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Haßfurt
Neue Lösung für das Gastronomie-Problem: Wie ein Imbisswagen den Haßfurter Flugplatz attraktiver machen soll
Die alte Gaststätte ist abgerissen. Dennoch wollen Rolf Schneider, Wolfram Schemmel und Ralph Mohr dafür sorgen, dass am Flugplatz niemand hungrig bleiben muss.
Ein Mann, ein Grill: Wolfram Schemmel betreibt seit drei Wochen den neuen 'Imbiss am Airport' in Haßfurt.
Foto: Peter Schmieder | Ein Mann, ein Grill: Wolfram Schemmel betreibt seit drei Wochen den neuen "Imbiss am Airport" in Haßfurt.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 07.06.2024 02:42 Uhr

Starts und Landungen mit dem eigenen kleinen Flugzeug, Rundflüge, Fallschirmspringen – am Haßfurter Flugplatz ist einiges geboten. Doch eines hat in den letzten Jahren gefehlt: Gastronomie. Das hat sich jetzt geändert: Seit drei Wochen können sich Besucherinnen und Besucher des Flugplatzes zumindest an den Wochenenden wieder mit Speisen und Getränken versorgen und bei schönem Wetter an Tischen und Bänken Platz nehmen – mit Blick auf ein historisches Flugzeug.

Erfolglose Suche nach neuem Wirt für die alte Gaststätte

Das Thema Gastronomie war für Rolf Schneider, Geschäftsführer der Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH, in den letzten Jahren eine schwierige Angelegenheit. Zwar gab es einst eine Flugplatzgaststätte, doch die wurde Ende Januar abgerissen, nachdem sie gut ein Jahrzehnt lang leer gestanden hatte und das alte Gebäude immer mehr verfallen war.

Neuer Imbiss am Haßfurter Flugplatz: Auch die Möglichkeit, Flugzeuge zu beobachten, zieht Besucherinnen und Besucher an, die sich dann etwas zu essen holen.
Foto: Peter Schmieder | Neuer Imbiss am Haßfurter Flugplatz: Auch die Möglichkeit, Flugzeuge zu beobachten, zieht Besucherinnen und Besucher an, die sich dann etwas zu essen holen.

Einen neuen Wirt oder eine neue Wirtin zu finden, war praktisch unmöglich. Denn so gut der Umsatz auch bei entsprechendem Flugbetrieb sein kann: Bei schlechtem Wetter und in den Wintermonaten landen kaum Flugzeuge und somit gibt es in dieser Zeit auch kaum Kundschaft. Keine Option also für Wirtsleute, die von der Gastronomie ihren gesamten Lebensunterhalt bestreiten und von den Einnahmen auch noch einiges in die Instandhaltung des Gaststättengebäudes stecken müssten – zumal dieses im Hochwassergebiet liegt.

Die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Den Flugplatz-Geschäftsführer brachte das in eine Zwickmühle: Einerseits wünschte auch er sich wieder ein entsprechendes Angebot. Unter anderem, weil doch einige Pilotinnen und Piloten, die mit ihren kleinen Privatmaschinen Ausflüge machen, lieber dorthin fliegen, wo sie am Flugplatz auch etwas zu essen bekommen. Andererseits wäre der Betrieb einer vollausgestatteten Gaststätte mit viel Aufwand und hohen Kosten verbunden – zu viel für die Verkehrslandeplatz-GmbH, denn deren Kernaufgabe sei immer noch, einen Flugplatz zu betreiben, und nicht, eine Kneipe zu bauen.

Deshalb hatte Rolf Schneider schon im Januar eine andere Idee ins Spiel gebracht: Warum nicht einfach einen Imbisswagen aufstellen? Von dort aus wäre mit wenig Aufwand ein Biergartenbetrieb möglich. Den könnte auch jemand übernehmen, der nicht alleine von der Gastronomie am Flugplatz leben muss, und es sich daher auch leisten kann, nur an Sommerwochenenden bei schönem Wetter zu öffnen.

Noch ist der neue Flugplatz-Imbiss kaum bekannt. Aktuell besteht die Kundschaft vor allem aus Fahrradfahrerinnen und -fahrern, die zufällig vorbeikommen.
Foto: Peter Schmieder | Noch ist der neue Flugplatz-Imbiss kaum bekannt. Aktuell besteht die Kundschaft vor allem aus Fahrradfahrerinnen und -fahrern, die zufällig vorbeikommen.

Die Idee gab es also schon seit Monaten, nur eines fehlte damals: Menschen mit der Zeit und der Möglichkeit, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Doch das hat sich jetzt geändert. "Die richtigen Leute waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort", sagt Schneider und spricht von einem "Gemeinschaftsprojekt". Beteiligt daran sind neben dem Flugplatz-Chef zwei Hobbyflieger, die ihre Gyrocopter in Haßfurt stehen haben.

Gastronomie-Neuling: Der Imbiss-Betreiber hatte zuvor eine Firma als Werkzeugschleifer

Einer von ihnen ist Ralph Mohr. Sein Hauptgeschäft ist eine kleine Metzgerei mit einem Verkaufswagen, mit dem er seine Produkte auf Wochenmärkten im Raum Würzburg und Karlstadt verkauft. Daneben hat er eine zweite Firma, mit der er deutschlandweit Verkaufsanhänger für mobile Gastronomie vermietet. Einen solchen stellt er nun auch am Haßfurter Flugplatz zur Verfügung.

Das ist das Team hinter dem 'Imbiss am Airport' (von links): Betreiber Wolfram Schemmel, Flugplatz-Chef Rolf Schneider und Ralph Mohr, dem der Verkaufswagen gehört.
Foto: Peter Schmieder | Das ist das Team hinter dem "Imbiss am Airport" (von links): Betreiber Wolfram Schemmel, Flugplatz-Chef Rolf Schneider und Ralph Mohr, dem der Verkaufswagen gehört.

Der andere ist Wolfram Schemmel, der den Flugplatz-Imbiss betreibt. Mit Gastronomie hatte der Coburger bisher beruflich noch nichts zu tun, nur auf Festen habe er schon das eine oder andere Mal hinter der Theke gestanden. Bis vor kurzem hatte er als Werkzeugschleifer eine eigene Firma, die er nun aber verkauft hat. "Ich bin eben auch nicht mehr der Jüngste. Das war zu viel Stress", berichtet er.

"Starfighter": Ein altes Kampfflugzeug als Blickfang

Stattdessen steht er jetzt an den Wochenenden hinter der Theke im "Imbiss am Airport". Momentan sieht es dort noch recht improvisiert aus, das soll sich aber noch ändern. Wenn es nach Schneider, Mohr und Schemmel geht, sollte der planierte Boden noch gepflastert werden, auch ein paar Bäume könnten das Areal verschönern. Den Imbisswagen wollen sie noch mit roter Folie bekleben, um ihn farblich ansprechender zu machen. Auch die Mauer an der Vorderseite des Flugplatzes, vor der der Imbisswagen steht, soll noch aufgehübscht werden.

Obwohl sein Hauptgeschäft eine Metzgerei ist, gibt Ralph Mohr am Haßfurter Flugplatz auch dem Veggie-Burger eine Chance.
Foto: Peter Schmieder | Obwohl sein Hauptgeschäft eine Metzgerei ist, gibt Ralph Mohr am Haßfurter Flugplatz auch dem Veggie-Burger eine Chance.

Immerhin: Auch wenn es noch einiges zu tun gibt, hat der Imbiss schon jetzt geöffnet. Auf der Karte stehen unter anderem Bratwürste, Currywurst, Pommes oder ein vegetarischer Burger. Außerdem gibt es Kaffee und Kuchen.

Die Bänke, auf denen Besucherinnen und Besucher Platz nehmen können, gehören der Flugplatz-GmbH. Wer sich dort hinsetzt, kann beim Essen auch die Aussicht auf ein besonderes Ausstellungsstück genießen: Den "Starfighter" des Motorflugclubs (MFC). Das ausgemusterte Kampfflugzeug aus der Zeit des Kalten Krieges ist ein Blickfang, der auch einige Fahrradfahrer stehen bleiben lässt, die am Flugplatz vorbeikommen. "Wenn einer fragt, sagen wir: Das Triebwerk ist in der Wartung", sagt Rolf Schneider lachend. Tatsächlich ist das Militärflugzeug schon lange nicht mehr betriebsfähig.

Essen mit Blick auf ein historisches Militärflugzeug: Der 'Starfighter' des MFC ist ein echter Blickfang, der auch dem Flugplatz-Imbiss zugutekommt.
Foto: Peter Schmieder | Essen mit Blick auf ein historisches Militärflugzeug: Der "Starfighter" des MFC ist ein echter Blickfang, der auch dem Flugplatz-Imbiss zugutekommt.

Noch ist der Flugplatz-Imbiss kaum bekannt. Um das zu ändern, haben die Verantwortlichen unter anderem eine Facebook-Seite erstellt. Dennoch gibt es schon Gäste. Oft sind es Fahrradfahrerinnen und -fahrer, die bei einem Ausflug zufällig am Flugplatz vorbeikommen. Das passiert oft schubweise. So gibt es manchmal noch Leerlaufphasen ohne Gäste. "Heute ist es eher gemütlich", meint Wolfram Schemmel beim Besuch der Redaktion. An den ersten beiden Wochenenden sei mehr los gewesen, zu Stoßzeiten seien auch mal 30 bis 40 Gäste da gewesen.

Rolf Schneider hofft zudem auf einen positiven Beitrag zur Außenwirkung des Flugplatzes, wenn auch solche Ausflügler den Weg zum "Imbiss am Airport" finden. "Wir wollen ja auch zeigen, dass die Flieger keine elitäre Truppe sind."

 
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  • Günther Rasp
    Super, endlich gibt es etwas zu essen
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