
Der erste Schritt zu einer Nahwärmeversorgung in Hofheim ist gemacht. Am Donnerstag fand eine erste Info-Veranstaltung im gut besuchten Haus des Gastes statt, zu der alle Anschlussinteressenten, die an der geplanten Wärmetrasse liegen, eingeladen waren.
Derzeit gibt es 121 Anschlussinteressenten, sagte Peter Nefe vom Institut für Energietechnik IfE aus Amberg. Dies sei ein guter Grundstock. Bürgermeister Alexander Bergmann (CSU) betonte, dass die Kosten derzeit noch nicht genau zu beziffern sind, da Aufträge noch nicht vergeben wurden. Eine eigene GmbH & Co. KG für den Betrieb des Nahwärmenetzes, in der das Regionalwerk die Kommanditistin stellt, stehe kurz vor der Gründung.
Auch Teile der Innenstadt sollen versorgt werden
Laut Nefe führt die geplante Wärmetrasse mit 80 bis 85 Grad heißem Wasser auf insgesamt 6800 Metern Länge von der Biogasanlage im Süden zwischen Hofheim und Ostheim zu Industriestraße, Sportplatz, Schulen bis zum ehemaligen Krankenhaus. Auch Teile der Innenstadt sollen versorgt werden.
Die Biogasanlage soll mit 51,5 Prozent den Mammutanteil an der Wärmeversorgung tragen. Ein noch zu bauender Hackschnitzelkessel soll mit 38,5 Prozent an der Wärmeversorgung beteiligt sein. Die verbleibenden zehn Prozent der Wärme soll ein Erdgas-Spitzenlastkessel liefern. Durch den Einsatz von Hackschnitzeln und Biogas liege der Anteil an erneuerbaren Energien bei mindestens 90 Prozent, so Nefe.
Die Investitionskosten würden mit 40 Prozent über die BEW (Bundesförderung für effiziente Wärmenetze) gefördert. Hausbesitzerinnen und -besitzer können im Falle eines Anschlusses ihre alte Heizung mit Öltanks ausbauen. Ein Installateur müsste die Hausübergabestation an die bestehende Heizungsverteilung im Haus anbinden und gegebenenfalls die Heizungsverteilung optimieren.
Vorstellung des Preismodells in weiterer Versammlung
Die Wärmegestehungskosten bei der Nahwärme würden unter den Preisen von dezentralen Heizungsformen, wie Öl-, Gas-, Pelletheizung oder Wärmepumpen liegen. Den Gesamtpreis pro Kilowattstunde bezifferte Nefe unverbindlich auf 14,7 bis 15,9 Cent für die Nahwärme. Der spätere reine Arbeitspreis werde darunter liegen. Eine genaue Vorstellung des Preismodells soll in einer weiteren Bürgerversammlung erfolgen.
Ein Vorteil des Wärmenetzes sei, dass kein Unterhalt, keine Brennstoffbeschaffung, kein Service und kein Kaminkehrer nötig seien. Durch die kompakte Übergabestation gewinne der Hausbesitzer Raum. Wärme, die im größeren Maßstab erzeugt wird, sei effizienter als Einzelanlagen. Zudem sei eine Heizkosteneinsparung für Anschlussnehmer möglich, wie auch eine CO2-Einsparung.
Nachteile seien die hohen Anfangsinvestitonskosten, wie das Verlegen der Wärmeleitungen sowie Wärmeverluste über die Leitungen. Außerdem sei der Bau des Netzes nur sinnvoll, wenn so viele Anschlussnehmer wie möglich in einem bestimmten Gebiet mitmachen.
Feste Zusagen seien nötig
In der anschließenden Fragerunde wollte ein Bürger wissen, ob er sein Haus sofort anschließen müsse, sobald die Leitung liegt. Nefe betonte, man brauche feste Zusagen. Es sei nur begrenzt möglich, später anzuschließen. Ein weiterer Bürger fragte, ob er gezwungen sei, eine bestimmte Wärmemenge abzunehmen. Nefe erwiderte, der Leistungspreis – ähnlich dem Grundpreis beim Strom – müsse gezahlt werden, um Fixkosten abzudecken. Auch Anschlusskosten würden anfallen.

Die Frage eines Bürgers, ob er nach fünf Jahren wieder austreten könne, beantwortete Nefe damit, dass Wärmelieferverträge in der Regel über zehn Jahre abgeschlossen würden. Die genaue Vertragslaufzeit stehe derzeit aber noch nicht fest. Die Leitungen würden bis ins Haus verlegt. Der Wärmetauscher sowie anfallende Wartungskosten seien im Preis enthalten. Rücklagen für Reparaturen würden durch die GmbH & Co. KG gebildet. Den Zeitraum für die Umsetzung des Projekts bezifferte Nefe auf rund drei Jahre.