Montagabend in Hofheim: In der Turnhalle des stadtansässigen Turnvereins üben mehrere Mädchen mit ihrer Trainerin am Schwebebalken. Links davon schlagen junge Turnerinnen am Boden Räder und Rollen. Im hinteren Teil der Halle ist eine Gruppe samt Trainer gerade mit dem Auslegen weiterer Matten beschäftigt. Es ist eine Szene, wie sie sich in der Sportstätte des Vereins regelmäßig abspielt. Denn der TV Hofheim ist seit Langem vor allem, aber nicht nur, für Kinder eine beliebte Anlaufstelle in Sachen Sport.
Doch die Zukunft des Hofheimer Traditionsvereins, der im Jahr 1861 gegründet wurde, ist ungewiss. Denn dem TV fehlt ein Vorsitzender – oder eine Vorsitzende. Seit Herbst 2021 ist der Posten unbesetzt. In Form einer Interimslösung lenkte seither unter anderem die Zweite Vorsitzende Angela Kriegsmann die Geschicke des Vereins. In einem Brief an die Vereinsmitglieder machte sie im Frühjahr 2022 auf die personelle Lage und das drohende Aus des TV aufmerksam.
Neuwahlen beim TV Hofheim: Sylvia Hoh übernimmt als Kassiererin
Eine Lösung für den Vereinsvorsitz hat sich bislang jedoch nicht gefunden. Auch am vergangenen Freitag nicht, an dem turnusgemäß Neuwahlen beim TV Hofheim anstanden. Allerdings nicht für alle Posten des Vorstands, wie Kriegsmann erklärt, sondern nur für den Zweiten Vorsitzenden, den Kassier und den Stellvertretenden Schriftführer. Die Wahlen fänden immer versetzt statt, sodass im jeweiligen Aufgabenbereich stets einer von zwei Posten besetzt ist.
Die Mitglieder des TV wählten Kriegsmann erneut als Zweite Vorsitzende des Vereins. Ebenso wurde Martina Engelbrecht in ihrer Funktion als Zweite Schriftführerin bestätigt. Neu im Amt ist indes Sylvia Hoh als Kassiererin. Sie hatte zuvor mit Kriegsmann im Rahmen einer Doppelspitze den Zweiten Vorsitz inne. Durch ihren Wechsel auf die Kassiersstelle ist es dem Verein gelungen, einen ebenfalls zuletzt unbesetzten Posten wieder zu besetzen.
Neu dabei ist Katharina Kettenburg als Beisitzerin. "Wir sind froh, dass sie mit übernimmt", sagt Kriegsmann im Gespräch mit der Redaktion im Nachgang der Mitgliederversammlung. "Wir brauchen den Umschwung auf die junge Generation." Es sei wichtig, dass neue Kräfte langsam mit reinwachsen und nicht ins kalte Wasser geschmissen werden. Bei einem großen Verein wie dem TV Hofheim – aktuell knapp 460 Mitglieder stark – gebe es einfach einige Sachen, die man beachten müsse.
Wieder ins Leben gerufen wurde außerdem der Vergnügungsausschuss des Vereins, wie Kriegsmann berichtet. Mit Sandra Camo, Kirstin Habenstein, Andrea Hofmann, Sarah Röhner und Silke Wambach haben sich hierfür fünf Frauen gefunden. Der Ausschuss plane nun unter anderem verschiedene Veranstaltungen, um eine stärkere Bindung zum TV Hofheim zu schaffen.
Wie geht es in Sachen Vereinsvorsitz beim TV Hofheim weiter?
Es fehlt dem Verein für eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung also nur noch eine Vorsitzende oder ein Vorsitzender. 2024 müsste sich hier spätestens jemand finden, erklärt Kriegsmann. Sie habe zum Beispiel mit den Eltern, deren Kinder im Verein aktiv sind, Gespräche geführt. Einig sei man sich, dass der Verein weiterbestehen muss. "Es ist ein Entgegenkommen zu spüren", sagt die Zweite Vorsitzende. Aber weitere Gespräche seien nötig.
Kriegsmann selbst ist seit 2006 im Vorstand des TV aktiv. Auf die Frage, was sie damals motiviert habe, sich zu engagieren, gibt sie ehrlich und mit einem Lachen zu, dass sie dazu eigentlich keine Motivation gehabt habe. "Ich wurde von den Älteren mit reingezogen." Sie sei gebeten worden, zu der einen oder anderen Veranstaltung zu gehen. "Und schwuppdiwupp war ich dabei." Kriegsmann hatte, wie andere Eltern auch, ursprünglich den Kontakt zum Verein aufgenommen, um ihre Tochter zum Turnen anzumelden.
Jetzt hofft sie, dass die nächste Generation auch im Sinne der Kinder mit anpackt. "Es liegt mir wirklich am Herzen, dass noch ein paar Leute dazukommen." Einfach mal dabei sein, anhören und testen, ob die Tätigkeit im Vorstand etwas für einen sein könnte, schlägt sie vor. "Die Erfahrung der Alten und die Ideen der Jungen, das wäre eine super Mischung." Mit Blick auf den Vereinsvorsitz erklärt Kriegsmann: "Wir geben die Hoffnung nicht auf, vielleicht findet sich ja doch noch jemand."