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Landkreis Haßberge
Neues Gesetz soll Einführung von Tempo 30 erleichtern: Das sagen Bürgermeister aus dem Landkreis Haßberge dazu
Erfolg für den Deutschen Städtetag: Auf seine Initiative hin bekommen die Kommunen mehr Möglichkeiten, innerorts Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuführen.
Eine Gesetzesnovelle soll es erleichtern, innerorts Tempo 30 einzuführen. Einige Bürgermeister im Landkreis Haßberge wollen die Chance nutzen – wünschen sich aber noch mehr Möglichkeiten.
Foto: Stefan Sauer, dpa (Symbolfoto) | Eine Gesetzesnovelle soll es erleichtern, innerorts Tempo 30 einzuführen. Einige Bürgermeister im Landkreis Haßberge wollen die Chance nutzen – wünschen sich aber noch mehr Möglichkeiten.
Wolfgang Aull
 |  aktualisiert: 16.08.2024 02:43 Uhr

Eine Novelle der Straßenverkehrsordnung soll die Einführung von Tempo 30 in Ortschaften erleichtern. Die Bundesregierung bewirbt dies als "ein Plus für Umwelt und Gesundheit." Auch im Landkreis Haßberge könnten einige Orte von der neuen Regelung profitieren.

Der Deutsche Städtetag hat die Novelle mit angestoßen. Dieser vertritt die Ansicht, dass die Städte und Gemeinden einen neuen straßenverkehrsrechtlichen Rahmen bräuchten, der es ihnen ermöglicht, Tempo 30 als "verkehrlich, sozial, ökologisch und baukulturell angemessene Höchstgeschwindigkeit dort anzuordnen, wo sie es für sinnvoll erachten".

Alle Städte und einige Gemeinden im Landkreis machen bei der Initiative mit

Breite Unterstützung gab es dabei auch aus dem Landkreis Haßberge: 2021 hatte der Städtetag eine Initiative ins Leben gerufen, die sich "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten" nennt. Alle sechs Städte im Landkreis – Ebern, Eltmann, Haßfurt, Hofheim, Königsberg und Zeil – schlossen sich der Initiative an, ebenso wie die Gemeinden Bundorf, Burgpreppach, Knetzgau und Theres.

Was sagen deren Bürgermeister nun, nachdem ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt waren? Die Redaktion hat bei den Städten und Gemeinden, die Teil der Initiative sind, angefragt. Einige antworteten, es sei noch zu früh, um etwas dazu sagen zu können, wie man die neue Regelung in der eigenen Kommune umsetzen will. So schreibt beispielsweise der Haßfurter Bürgermeister Günther Werner, es liege noch nicht einmal der Gesetzestext vor. Dennoch: Einige Bürgermeister berichten bereits von konkreten Plänen.

Stadt Eltmann: Bürgermeister Ziegler will jede sich bietende Chance nutzen

Der Marktplatz in Eltmann: Wenn es die Gesetzeslage hergibt, soll hier Tempo 30 eingeführt werden.
Foto: Wolfgang Aull | Der Marktplatz in Eltmann: Wenn es die Gesetzeslage hergibt, soll hier Tempo 30 eingeführt werden.

Bürgermeister Michael Ziegler (CSU) berichtet, der Stadtrat Eltmann fahre eine klare Linie: Wo es möglich ist, wird Tempo 30 eingeführt. Die entsprechende Beschilderung sei im Gange, an allen Ortsstraßen würde diese aufgestellt – ohne Ausnahme. Auch die Staatsstraßen und Kreisstraßen würden auf dem Prüfstand landen, falls sich durch die neue Gesetzeslage Möglichkeiten dazu eröffnen. Auf den Marktplatz angesprochen, wo aktuell die erlaubte Höchstgeschwindigkeit noch bei 50 Kilometern pro Stunde liegt, meint Ziegler, dies sei so ein Beispiel, wo ganz klar schnellstmöglich die Beschränkung kommen werde. Keine Chance zur Einführung von Tempo 30 bleibe ungenutzt, verspricht der Bürgermeister.

Stadt Zeil: Stadelmann findet Möglichkeiten weiterhin sehr begrenzt

Der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) zeigt sich von der Novellierung nur wenig angetan: "Nach unserer Einschätzung haben wir auch künftig auf unseren Ortsdurchfahrtsstraßen, unabhängig davon, ob es sich um Ortsstraße, Kreisstraße oder Staatsstraße handelt, weiterhin nur sehr begrenzt Möglichkeiten, von der innerorts zulässigen Höchstgeschwindigkeit abzuweichen." Von der Wunschvorstellung vieler Städte und Gemeinden, für einen kompletten Ort Tempo 30 festzulegen, seien sie weiterhin meilenweit entfernt. "Insofern sehen wir für unsere Stadt keine großen Veränderungen."

Stadelmann sichert zu, am Ball zu bleiben: "Wir hoffen, dass wir eines Besseren belehrt werden, und sind gespannt auf neue Erkenntnisse." Die erhofft er sich unter anderem von der dritten Online-Konferenz der Initiative "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten". Diese soll nach der Sommerpause stattfinden und den Kommunen ihre Möglichkeiten aufzeigen.

Gemeinde Knetzgau: Stefan Paulus würde sich noch deutlich mehr Tempolimits wünschen

Ähnlich äußert sich Stefan Paulus (CWG), Bürgermeister der Gemeinde Knetzgau. Er fragt, warum die Geschwindigkeit nicht generell innerorts auf Tempo 30 reduziert werde, und spannt den Bogen gleich noch weiter: warum nicht auch 80 auf Landstraßen und 130 auf Autobahnen?

Bei der aktuellen Gesetzeslage sieht Paulus Bedenken in Sachen Schilderwald: Tempo-30-Zonen seien so einfach nicht umsetzbar, "weil bei allen Ausfahrtsstraßen das wieder aufgehoben werden muss, beziehungsweise an jeder Straße, die in diese Zone führt, Schilder errichtet werden müssen".

Gemeinde Theres: Laut Bürgermeister Schneider müssen auch Kontrollen her

Willkommen in Horhausen, aber bitte langsam fahren. Die Bevölkerung ist besorgt um die schulpflichtigen Kinder, welche hier auf ihren Bus warten.
Foto: Wolfgang Aull | Willkommen in Horhausen, aber bitte langsam fahren. Die Bevölkerung ist besorgt um die schulpflichtigen Kinder, welche hier auf ihren Bus warten.

Der Thereser Bürgermeister Matthias Schneider (CSU) fasst seine Meinung in nur wenige Worte: "Fünfzig ist zu schnell." Auch er hätte gerne auf allen Straßen die Reduzierung auf Tempo 30 und weiß auch schon, wo er nach der neuen Gesetzeslage als Erstes den Hebel ansetzen wird: Horhausen, Bereich Bushaltestelle. "Das liegt den Horhäusern am Herzen." Dann bringt er noch Untertheres ins Gespräch. Doch Schilder alleine seien noch keine Gewähr für den Erfolg, Kontrolle müsse folgen. Ansonsten verkomme das Vorhaben zu einem "zahnlosen Tiger".

Das Landratsamt antwortete schon im vergangenen Jahr sehr diplomatisch

Für das Landratsamt Haßberge wird die Sache sicherlich nicht einfacher. Monika Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes Haßberge, beantwortete 2023 die Frage, ob das Landratsamt Tempo 30 Kilometer pro Stunde als neue Regelgeschwindigkeit innerorts gutheißen würde, diplomatisch: "Die generelle Einführung von Tempo 30 innerorts würde zu einer massiven Arbeitserleichterung für alle Verkehrsbehörden führen".

 
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  • Rosemarie Becht
    Unsere Autos und Assistenzsysteme werden immer besser und wir werden immer Langsamer! Wenn ich schon solche Vorschläge lese wie 80 auf der Hauptstraße oder 130 auf der Bahn !
    Außer mehr Spritverbrauch und höherer Lärmbelästigung bringt das Tempo 30 absolut nix!
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  • Jürgen Werner
    Warum traut sich hier niemand in engen Ortsdurchfahrten Tempo 30 zum Schutz der Fußgänger einzuführen. Vielleicht sollte man einmal den Blick in den Landkreis Coburg richten.
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  • Dieter Hartwig
    Nun ja, bei uns in SW von der Kreuzung Mainbergerstrasse bis zum Ender strasse am Deutschhof mehrere kilometer hut ausgebaut darf man nur 30 fahren. Strasse ist breit ausbaut mit Fahrradsreifen, Fussgängerinseln und man muss schleichen. Bei 50 kmh liegt auch keine gefährdung vor aber da musste sich irgen djemand mit einer 30er Zone verwirklichen
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  • Dieter Hartwig
    Man kann bald zuhause bleiben. Wer ordentlich kann Tempo 50 beherrschen. Tempo 30 dient zum abkassieren. Beide Tempo 30 fährt man unkonzentriert.. Hoffentlich Vereinsamung die Ortschaften mit Tempo 30. Tempo 30 ist Unsinn aber anscheinend modern. Was modern ist, ist aber nicht unbedingt sinnvoll und besser als das bisherige
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  • Jo Schmitt
    Sehr geehrter Herr Hartwig,

    > Man kann bald zuhause bleiben. Wer ordentlich kann Tempo 50 beherrschen.

    Die Kommunen haben diese Initiative zur freizügigeren, orstbezogeneren Anordnung von 30 km/h nicht aus Jux und Dollerei ergriffen. Wohlgemerkt über alle politischen Grenzen hinweg.

    Tempo 50 innerorts wurde - soweit ich das korrekt in Erinnerung habe - erst in den 50er Jahren, Tempo 100 außerorts in den 70er Jahren (wieder) eingeführt. Grund: Unvernunft, Mißachtung §1 StVO, steigende Unfallzahlen mit Schwerverletzten und Toten.

    Das Thema der Falscheinschätzung (Selbstüberschätzung) wird selbst im Fachbuch "Die autogerechte Stadt" aus dem Jahr 1959 bereits thematisiert: "Der triumphierende Blick eines Teenagers an der Seite eines Gockels am Steuer - Älteren möchte man soviel Unverstand kaum zutrauen - hat mehr Tote und Unfälle [...] zur Folge als technisch unzulängliche Straßen und Wagen. (Seite 41)

    Das größte Verkehrsrisiko ist der Mensch selbst - in seiner Falscheinschätzung.
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  • Dietmar Eberth
    Finden Sie es nicht gut, das ihre direkt gewählten Vertreter in ihrer Gemeinde/Stadt festlegen können wo 30 km/h sinnvoll ist? Haben Sie so wenig vertrauen in ihre gewählten Vertreter?
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