Paukenschlag in Zeil: Bürgermeister Thomas Stadelmann hat sein Amt niedergelegt. Nach 16 erlebnis- und vor allem erfolgreichen Jahren. Wie, was? 16 Jahre? Stadelmann ist doch "erst" seit 2010 Stadtoberhaupt in der Fachwerkstadt? Richtig. Und dies wird er auch bleiben. Der 60-Jährige verkündete am Samstagabend vielmehr seinen Rückzug als Sitzungspräsident der Zeiler Narrenzunft (ZNZ).
Bei der ersten von insgesamt drei bunten und äußerst lachtränenhaltigen Büttensitzungen im altehrwürdigen Rudolf-Winkler-Haus, welches ganz nach dem Motto "Back to the 80s" im Glanz eines der wohl besten Jahrzehnte erstrahlte, läutete Thomas Stadelmann die heiße Phase der fünften Jahreszeit in Zeil also zum letzten Mal ein, saß aber nur bis zur "Halbzeit" in der Mitte der "Elferrats-Regierungsbank".
Nach der Pause folgte nämlich die feierliche Übergabe. Keine Geringere als Apollonia I., die berühmte erste Zeiler Weinprinzessin, übernahm das Zepter. Aber halt. Hinter Apollonia verbirgt sich doch – richtig: Christian Melchior. Das wurde freilich erst richtig sichtbar, weil "Sie" sich vor allen Närrinnen und Narren im pickepackevollen Saal ihres Weinprinzessin-Outfits entledigte und als schon fast vollständig angezogener Sitzungspräsident präsentierte. Einzig die richtige Kopfbedeckung fehlte zur Vollendung. Also krönte ihn Thomas Stadelmann mit seiner letzten Amtshandlung mit der "Narrenkappe".
Der Neue hat jahrelange Bühnenerfahrung
Melchior, zuvor mit seinem Kumpel Dominik Syka wieder als "Bartl und Fonser" im Einsatz, freut sich sehr auf sein neues Amt, wie er am Rande sagte. "Nach jahrelanger Bühnenerfahrung ist es für mich etwas komplett Neues. Verändern möchte ich nichts. Ich möchte nur den guten Zusammenhalt, die engagierten Menschen und den Nachwuchs stärken und aufrechterhalten", machte der 46-Jährige deutlich.
Tatsache ist: Er bestand seine "Halb"-Premiere mit Bravour. Insgesamt präsentierten Stadelmann und Melchior, der zukünftig auch von der neuen 1. Zunftmeisterin Karina Daub und der ebenfalls neuen 2. Zunftmeisterin Tina Stadelmann auf der Bühne der Zeiler Narrenzunft "umrahmt" wird, ein Programm der Extraklasse.
Darunter Pfarrer Michael Ehrhart, der sich nach intensiver Zeitungsrecherche unter anderem mit dem aktuell wohl berühmtesten Pfosten-Duo im Landkreis beschäftigte. "Es wird halt einfach immer doller, die Hauptstraß´ hat jetzt auch zwei Poller." Und was gibt es zu sagen über die Streben? "Die wern zwei Wochn´ nicht überleben", so seine Prophezeiung. Die Moral der Aktion: "Wer anderen die Freiheit schneidet, ganz schnell einen Genickbruch leidet."
Derweil sah sich Stadelmann selbst "nie als Sitzungspräsident. Mehr als Moderator." Erstmals im Einsatz, und dies aus der Not geboren, war er 2006. Nachdem sein Vorgänger Helmut Trautner erkrankt passen musste, wurde er von Clemens Mantel quasi "genötigt", gemeinsam mit ihm die Leitung zu übernehmen, lacht Stadelmann bei einem Gespräch im Vorfeld.
Ein Jahr später verabschiedete sich Trautner dann ganz offiziell in den närrischen (Un)ruhestand und übergab das Zepter der Narrenzunft an ihn. Und warum zieht er sich jetzt zurück? "Ich denke, alles im Leben hat seine Zeit", macht Thomas Stadelmann deutlich und ist überzeugt, dass jetzt "der richtige Zeitpunkt für einen jüngeren" Nachfolgekandidaten ist.
"Ich möchte nicht so lange warten, bis die Leute sagen, wann hört er denn auf. Jeder hat seinen Stil und irgendwann wird es eintönig, da braucht es dann frischen Wind", sagt der Kommunalpolitiker, der auf "unzählig viele" schöne Momente zurückblickt. "Besonders gerne erinnere ich mich natürlich an die aktive Zeit auf der Bühne mit dem Zeiler Männerballett", grinst Thomas Stadelmann. Ein Glanzlicht seiner Präsidenten-Karriere sei auch der Auftritt der Sander Franzosen 2017 gewesen, als "Le Korboral" Udo Rippstein und seine achtköpfige Mannschaft den Saal gestürmt hatten.