Die Geschichte von Breitbrunn ist stark geprägt von den Steinbrüchen rund um das Dorf. Für Ärger sorgt nun, ob auch künftig eine Bamberger Firma in der Nähe des "Steinhauerdorfes" Sandstein abbauen darf. Im Breitbrunner Gemeinderat kam es in dieser Frage zu einer Stimmengleichheit von 6:6. Damit gilt das Einvernehmen als nicht erteilt, dennoch ist das Projekt noch nicht vom Tisch. Entscheiden muss nun das Landratsamt.
Erlebniswelt und Kreuzweg stehen für das Sandstein-Erbe
"Der Ort identifiziert sich mit dem Sandstein und mit seiner Herkunft", sagt Jürgen Schmitt. Immerhin soll mit der "Erlebniswelt fränkischer Sandstein" in Breitbrunn ein Museum entstehen, in dem die Besucher viel über den heimischen Bodenschatz lernen können. Auch der aus Sandstein gefertigte Breitbrunner Kreuzweg erinnert an die Geschichte als Steinhauerdorf.
Dennoch möchte Schmitt nicht, dass der Kellerbruch am Breitbrunner Ortseingang reaktiviert wird, wie es das Bamberger Natursteinwerk plant. Es gebe ja bereits einen Steinbruch, der rund einen Kilometer vom Dorf entfernt ist. "Da muss man nicht 200 Meter an den Ort hin", sagt Schmitt.
Deshalb hat er zusammen mit anderen die Bürgerinitiative "Heimatliebe" gegründet, die den Steinbruch in Ortsnähe verhindern möchte. Ein eingetragener Verein ist die Gruppierung nicht, derzeit gibt es 14 bis 15 aktive Mitarbeiter, berichten Schmitt und seine Mitstreiter Jochen Greul und Michael Lang im Gespräch mit dieser Redaktion. Einer ihrer Kritikpunkte: Da der Steinbruch zu nah am Ort liege, fürchten sie eine Lärmbelästigung für die Anwohner in der Utzstraße, dem Finkenmühlenweg und im Ortsteil Hermannsberg – "auch ohne Sprengung", sagt Schmitt.
Nur wenige Wochen im Jahr in Betrieb
Denn das hat Steinbruchbetreiber Martin Graser bereits zugesichert: Wenn er die Genehmigung für den Sandsteinabbau im Kellerbruch bekommt, soll dort kein Sprengstoff zum Einsatz kommen. Stattdessen will er auf Bohrgeräte und Seilsägen setzen. Und das auch nur für wenige Wochen im Jahr. Denn es besteht ein Zusammenhang zwischen dem geplanten Steinbruch und der direkt daneben entstehenden Sandstein-Erlebniswelt. Die Idee dahinter: Wenn es gleich in der Nachbarschaft der Ausstellung einen aktiven Steinbruch gibt, haben die Besucher an manchen Tagen die Gelegenheit, sich nicht nur in der Theorie mit dem Steinabbau zu beschäftigen, sondern sich auch anzuschauen, wie das in der Praxis funktioniert.
Das Problem dabei: Viele Bürger der Gemeinde Breitbrunn, ebenso wie viele Gemeinderäte, gingen offenbar lange davon aus, dass es sich um einen reinen Schaubruch handeln soll, in dem nur zu Demonstrationszwecken am Sandstein gearbeitet wird. "Der große Unterschied ist, dass wir jetzt von einem gewerblichen Bruch sprechen, nicht von einem Schaubruch", sagt Michael Lang von der Bürgerinitiative. Er selbst war bis zur letzten Wahl Mitglied im Gemeinderat. Mittlerweile ist er zwar nicht mehr dabei, dafür wurde seine Frau ins Gremium gewählt. Nach Langs Schilderung seien er und andere Ratsmitglieder bisher von einem reinen Schaubruch ausgegangen.
Lagen alle Infos auf dem Tisch?
Doch wer ist schuld an diesem Missverständnis? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Während die Steinbruch-Gegner Martin Graser vorwerfen, nicht ausreichend informiert zu haben, betont Graser, die Planungen seien als Aushang im Gemeindezentrum einsehbar gewesen – wer nicht wusste, dass er den Bruch auch gewerblich nutzen will, habe sich nicht ausreichend informiert.
Mittlerweile haben beide Seiten im Ort Flyer verteilt, in denen sie ihre Sicht der Dinge deutlich machen. Die Bürgerinitiative hat Unterschriften gegen den Steinbruch gesammelt. Und das Ergebnis ist deutlich: 513 Breitbrunner haben unterschrieben – die Gemeinde hat etwas mehr als 1000 Einwohner.
Ein weiterer Punkt, der der Bürgerinitiative nicht gefällt, ist die lange Zeit, die der Steinbruch bestehen soll: Die Rede ist von 60 Jahren. Martin Graser macht deutlich, dass der Zeitraum gerade der Tatsache geschuldet sei, dass er die Bürger schonen wolle. Normalerweise wäre bei voller Nutzung in einem Steinbruch dieser Größe nach fünf bis zehn Jahren alles abgebaut, was abzubauen ist. "Aber das würden wir in Ortsnähe nie tun", sagt Graser. Er wolle die Belastung für die Anwohner gering halten. Auch für die Erlebniswelt sei das ideal. So könne der Kellerbruch noch lange als Schaubruch dienen.
"Es geht uns nicht um die Erlebniswelt"
So solle dort nicht das ganze Jahr über, sondern nur für wenige Wochen im Sommer gearbeitet werden – genau dann, wenn Besuche in der Erlebniswelt besonders attraktiv sind. Die Rede ist von drei bis maximal zehn Wochen.
Doch was bedeutet der Widerstand gegen den Steinbruch eigentlich für die Erlebniswelt? "Es geht uns nicht um die Erlebniswelt", betonen die Vertreter der Bürgerinitiative. Die sei beschlossen, dagegen stelle sich die BI "Heimatliebe" auch nicht. Martin Graser weist dagegen darauf hin, dass seiner Einschätzung nach ein Vorgehen gegen die Reaktivierung des Kellerbruchs auch die Bedingungen für die Erlebniswelt erschwere.
Zwei Projekte in einem Aufwasch
Und das nicht nur, weil ein angeschlossener Schaubruch für das Sandstein-Museum eine Bereicherung sein könnte. Graser gibt auch an, die Gemeinde bei der Schaffung der Erlebniswelt an einigen Stellen zu unterstützen. Beispielsweise durch den Bau von Zufahrtswegen oder dadurch, dass er die vom Naturschutz geforderten Ausgleichsmaßnahmen für die Sandsteinwelt mit übernehme. Dahinter steckt auch eine gewisse Logik: Wenn ohnehin für beide Projekte die Infrastruktur und Ausgleichsflächen geschaffen werden müssen, bietet es sich an, dass eine Firma alles in einem Aufwasch erledigt.
So betont Graser, dass er die Erlebniswelt immer unterstützt habe. "Aber ich kann nicht unterstützen, wenn ich nicht erwünscht bin", sagt er. "Wie soll man es umsetzen mit einem Gemeinderat, der nicht hinter dem Projekt steht?" So beklagt Graser auch ein Missverständnis im Zusammenhang mit bereits durchgeführten Arbeiten: Als in den vergangenen Wochen Baumaschinen in der Umgebung des Kellerbruchs unterwegs waren, sei ein Baustopp verhängt und ihm vorgeworfen worden, er habe angefangen, den noch nicht genehmigten Steinbruch vorzubereiten. Tatsächlich habe die Firma aber nicht am Steinbruch, sondern an einem Weg für die Erlebniswelt gearbeitet.
Wie lange soll die Abraumhalde bestehen?
Den Steinbruch-Kritikern geht es nicht nur um die Angst vor Lärmbelästigung. Auch den Schutz ihres Ortsbildes führen sie an. Dabei spielt vor allem die geplante Lage einer Abraumhalde eine Rolle. "Die Anwohner wären direkt betroffen", betont Jürgen Schmitt. Martin Graser erklärt dagegen, dass es sich hier nicht um eine dauerhafte Abraumhalde handle, die für die gesamten 60 Jahre, in denen es den Steinbruch gibt, bestehen soll.
"Der Abraum wird immer innerhalb des Bruchs verkippt", erklärt Graser. Nur ganz am Anfang, wenn der Bruch neu angelegt wird, sei dort noch nicht genug Platz dafür. Deshalb müsste in dieser Zeit abgebautes Material an einer anderen Stelle gelagert werden, bis im Bruch genug Platz ist. Nach vier bis fünf Wochen könne die Fläche wieder begrünt werden, "danach ist das erledigt".
Streit um den Naturschutz
Und auch der Naturschutz ist ein Streitpunkt. Ingeborg Derra gehört zwar nicht zur Bürgerinititive, hat sich als Anwohnerin aber mit ihrer Kritik am Steinbruch direkt an die Redaktion gewandt. Sie schreibt: "Das seit Jahren naturbelassene, artenreiche Biotop direkt gegenüber muss dieser Planung weichen." Dabei bleibe kein Platz mehr für Rehe, Wildenten, Eichhörnchen, Fledermäuse, Eisvögel, Eulen und viele andere Tierarten. "Auch diese Lebewesen gehören für mich zu einem schönen Ortsbild." Auch Vertreter der BI beklagen Eingriffe in die Natur. Martin Graser betont hingegen, dass seine Planung mit der Naturschutzbehörde abgestimmt sei und insgesamt nicht zu einer Verschlechterung führe.