Beim Pressegespräch auf Schloss Eyrichshof war den Beteiligten ihre Freude und Erleichterung deutlich anzusehen: Nachdem die Open-Air-Konzerte, die sonst jedes Jahr im Schlosshof stattfinden, in den Pandemiejahren 2020 und 2021 ausfallen mussten, können die Veranstaltungen nun endlich wieder stattfinden. "Wie wir alle freue ich mich, dass wir die Aussicht auf einen Konzertsommer haben, in dem man rausgehen kann", sagt Schlossherr Hermann von Rotenhan.
"Wir reden ja zu 95 Prozent über Konzerte, die wir schon 2019 angekündigt haben", kommentiert Gaby Heyder vom Veranstaltungsservice Bamberg das diesjährige Programm. "Aber wir haben noch ein Wochenende drangehängt. Wenn schon, dann wollen wir's richtig krachen lassen." Sprich: Die Künstlerinnen und Künstler, die in diesem Jahr beim Rösler Open Air auf der Bühne stehen, sind diejenigen, die eigentlich schon 2020 hätten auftreten sollen - plus einige, die neu dazugekommen sind, weil das Festival diesmal ein paar Tage länger dauert.
Der Thermomix-Abend als Videokonferenz
Einer, der neu dazugekommen ist, ist Kabarettist Michl Müller. "Man kommt immer wieder dahin zurück, wo's angefangen hat", sagt der aus Bad Kissingen stammende Komiker, denn vor mehr als 15 Jahren, als er noch ganz am Anfang seiner Bühnenkarriere stand, war er schon einmal zum Eberner Altstadtfest im Innenhof des Rathauses aufgetreten.
Mit seinem aktuellen Programm, das er auch im Sommer auf Schloss Eyrichshof spielen wird, tritt er bereits seit einem Jahr auf, dennoch bezeichnet er es noch als "neues Programm", da er aufgrund von Pandemie und Lockdowns bisher nur selten dazu kam, es aufzuführen. Darin spielen auch die Kuriositäten des Corona-Alltags eine Rolle, vom Homeoffice bis zum Thermomix-Abend als Videokonferenz - "das Sinnloseste, was ich je gemacht habe".
Im Pressegespräch erinnert sich Müller auch an den Beginn der Pandemie und daran, was diese für Bühnenkünstlerinnen und -künstler bedeutete. "Wir sind ja reingegangen mit der Einstellung: In einem Vierteljahr ist das rum." Doch dann sei nach und nach die Erkenntnis gekommen, dass die Einschränkungen noch einige Zeit anhalten würden. Da stellt sich auch die Frage, was eigentlich die Aufgabe eines Bühnenkünstlers ist. Geht es nur darum, das Publikum zu unterhalten, oder gibt es einen Anspruch, der darüber hinausgeht? "Es geht mir drum, dass die Leute einen schönen Abend haben", sagt Müller. "Wenn sie noch was mitnehmen: umso besser."
Der Veranstaltungsservice legt Wert auf ein vielfältiges Programm
Und wie fühlt er sich dabei, beim Rösler Open Air als einziger Kabarettist dabei zu sein, während an allen anderen Abenden Musik im Vordergrund steht? "Sehr gut", sagt Müller, "ich sing ja auch! Nicht schön, aber laut." Und so betont er, dass auch einige seiner Klassiker, die das Publikum unter anderem von Fastnacht in Franken kennt, dabei sein werden. "Die Fleischereifachverkäuferin muss dabei sein."
Wolfgang Heyder vom Veranstaltungsservice Bamberg betont in diesem Zusammenhang auch, dass es ja gerade ein Ziel des Open-Air-Sommers sei, eine große Vielfalt auf die Bühne zu bringen und an den verschiedenen Abenden auch verschiedene Zielgruppen anzusprechen: "Von Hardrock bis Volkstümlich." Und so stehen auch in diesem Jahr einige große Namen im Programm. So gibt es gleich am ersten Abend, dem 22. Juli, die legendäre Band BAP mit ihrem Frontmann Wolfgang Niedecken zu hören.
An weiteren Konzertabenden spielen unter anderem Max Giesinger, Reinhard Fendrich, The BossHoss und In Extremo. Außerdem gibt es die Nacht der Stimmen, bei der sich die A-cappella-Gruppen Viva Voce, FÜENF und Robeat! die Bühne teilen. Den Abschluss macht am 31. Juli Ben Zucker - "Falls das Schloss dann noch steht", sagt Gaby Heyder lachend, denn am vorletzten Abend steht die Rammstein-Tribute-Band Stahlzeit auf der Bühne, die - wie auch Rammstein selbst - für ihren überbordenden Einsatz von Pyrotechnik bei den Konzerten bekannt ist.
So berichtet Heyder, die Veranstalter seien am Anfang noch unsicher gewesen: "Können wir das machen vor dem historischen Gebäude?" Also habe es Gespräche gegeben, unter anderem mit der Feuerwehr, in denen es darum ging, was machbar und zu verantworten sei. Doch die Feuerwehren in Ebern und Eyrichshof hätten grünes Licht gegeben und den Veranstaltungsservice Bamberg sogar ermutigt, die Band zum Festival zu holen - denn bei der Feuerwehr gibt es einige Stahlzeit-Fans. Immerhin stammt auch eines der Bandmitglieder aus Ebern.
Weniger Angst vor Corona unter freiem Himmel
Wie die Veranstalter berichten, gibt es für alle Abende noch Tickets. Wer allerdings Reinhard Fendrich hören will, muss sich beeilen: Für sein Konzert gebe es nur noch wenige Karten. Und wie groß ist das Interesse der Menschen in Zeiten einer Pandemie, die gerade eine Pause zu machen scheint, eine Großveranstaltung zu besuchen? "Während der Pandemie sind kaum Karten zurückgegeben worden", berichtet Wolfgang Heyder. "Aber jetzt läuft es schwer wieder an." Somit dürften die Konzerte, die schon für 2020 geplant waren und nur verschoben wurden, gut besucht sein. Bei den Veranstaltungen, die neu dazugekommen sind, wäre aber noch Luft nach oben. Michl Müller sagt in diesem Zusammenhang, er sehe immerhin einen Vorteil darin, dass es eine Open-Air-Veranstaltung sei "und dass man da frische Luft hat".
Ein großer Dank von Gaby und Wolfgang Heyder ging auch an die Firma Rösler als Sponsor, die den Vertrag mit den Veranstaltern verlängert hat. "Das ist nicht selbstverständlich", sagt Wolfgang Heyder: Einige andere Sponsoren hätten sich in der unsicheren Corona-Zeit von Veranstaltungen zurückgezogen. Baron Hermann von Rotenhan stellt für die Konzerte nicht nur seinen Schlosshof zur Verfügung. Zusammen mit seiner Familie zieht er für ein paar Tage in den zweiten Stock des Schlosses, denn die privaten Wohnräume werden dann zum Backstage-Bereich.
Und auch er genießt die besondere Stimmung bei den Konzerten, die Möglichkeit, im Schloss mit den prominenten Gästen ins Gespräch zu kommen, die "Konzerte nach den Konzerten", wenn Musikerinnen und Musiker im Backstage-Bereich noch einmal zu den Instrumenten greifen. Nun steht für ihn aber erst einmal eine andere Veranstaltung an: Am Pfingstwochenende findet das Gartenfest auf dem Schloss-Gelände statt - ein weiteres Event, das in den letzten Jahren der Pandemie zum Opfer gefallen war.