zurück
Kirchlauter
Widerstand in Kirchlauter: Wie könnte es weitergehen mit dem Tiny-House-Feriendorf?
Die Investoren haben ihre Pläne zurückgezogen, doch einige Bürgermeister aus dem Landkreis Haßberge würden das Projekt gerne zu sich holen. Das ist der aktuelle Stand.
Die Frankenwald-Chalets in Wilhelmsthal, Landkreis Kronach. Ein ähnliches Feriendorf könnte auch im Landkreis Haßberge entstehen – aber in welchem Ort?
Foto: Nature Holiday Lodges | Die Frankenwald-Chalets in Wilhelmsthal, Landkreis Kronach. Ein ähnliches Feriendorf könnte auch im Landkreis Haßberge entstehen – aber in welchem Ort?
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 03.09.2024 02:44 Uhr

Der Plan für ein Tiny-House-Feriendorf in Kirchlauter stieß kürzlich in Gemeinderat und Bevölkerung auf viel Widerstände, weshalb die Investoren ihren Plan zurückzogen. Die besondere "Urlaubs-Location" rief aber sofort eine Reihe von Bürgermeistern aus dem Landkreis auf den Plan, die von einem solchen Vorhaben begeistert waren und ihrerseits sogar schon Grundstücke anboten. Und auch die Möglichkeit, an einem andern Standort in Kirchlauter zu bauen, ist noch nicht vom Tisch. Die spannende Frage lautet nun: Wie geht es weiter mit dem Feriendorf?

Gute Erfahrungen mit den Frankenwald-Chalets

Tiny Houses, deren Ziel es ist, Wohnraum auf einer sehr kleinen Fläche zu schaffen, sind seit Jahren auf dem Vormarsch und entwickelt sich zunehmend zum Urlaubstrend. Thomas Ötinger und Mirko Kleinknecht aus Kirchlauter betreiben mit einem weiteren Geschäftsführer seit einigen Jahren die "Frankenwald-Chalets" in Wilhelmsthal (Lkr. Kronach) und würden ein solches Projekt gerne auch in ihrer Heimat verwirklichen.

"Das läuft im Frankenwald super. Unsere Chalets sind ein Refugium für individuelle Augenblicke – frei von Stress und Hektik", sagt Ötinger. "Hier kannst du frei sein, die urige und behagliche Atmosphäre genießen und dir deinen eigenen, kleinen Rückzugsort schaffen."

Vollausgestattetes Zimmer auf wenigen Quadratmetern

Er zeigt den Plan, auf dem zu sehen ist, wie auf wenigen Quadratmeter ein normales Zimmer mit voll ausgestatteter Küchenzeile, Badezimmer, Flachbildschirm und Grill direkt am Haus entstehen könnte. Dazu eine Terrasse mit Ausblick in die Natur und ein "Hot Tub", also ein Dampfbad in der Natur. Ötinger betont: "Das ist einfach Urlaub auf andere Art und keinesfalls ein 'Partydorf'." Eben das hatten Kritikerinnen und Kritiker des Projekts befürchtet und Sorgen um Lärmbelästigung zum Ausdruck gebracht.

Volle Ausstattung auf kleiner Fläche: Die Tiny Houses sind mit allem ausgestattet, was man sich im Urlaub vorstellt.
Foto: Nature Holiday Lodges | Volle Ausstattung auf kleiner Fläche: Die Tiny Houses sind mit allem ausgestattet, was man sich im Urlaub vorstellt.

Doch die Zielgruppe für solch einen Urlaub seien Singles und Paare zwischen 25 und 75 Jahren, welche den Einklang mit der Natur schätzen, die Nähe des Waldes lieben, gerne wandern, walken und auch Rad fahren. Es seien durchaus Leute mit einer größeren Kaufkraft, die auch Essen gehen, sich aber auch über lokale Feste freuen und Bestandteil der Region sein wollen.

Rennweg und Gastronomie: Kirchlauter wäre ein guter Standort

Die Investoren hätten Kirchlauter ja nicht nur wegen ihres Wohnsitzes, sondern auch wegen seiner guten Lage im Naturpark Haßberge ausgewählt, betont Ötinger. "Die Natur lädt hier wirklich zu vielen Unternehmungen in der Landschaft und am Rennweg ein. Dazu gibt es den Genuss-Erlebnisweg und in der Umgebung eine qualitativ hochwertige Gastronomie."

Thomas Ötinger gibt zu, dass er und die anderen Geschäftsführer von der Stimmung in der Gemeinderatssitzung frustriert waren. Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD) hatte das Thema zunächst aufgrund des großen Widerstandes von der Tagesordnung genommen und auf die Sitzung am 9. September vertagt. Doch die Investoren nahmen diesen Widerstand zum Anlass, die Pläne gleich zurückzuziehen.

Haßberge-Tourismus wirbt für das Projekt

"Wir wollten damit unserer Region und unserer Heimat etwas zurückgeben und auch nach außen zeigen, wie toll es bei uns ist", sagt Ötinger. "Viele kennen nur den Bayerischen Wald oder die Alpen. Wir haben aber die Weinberge mit Winzerstuben, Bier mit unseren Biergärten, unsere Burgen und Schlösser sowie schöne Wander- und Radwege. Deswegen lieben wir es auch, hier zu wohnen, und wissen es zu schätzen."

Thomas Ötinger am 'Hot Tub' auf seinem eigenen Grundstück: Solche Dampfbäder soll es später auch im Feriendorf geben.
Foto: Günther Geiling | Thomas Ötinger am "Hot Tub" auf seinem eigenen Grundstück: Solche Dampfbäder soll es später auch im Feriendorf geben.

Auch wenn die Idee in Kirchlauter nicht so gut ankam, blieb sie dem Tourismusamt in den Haßbergen nicht verborgen. Geschäftsführerin Susanne Volkheimer verbreitete den Presseartikel unter den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, denn ihrer Meinung nach gäbe es einen Bedarf für besondere Locations. "Die Wirtschaftsförderung des Landkreises und auch der Haßberge Tourismus e.V. begleiten seit Beginn der Projektidee die Maßnahmen von Herrn Ötinger. Das Konzept beinhaltet Empfehlungen für Investoren auf der Grundlage von Trends und Analysen." Auch Landrat Wilhelm Schneider sieht es ähnlich. "Ein Tiny-Feriendorf ist etwas Positives für unseren Landkreis."

Sieben Bürgermeister wollen das Feriendorf zu sich holen

Binnen kürzester Zeit hätten sich daraufhin gleich sieben Bürgermeister gemeldet, die dem Geschäftsführer Thomas Ötinger teilweise sogar mehrere Grundstücke in ihren Gemeinden für solch ein Tourismusprojekt vorgeschlagen und zum Ausdruck gebracht hätten, dass sie einer solchen Sache aufgeschlossen gegenüberstehen.

Einer davon ist Steffen Kropp (SPD) von der Nachbargemeinde Rentweinsdorf. Andere, die ein solches Angebot gemacht haben, wollen sich derzeit noch nicht öffentlich dazu äußern. Kropp hingegen macht keinen Hehl aus seinem Angebot, "weil ich es als zukunftsträchtige Investition in die ländliche Struktur unseres Landkreises sehe, über die man nur froh sein kann". Wenn es möglich wäre, würde er das auch in seiner eigenen Gemeinde umsetzen. "Noch ist aber unsere Nachbargemeinde am Zuge und wenn es dort verwirklicht wird, beglückwünsche ich sie dazu und hoffe, dass es funktioniert."

Noch ist Kirchlauter nicht abgeschrieben

Der ursprüngliche Plan für einen Standort mitten im Dorf wurde von den Bauwerbern zwar zurückgezogen. Hier waren zehn bis zwölf Tiny Houses und ein Seminarhaus vorgesehen. Viele störten sich in der ersten Sitzung am Standort mitten im Ort, könnten sich eine Alternative am Ortsrand aber schon eher vorstellen. So stellt sich jetzt die Frage, ob die Gemeinde Kirchlauter eine Alternative anbieten kann – sei es in Kirchlauter selbst oder im Ortsteil Neubrunn.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kirchlauter
Günther Geiling
Badezimmer
Biergärten
Finanzinvestoren und Anleger
Karl-Heinz Kandler
Küchenzeilen
Wilhelm Schneider
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Anton Müller
    Würde mich mal interessieren, wie es in so einem Tiny House so ist, wenn es tagelang 30 Grad und mehr hat. Das schwarze Dach ist ja perfekt um möglichst viel Sonnenenergie einzufangen. Davon abgesehen finde ich die Idee super!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Mieten Sie sich doch eines, so ein Frankenwald Chalet kostet nur € 100 pro Nacht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten