Ein Aushang im öffentlichen Schaukasten des SPD-Ortsvereins Eltmann (Lkr. Haßberge) und eine Veröffentlichung auf der Facebook-Seite des SPD-Kreisverbands Haßberge sorgten am Montag für Wirbel: Unter einem historischen SPD-Plakat aus den 1930er Jahren, das einen Arbeiter zeigt, der ans Hakenkreuz gefesselt ist, hatten die örtlichen Genossen folgenden Spruch gesetzt: „,Kreuze' in öffentlichen Gebäuden hatten wir schon mal . . .“ Die Collage sollte eine Anspielung auf den umstrittenen Erlass von Ministerpräsident Markus Söder sein, in allen staatlichen Behörden Kreuze aufzuhängen.
Bernd Rützel: „Völlig daneben“
Unmittelbar nachdem diese Redaktion die SPD-Spitze in Unterfranken auf Plakat und Posting aufmerksam gemacht hatte, wurden diese am Nachmittag von den Genossen entfernt beziehungsweise gelöscht. „Völlig daneben, so etwas gehört sich nicht“, sagt der SPD-Bezirksvorsitzende Bernd Rützel. „Die Unterfranken-SPD distanziert sich von dieser Aktion.“ Zuvor waren Fotos des Schaukastens in Eltmann von CSU-Politikern aus der Region bei Facebook geteilt und mit deutlicher Kritik versehen worden. „Die SPD hat jedes Maß verloren. Ich bin erschüttert“, so der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel, Vorsitzender des CSU-Kreisverbands Haßberge.
- Respekt für klare SPD-Worte: Der Standpunkt unseres Redakteurs Michael Czygan
Rosenthal: „Weder mutig noch intelligent“
Klare Worte kommen vom Würzburger SPD-Landtagsabgeordneten Georg Rosenthal. Auch er lehne Söders Kreuzerlass ab, „diese Form der Kritik haben wir aber nicht nötig“. Vergleiche mit den NS-Verbrechen seien durch nichts zu rechtfertigen. So gingen demokratische Parteien nicht miteinander um. Die Collage sei „weder witzig noch mutig – noch intelligent“.
Rosenthal, der viele Jahre bei der Friedrich-Ebert–Stiftung und als Leiter der Akademie Frankenwarte (Würzburg) in der politischen Bildung tätig war, erinnert daran, dass viele bekennende Christen von den Nazis ebenso gnadenlos verfolgt worden sind wie Sozialdemokraten. Den Parteifreunden, die die Collage verantworten, empfahl er den Besuch eines politischen Seminars an der Frankenwarte. Rosenthal:„Ich übernehme die Teilnahmegebühr.“
SPD Eltmann steht zur Aktion
Derweil hält sich das Unrechtsbewusstsein bei den Genossen vor Ort in Grenzen. Hans-Georg Häfner, der Vorsitzende der SPD Eltmann, betont auf Nachfrage, er habe die Collage im Schaukasten nicht gemacht, stehe aber zu seiner Verantwortung. Man habe Aufmerksamkeit wecken wollen, um gegen den Kreuzerlass zu protestieren. „Ohne das Plakat hätte sich doch niemand für das Thema interessiert.“ Der SPD-Kreisvorsitzende Wolfgang Bühl sagt, er finde den Hakenkreuz-Vergleich nicht schlimm. „Das ist Satire – und Satire ist immer provokant.“ Seinem CSU-Kollegen Vogel nimmt Bühl die Empörung nicht ab. „Wenn er es so schlimm findet, warum fordert er dann bei Facebook auf, das Foto weiter zu verbreiten.“
Hier wäre doch ein Komentar von Herrn Hose und Konsorten angebracht.