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Hofstetten
Nach 43 Jahren: Klaus Rambacher gibt den Dirigentenstab der Blaskapelle Hofstetten ab
Im Gespräch mit der Redaktion blickt Rambacher auf sein Wirken zurück. Mit Marco Rügheimer hat er in seiner Kapelle einen kompetenten Nachfolger gefunden.
Dirigent Klaus Rambacher formte seine Kapelle zu einer der bekanntesten Blaskapellen in der Region.
Foto: Gerold Snater | Dirigent Klaus Rambacher formte seine Kapelle zu einer der bekanntesten Blaskapellen in der Region.
Gerold Snater
 |  aktualisiert: 15.07.2024 19:49 Uhr

Seit nunmehr 43 Jahren ist Klaus Rambacher Dirigent der Blaskapelle Hofstetten und damit einer der am längsten agierenden Dirigenten einer Blaskapelle im Landkreis Haßberge. Doch nun ist für ihn Schluss. Beim "Abend der Blasmusik" der Blaskapelle Hofstetten am 16. März übergibt er den Dirigentenstab an Marco Rügheimer und damit einem Mitglied aus seiner Kapelle. Dabei gehört Klaus Rambacher mit seinen 64 Jahren auch noch nicht zum "alten Eisen". Im Gespräch mit der Redaktion verrät er die Gründe, weshalb er das Dirigat abgeben wird.

Frage: Herr Rambacher, warum übergeben Sie schon jetzt den Dirigentenstab? Manche Dirigenten leiten ihre Kapelle bis ins hohe Alter.

Klaus Rambacher: Ich denke, man muss rechtzeitig handeln, wenn es um die musikalische Weiterentwicklung einer Kapelle geht. Mir ist der Schritt, das Dirigat abzugeben, ganz und gar nicht leicht gefallen, denn da hängt schon eine Menge Herzblut am Verein. Insbesondere an den motivierten Mitstreitern – viele haben mich schon lange Jahre begleitet und zwei meiner Töchter sind ja auch voller Leidenschaft dabei. Mit dem Marco hat sich einer herauskristallisiert, dem ich zutraue, dass er die Kapelle durchaus in meinem Sinne weiterführt. Er kann gewiss auch eigene Impulse und neue Ideen einbringen und damit für weitere und neue musikalische Spannung sorgen. Mein Rücktritt wird aber keinesfalls etwas an meiner Verbundenheit zur Blaskapelle Hofstetten ändern.

Gehen wir noch einmal an den Anfang Ihrer Dirigententätigkeit zurück. Wie, wann und wo sind Sie zum ersten Mal mit Blasmusik in Berührung gekommen?

Rambacher: Meine ersten Versuche auf der Trompete habe ich, denke ich, mit etwa acht Jahren unternommen. Die Gründerväter der Kapelle waren zu dieser Zeit hauptsächlich mit kirchlichen Anlässen, Prozessionen und Patrozinium beschäftigt.

"Ich hatte in den Anfängen im Grunde keine Ahnung vom Dirigieren und wurde direkt ins kalte Wasser geworfen."
Klaus Rambacher, Dirigent der Blaskapelle Hofstetten

Die Übernahme der Dirigententätigkeit verlief dann eigentlich fließend, als der damalige Dirigent und Dorfschullehrer Adam Güthlein aus gesundheitlichen Gründen "zurückschrauben" musste. Ich hatte in den Anfängen im Grunde keine Ahnung vom Dirigieren und wurde direkt ins kalte Wasser geworfen. Aber mit der Zeit wuchs die Begeisterung für die Blasmusik und natürlich wollte ich mir Wissen aneignen. Ich wuchs quasi mit der Aufgabe, wie es halt so manchmal im Leben ist, hörte viel Blasmusik, und habe mir auch das eine oder andere Lehrbuch reingezogen. Vor allem hatte es mir die Musik der Egerländer Musikanten (Mosch) angetan, was übrigens auch heute noch so ist.

Seit vielen Jahren gestaltete Klaus Rambacher mit seiner Kapelle das Standkonzert am Pfingstsonntag auf dem Marktplatz in Königsberg.
Foto: Gerold Snater | Seit vielen Jahren gestaltete Klaus Rambacher mit seiner Kapelle das Standkonzert am Pfingstsonntag auf dem Marktplatz in Königsberg.
In Hofstetten spielen viele junge Musiker. Wie haben Sie das geschafft?

Rambacher: Ende der 1990er Jahre war ein Umbruch und ein Neuausrichten im Verein angesagt. Das war nicht die Leistung von mir allein, sondern war von der damaligen Vorstandsriege mitbeschlossen und mitgetragen. Wir starteten in Hofstetten eine Ausbildungsoffensive und konnten auch Kinder und deren Eltern aus Nachbardörfern dazu bewegen, sich in Hofstetten ausbilden zu lassen. Innerhalb von drei bis vier Jahren gelang es mithilfe qualifizierter Ausbilder, eine Schar junger Musikanten in die Kapelle einzubauen. Hervorzuheben ist ganz sicher der längst verstorbene Friedl Heusinger aus Mechenried. Viel Spaß hat mir in dieser Zeit die Jugendarbeit gemacht, die ich aber allein hätte auch nicht bewältigen können. Zeltlager, Jugendfreizeiten, immer übrigens verbunden mit Übungseinheiten an den Instrumenten. Natürlich und leider sind heute nicht mehr alle aus dieser Ausbildungsphase dabei, ein gewisser Kern aber schon noch. Sie sind heute mit Leistungsträger der Kapelle.

Sie leben in Königsberg. Hofstetten ist zwar ein Stadtteil, aber doch ein paar Kilometer entfernt. Warum haben Sie gerade dort gewirkt?

Rambacher: Nun, Hofstetten, da bin ich aufgewachsen, da steht mein Elternhaus, da hatte ich natürlich einen Freundeskreis aus der Jugendzeit resultierend. Was musikalische Belange angeht, habe ich immer alle Freiheiten gehabt. Auch die "alten Hasen" haben mich von Anfang an respektiert. Man hat mir auch nie abverlangt, Musik zu machen, für die mir vielleicht das Herzblut gefehlt hätte.

43 Jahre dirigierte Klaus Rambacher die Blaskapelle Hofstetten. Jetzt übergibt er den Dirigentenstab an einen Nachfolger.
Foto: Gerold Snater | 43 Jahre dirigierte Klaus Rambacher die Blaskapelle Hofstetten. Jetzt übergibt er den Dirigentenstab an einen Nachfolger.
Mögen Sie als Dirigent einer Blaskapelle auch andere Arten von Musik? Könnten Sie sich vorstellen, zum Beispiel eine Jazzkapelle zu dirigieren?

Rambacher: Ich höre eigentlich vielfältige Arten von Musik, Jazz aber gerade nicht und auch mit Techno und Heavy-Metal kann und will ich eigentlich nichts anfangen. Rockmusik aus den 60er und 70er Jahren hat mir aber auch immer gefallen und gute Schlagermusik – ja na klar; und auch klassische Musik kann mich begeistern. Ich hatte aber nie das Bestreben, von der bodenständigen und böhmischen Musik wegzugehen.

Wenn Sie auf 43 Jahre Dirigententätigkeit zurückblicken was war Ihr größtes musikalisches Erlebnis?

Rambacher: Es gab sehr viele schöne Erlebnisse, es fällt mir schwer, da eines besonders hervorzuheben. Der Abend der Blasmusik alljährlich im Frühjahr war aber immer das Saison-Highlight.

In der Blaskapelle Hofstetten spielen auch zwei Ihrer Töchter. Wie haben sie diese dazu gebracht?

Rambacher: Das war anfangs überhaupt nicht schwer und auch meine jüngste Tochter hat Klarinette gelernt. Natürlich gab es hin und wieder mal Phasen, in denen es bei den Mädels Interessenkonflikte gab und vielleicht war auch manchmal ein sanfter Druck erforderlich, wenn es wieder zur Unterrichtsstunde ging.

"Ich war immer stolz darauf, mit den Töchtern ein gemeinsames Steckenpferd zu haben."
Klaus Rambacher

Sie würden heute sicher nicht mehr spielen, wenn es ihnen unterm Strich nicht viel Freude gemacht hätte und hat. Ich war immer stolz darauf, mit den Töchtern ein gemeinsames Steckenpferd zu haben. Alles wäre aber ohne meine Frau nicht möglich gewesen. Sie hat mich immer unterstützt und mir den Rücken für das doch zeitaufwendige Hobby freigehalten.

Die böhmische Musik – was gefällt Ihnen daran? 

Rambacher: Das ist Musik, die zu Herzen geht. Mir gefällt vor allem die Klangfarbe dieser Musik, weiche Töne, mal ruhig, mal schmissig, durchaus facettenreich. Sie zeichnet in aller Regel ein gutes Weltbild. Das tut uns doch allen gut. Oder? Es gibt inzwischen wieder viele große Blasmusikveranstaltungen und Festivals, auf denen sich irre viel Menschen begegnen und gemeinsam fröhlich sind. Gerade aktuell gibt es vieles auf der Welt, was uns Sorgen bereitet. Da ist die Blasmusik für viele Menschen bestimmt ein – wenn auch nur ein kleiner – Ruhepol.

Wie gestalten Sie jetzt Ihre Freizeit? Bleiben sie musikalisch aktiv?

Rambacher: Ja, natürlich bin ich weiterhin musikalisch aktiv. Vor allem schreibe ich sehr viel, arrangiere für andere Komponisten und betreibe inzwischen auch einen kleinen Musikverlag. Es gibt eine eigene Website und auch einen eigenen YouTube-Kanal. In wenigen Wochen wird die inzwischen dritte CD mit eigenen Kompositionen und Arrangements erscheinen, da freue ich mich sehr drauf. Und ein wenig dirigieren kann ich auch noch ab und zu mal als Gastdirigent. Auch Workshops mache ich gerne unter dem Motto "Böhmisch ist so schön – man muss es nur verstehen". Gerade aktuell bin ich da bei den "Maafischern" in Viereth tätig, was mir wirklich Spaß bereitet.

Apropos, eigene Kompositionen. Was ist hier Ihr Lieblingsstück?

Rambacher: Auch da eine klare Antwort zu geben, fällt nicht leicht. Vielleicht der "Regiomontanus", ein Konzertmarsch. Auch durfte ich für die Bürgerwehr Königsberg ein Stück schreiben, den Marsch "Unsere Bürgerwehr". Ich denke, es ist ein gelungenes Werk, das aus Anlass des letztjährigen Jubiläums entstand. Es gibt aber noch eine ganze Menge Werke und jedes neue Stück ist für mich immer wieder spannend und herausfordernd.

Klaus Rambachers Kompositionen gibt es auf der Internetseite www.blasmusik-mit-herz.de zu hören.

 
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