

"Beides wurde von Anfang an zusammen geplant", sagt Frank. Ohne den Steinbruch wäre aus ihrer Sicht auch die Erlebniswelt "nicht in dem Kostenrahmen" möglich, der aktuell vorgesehen ist. Und das aus mehreren Gründen. Zum einen können durch den gleichzeitigen Aufbau der Sandsteinwelt und des neuen Steinbruchs Ausgleichs- und Erschließungsmaßnahmen für beide Projekte in einem Aufwasch erledigt werden. Dabei übernehme Steinbruch-Betreiber Martin Graser zahlreiche Arbeiten und Kosten, die sonst an der Gemeinde hängen bleiben würden.

Außerdem verweisen sowohl die amtierende, als auch die ehemalige Bürgermeisterin darauf, dass der Schaubruch bei der Planung der Erlebniswelt ein Konzeptbestandteil war. Ohne den Steinbruch könnte die Ausstellung daher bereits zugesagte Fördergelder verlieren.

Entscheiden muss das Landratsamt

Im Breitbrunner Gemeinderat war es bei der Entscheidung über den Steinbruch im Januar zu einer Stimmengleichheit von 6:6 gekommen. Damit gilt das Einvernehmen der Gemeinde als nicht erteilt, endgültig entscheiden muss allerdings das Landratsamt. Ruth Frank räumt der Bürgerinitiative wenig Chancen ein, den Bruch zu verhindern: "Das ist ein ganz normaler Bauantrag." Allerdings dürfte es bis zu einer Entscheidung noch mehrere Monate dauern.

Mittlerweile beklagen mehrere Mitglieder des Gemeinderates, dass sie Anfeindungen ausgesetzt seien. "Auch vor persönlichen Unterstellungen, dass Gemeinderäte einen Vorteil bei einer Genehmigung des Bauantrages hätten, wird nicht Halt gemacht", schreibt 3. Bürgermeister Andreas Fösel in einem Brief an diese Redaktion.

Geht es wirklich "nur" um den Steinbruch?

Darin bestreitet er auch das oft gegen den Steinbruch vorgebrachte Argument, hier sei vor Bürgern und Gemeinderäten etwas geheim gehalten worden. Es sei immer von einer "Erweiterung des Sandsteinabbaus in westlicher Richtung" die Rede gewesen, und dass Martin Graser den Bruch gewerblich nutzen wolle, sei auch offensichtlich gewesen. "Soll die Firma Graser wegen einer halbtägigen Veranstaltung in der Erlebniswelt alle notwendigen Maschinen anliefern, zwei Stunden Sandstein brechen und danach den Sandstein entsorgen?" Und dass es zu dem Thema keine Bürgerversammlung gegeben habe, sei vor allem der Corona-Pandemie geschuldet.

"Geht es letztendlich wirklich ,nur' um einen (Schau-)Steinbruch, doch um die Erlebniswelt oder noch um andere Dinge, eventuell persönlicher Natur?", wirft Fösel die Frage auf, ob viele, die nun gegen den Steinbruch kämpfen, nicht in Wirklichkeit andere Ziele verfolgen.

Ratsmitglieder, die das Gesamtkonzept aus Erlebniswelt und Steinbruch befürworten, klagen mittlerweile über Anfeindungen und eine Hetzkampagne gegen sie. Bürgermeisterin Ruth Frank fand in der letzten Gemeinderatssitzung deutliche Worte: Sie bot an, ihr Amt niederzulegen, wenn einer ihrer Kritiker meine, er könne es besser. "Aber es hat sich keiner gemeldet, ich muss also weitermachen", sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.

Zwei Rücktritte

Zwei Ratsmitglieder waren im Vorfeld der Sitzung zurückgetreten. Einer von beiden, Manfred Wolf, wollte sich auf Nachfrage dieser Redaktion nicht weiter zu seiner Motivation äußern. Der andere, der bisherige 2. Bürgermeister Thomas Schlee, macht deutlich, dass der Grund für seinen Rücktritt nicht die Ablehnung des Steinbruchs sei.

In seinem Schreiben an Bürgermeisterin Ruth Frank, mit dem er seinen Rücktritt einreichte, heißt es: "Nach einer demokratischen Wahl im Jahr 2008 fand ein politischer Umbruch in der Gemeinde Breitbrunn statt. Ab diesem Zeitpunkt, mussten die erste Bürgermeisterin (Gertrud Bühl, Anm. d. Red.) sowie Ihre Vertretung, ständigen Anfeindungen von immer denselben Personen trotzen." In der aktuellen Amtsperiode habe sich das ihm gegenüber "weiter durch persönliche, verbale Angriffe bis hin zur Rufschädigung" verschärft. Ohne Namen zu nennen, kritisiert er "Breitbrunner Initiatorenfamilien", die trotz demokratischer Abstimmungen des Gemeinderates verfälschte Aussagen für ihre eigenen Ziele nutzen.

 
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