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KNETZGAU
Fremdkörper im Altpapier löste Brand in Knetzgau aus
Unübersehbar: die Brandschäden in der Halle der Firma Koppitz in Knetzgau. Entstanden ist der Brand im Bunker rechts im Bild.
Foto: Alois Wohlfahrt | Unübersehbar: die Brandschäden in der Halle der Firma Koppitz in Knetzgau. Entstanden ist der Brand im Bunker rechts im Bild.
Alois Wohlfahrt
Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:42 Uhr

Der Brandgeruch liegt immer noch in der Luft und je näher Jürgen Koppitz an die Halle heranführt, umso eindringlicher riecht es. Kein Laut dringt aus dem riesigen Gebäude, vor der der Geschäftsführer des Entsorgungsfachbetriebs am Rande von Knetzgau steht. Nachdenklich sagt Koppitz: „Es hätte gar noch schlimmer kommen können“. Im Löschwasser auf dem Boden der Halle spiegeln sich die ausgebrannten Anlagen. Gerade einmal ein Tag ist vergangenen, dass der verheerende Brand im Betrieb von Koppitz gelöscht ist. Weit mehr als einen Tag waren Hunderte Feuerwehrleute im Einsatz gewesen, beim größten Brand im Landkreis in den vergangenen Jahren.

„Dort ist es entstanden“, sagt Koppitz und deutet auf eine von den Spuren des Brands gezeichnete Maschine. In diesem sogenannten Aufnahmebunker wird das angelieferte Papier auf ein Band verteilt. Dass daraus ein gleichmäßiger Papierstrom wird, dafür sorgt eine Trommel. Und genau hier dürfte auch die Brandursache liegen. Befindet sich etwa ein achtlos im Altpapier entsorgtes Feuerzeug, oder noch schlimmer, Lithium-Jonen-Akkus im Sammelgut, können sie hier beschädigt werden „und ein bis zwei Minuten später brennen die wie Bengalos“, so Jürgen Koppitz weiter.

Zig Beispiele für Fremdkörper

Geschäftsführer Koppitz spricht dabei aus Erfahrung und holt zur Demonstration einen scheinbar weißen Karton von einer Fensterbank. „Das wurde heute aus einer Anlieferung gezogen“, so Koppitz. Es ist ein I-Pad. Verloren, oder einfach so entsorgt, fällt das silberne Gerät im Papierhaufen auf den ersten Blick nicht auf. Und es gibt zig andere Beispiele, so Koppitz, Kinderspielzeug mit Akkus, oder gar auch schon mal eine E-Zigarette wurde angeliefert. Sie fiel auf, als der Radlader darüber fuhr.

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Ob dies nicht durch eine magnetische Kontrolle des Sammelguts beim Eingang erfasst werden könne? Koppitz sieht ein Problem, ob da auch wirklich alles erkannt werde. So zum Beispiel die beliebten Grußkarten mit winzigen Batterien. „Die spielen hier manchmal noch stundenlang ihre Melodien“, aber seien gut verborgen zwischen Karton. Was helfen könnte, so Koppitz: „Pfand von 20 Euro auf die Akkus, damit die auch zurückgegeben werden“.

Kreisbrandrat Ralf Dressel: Längster Einsatz seit Jahren

Auf jeden Fall breitete sich das Feuer am Montagnachmittag vom Sortierband rasend schnell aus. Löschversuche von Mitarbeitern hatten keinen Erfolg, das Feuer verteilte sich in Sekunden in der ganzen Sortieranlage und wurde gar in die angrenzende Halle, in der die Haufen mit sortierten Altpapier lagern, weiter transportiert. Deutlich dort zu sehen, dass das Feuer auch hier begonnen hatte, allerdings konnte hier die automatische Löschanlage Schlimmeres verhindern, sie erkannte den Brand und löschte das Feuer in diesem Bereich.

Dies gelang in der Sortierhalle nicht. Wie berichtet, begann damit ein Großeinsatz von Hilfskräften aus dem gesamten Kreisgebiet. Und der „längste Brandeinsatz in den vergangenen Jahren“, wie Kreisbrandrat Ralf Dressel im Rückblick erklärt. Und wohl auch der Einsatz mit dem höchsten Wassereinsatz bislang. Getränkeabfüller im Knetzgauer Gewerbegebiet mussten gar ihre Produktion unterbrechen, weil die Feuerwehren das Wasser zum Löschen benötigten. Rund 350 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und BRK aus allen Ecken des Landkreises Haßberge waren weit über 24 Stunden im Dauereinsatz.

Nach dem Einsatz zog Dressel am Mittwoch eine positive Bilanz: Gerade dieser Brand habe gezeigt, dass die Planungen und vor allem auch die gemeinsamen Übungen von Feuerwehren, THW und BRK sich auszahlen. „Das Zusammenspiel hat hervorragend funktioniert“.

Umsicht und Hilfsbereitsschaft der Feuerwehren gelobt

Wenn Jürgen Koppitz auf das Thema Rettungskräfte und Hilfsbereitschaft zu sprechen kommt, stockt seine Stimme: „Man kann gar nicht in Worte fassen, was sie geleistet haben“, sagt der Geschäftsführer. Er habe „höchsten Respekt und Dankbarkeit für die Leistung der Helfer“. Er sei überwältigt von der Hilfs- und Einsatzbereitschaft, die in Gang gesetzt werde, „durch einen einzigen Knopfdruck“.

Und ähnlich die Einschätzung von Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus. Es sei bewundernswert gewesen, mit welcher Umsicht und Hilfsbereitschaft Feuerwehren aus dem ganzen Landkreis geholfen hätten. Und Paulus lobte auch die sehr gute Steuerung der Rettungskräfte, denn man habe ja auch noch Kapazitäten bereithalten müssen für andere Einsätze im Kreisgebiet. Paulus lobte zudem die Hilfsbereitschaft von Betrieben und Privatleuten, die zusätzlich die Rettungskräfte mit Speisen und Getränken „in dieser Katastrophe“ versorgt hätten.

Lokalisiert wurden nach den Angaben des Polizeipräsidiums Unterfranken inzwischen auch die Ausbruchstelle des Brandes. Nach Ermittlungen der Kripo Schweinfurt war es im Bereich der Kartonagesortierung. Wie die Polizei weiter mitteilt, gebe es keine Hinweise auf Brandstiftung. Die Ermittler sind ebenfalls der Meinung, dass „ein Fremdkörper in der Sortieranlage“ für den Ausbruch des Feuers verantwortlich war. Laut Polizei geht der Schaden nach derzeitigen Erkenntnissen in die Millionen. Jürgen Koppitz spricht von einem einstelligen Millionenbetrag. (dix)

Gefährlicher Fund im Altpapier-Sammelgut: Ein I-Pad fischten Mitarbeiter des Entsorgungsfachbetriebs Koppitz in Knetzgau aus einer Anlieferung.
Foto: Alois Wohlfahrt | Gefährlicher Fund im Altpapier-Sammelgut: Ein I-Pad fischten Mitarbeiter des Entsorgungsfachbetriebs Koppitz in Knetzgau aus einer Anlieferung.
 
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