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Nach erneutem Brand im Kreisabfallzentrum Wonfurt: Experte Dominik Eichhorn klärt über Gefahren aus der Mülltonne auf
Explodierende Spraydosen, Lithium-Ionen-Batterien, selbstentzündende Putzlappen oder heiße Asche: Was die Bevölkerung zur Brandvermeidung wissen muss.
Meist liegt es an unachtsam weggeworfenen Batterien und Akkus: Immer wieder kommt es in Entsorgungseinrichtungen zu Bränden, wie hier 2021 in der Kreisabfallzentrum Wonfurt
Foto: Christian Licha (Archivbild) | Meist liegt es an unachtsam weggeworfenen Batterien und Akkus: Immer wieder kommt es in Entsorgungseinrichtungen zu Bränden, wie hier 2021 in der Kreisabfallzentrum Wonfurt
Wolfgang Aull
 |  aktualisiert: 06.05.2024 02:38 Uhr

Fünfmal waren im Landkreis Haßberge vergangenes Jahr Entsorgungsanlagen Ziel der Feuerwehr. Vor kurzem hat es wieder im Kreisabfallzentrum in Wonfurt gebrannt. "Die Brandgefahr ist mittlerweile täglicher Begleiter aller Abfuhrunternehmen", erklärt Dominik Eichhorn, Mitinhaber des Entsorgungsfachbetriebes Eichhorn Transport- und Entsorgungs-GmbH (Eltmann). 

Bundesweit seien bis zu dreißig Brände pro Tag zu verzeichnen, in Recycling- und Sortieranlagen, auf Betriebshöfen oder in Müllfahrzeugen. Insbesondere der weitverbreitete Einsatz von Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus gibt Anlass zur Sorge, doch auch weitere Brandherde bergen durchaus Gefahrenpotential. Die Redaktion hat mit ihm gesprochen.

Kleine Kraftpakete mit Sprengkraft: Lithium-Ionen-Batterien und -akkus

Lithium-Ionen-Batterien und -akkus sind laut Eichhorn "kleine Kraftpakete mit buchstäblicher Sprengkraft". Vielerorts eingesetzt, sei unsachgemäße Entsorgung geradezu vorprogrammiert: Schuhe, die des Nachts blinken, Grußkarten, welche beim Öffnen Musik ertönen lassen, oder auch Einweg-E-Zigaretten seien typische Produkte, die keinesfalls über Müllgefäße entsorgt werden dürfen. "Die Brände", zitiert er den Bundesverband der deutschen Entsorgungswirtschaft, "sind zur regelrechten Plage der Entsorgungswirtschaft in Deutschland geworden". Es grenze an ein Wunder, schrieb der Verband bereits 2022, dass in Deutschland in diesem Zusammenhang bisher noch keine Toten zu beklagen sind.

Explosiv: Ausgediente Spraydosen

Ein leidiges Thema seien auch Spraydosen: Jedes Jahr würden in Deutschland viele Millionen von Spraydosen sorglos benutzt, doch deren Treibmittel Butan-Propan, ein Flüssiggas, sei hochentzündlich, so Entsorgungsfachmann Eichhorn. Bei unsachgemäßer und gedankenloser Anwendung und Entsorgung bestehe Brand- und Explosionsgefahr. Dominik Eichhorn erinnert sich an den November 2022 in Königsberg, als Verpackungsmaterialien gesammelt wurden: Da brannte bereits eine Fahrzeugladung, mutmaßlich ausgelöst durch die Explosion einer nicht vollständig entleerten Spraydose. Geistesgegenwärtig habe der Fahrer damals den Inhalt des Fahrzeuges auf einem Parkplatz gerade noch rechtzeitig entleert und somit Schlimmeres verhindert.

Entsorgungsunternehmer Dominik Eichhorn appelliert an die Bevölkerung:'Keine Akkus in die Tonne!'
Foto: Wolfgang Aull | Entsorgungsunternehmer Dominik Eichhorn appelliert an die Bevölkerung:"Keine Akkus in die Tonne!"

Heiße Asche: Über Tage hinweg noch Brandgefahr

Lange Zeit zierte ein Hinweis die Plastikmülltonnen: "Bitte keine heiße Asche einwerfen". Dies nicht ohne Grund, denn der Vorläufer des heute geläufigen Restmüllgefäßes nannte sich "Aschetonne" und war aufgrund seiner Materialbeschaffenheit unbrennbar. Erst durch die Umstellung des Gefäßmaterials von Metall auf Kunststoff wurde heiße Asche zur Gefahr, und sie ist es bis heute geblieben.

An sich, so Eichhorn, sei es selbstverständlich, keine glühende Asche in die Mülltonne einzufüllen. "Ist die Asche nämlich noch nicht vollständig ausgekühlt, kann sie andere Abfälle in der Mülltonne immer noch entzünden". Doch dieser Umstand werde immer wieder einmal unterschätzt: Untersuchungen der Schadensversicherer hätten ergeben, dass die Aschen bis zu drei Tage lang noch ausreichend heiß sein könnten, um Brände auszulösen.

Öl- und fettgetränkte Putzlappen, die sich selbst entzünden

Und auf eine weitere Gefahr macht Dominik Eichhorn aufmerksam: Öl- und fettgetränkte Lappen, wie sie beim Ölen von Holzböden oder Gartenmöbeln anfallen. "Einige der Öle oxidieren mit dem Luftsauerstoff und dabei entsteht Wärme." Das sei normalerweise nicht weiter tragisch, werde aber zum Problem, "wenn das Öl auf eine große Oberfläche verteilt ist wie bei einem ölgetränkten Lappen". Insbesondere wenn der Lappen zusammengeknüllt ist, stiege die Temperatur im ungünstigen Fall so weit, bis der Flammpunkt des Öls erreicht ist und der Lappen brennt.

Nach erneutem Brand im Kreisabfallzentrum Wonfurt: Experte Dominik Eichhorn klärt über Gefahren aus der Mülltonne auf
Foto: Wolfgang Aull

Eichhorn fasst zusammen: "Die mit Abstand größte Gefahr geht aktuell von den Lithium-Ionen-Akkus aus. Wenn wir es schaffen, diese Produkte aus den Mülltonnen herauszuhalten, kann die überwiegende Mehrheit der Brände verhindert werden".

Sie müssen unbedingt fachgerecht entsorgt werden: Einweg-E-Zigaretten enthalten Lithium-Ionen-Batterien und gehören nicht in die Mülltonne.
Foto: Wolfgang Aull | Sie müssen unbedingt fachgerecht entsorgt werden: Einweg-E-Zigaretten enthalten Lithium-Ionen-Batterien und gehören nicht in die Mülltonne.

Insbesondere die E-Zigaretten hat er dabei im Blick und verweist auf die fachgerechten Entsorgungswege: "Jede Verkaufsstelle, die Geräte mit Lithium-Ionen-Akkus verkauft, muss die gebrauchten Geräte auch wieder zurücknehmen! Deshalb: Sollten Sie sich zukünftig ein neues Gerät mit Akku, und hierzu zählen zum Beispiel auch Einweg-E-Zigaretten, kaufen, bringen Sie doch Ihre gebrauchten Geräte einfach mit und geben Sie diese im Geschäft ab oder nutzen Sie den örtlichen Wertstoffhof". Er schließt das Gespräch mit der dringenden Bitte, diesen Grundsatz zu beherzigen: "Keine Akkus in die Tonne!"

 
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