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Knetzgau
Mittagstisch im Alten Rathaus: Knetzgauer Bündnis für Familie und Senioren plant Aktion für mehr Gemeinschaft
Wenn er Zeit dafür hat, will auch Bürgermeister Stefan Paulus am Herd stehen. So stellen er und Bündnis-Koordinator Thomas Zettelmeier sich das Projekt vor.
Ein Frühstück mit Weißwürsten und alkoholfreiem Weißbier: Thomas Zettelmeier (links) und Stefan Paulus besprechen im Alten Rathaus Details für den Mittagstisch, den es dort bald geben soll.
Foto: Peter Schmieder | Ein Frühstück mit Weißwürsten und alkoholfreiem Weißbier: Thomas Zettelmeier (links) und Stefan Paulus besprechen im Alten Rathaus Details für den Mittagstisch, den es dort bald geben soll.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:17 Uhr

Das Alte Rathaus in Knetzgau hat eine bewegte Geschichte und war gerade in den letzten 50 Jahren einem ständigen Wandel unterworfen. 1973 zog die Gemeinde um ins heutige Rathaus, in dem wiederum bis dahin die Schule untergebracht war. Der frühere Verwaltungssitz hat seitdem allen möglichen Zwecken gedient. Es gab dort einmal eine Poststation, eine Milchsammelstelle, Wohnungen, einen Jugendraum, eine Unterkunft für Obdachlose, auch die Schule hatte hier zeitweise Büros. Heute gibt es dort einige Büroräume der Gemeinde, der Bevölkerung dürfte das Haus aber vor allem als Bürger-Café bekannt sein, in dem seit Dezember 2015 Veranstaltungen des Bündnisses für Familie und Senioren stattfinden.

Und dessen Angebot soll bald erweitert werden, wie Bündnis-Koordinator Thomas Zettelmeier und Bürgermeister Stefan Paulus (CWG/SPD) berichten. Ihr Plan: Einmal wöchentlich soll es im Alten Rathaus ein Angebot für einen Mittagstisch geben. Welcher Wochentag es werden soll, steht noch nicht fest. Das hänge auch davon ab, wann die ehrenamtlichen Köchinnen und Köche Zeit haben. Hinter der Aktion steht unter anderem der Gedanke, etwas gegen die Vereinsamung von Menschen zu tun und für mehr Gemeinschaft in der Gemeinde zu sorgen.

Kaum noch Angebote, um mittags essen zu gehen

"Im Dorf zu Mittag mal was zu essen, ist schwierig", beschreibt Paulus ein Problem, das mittlerweile in vielen Gemeinden als Bedrohung der Dorfgemeinschaft wahrgenommen wird: Es gibt immer weniger Gaststätten. Und die, die es noch gibt, haben oft recht eingeschränkte Öffnungszeiten. "Deswegen haben wir beide die Idee gehabt, das mal anzubieten", sagt der Bürgermeister.

Im Alten Rathaus in Knetzgau soll es bald einmal wöchentlich einen Mittagstisch für Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde geben.
Foto: René Ruprecht | Im Alten Rathaus in Knetzgau soll es bald einmal wöchentlich einen Mittagstisch für Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde geben.

Bis vor einigen Jahren gab es ein entsprechendes Angebot der AWO, wo Bürgerinnen und Bürger donnerstags zum Essen kommen konnten. Doch mit den Corona-Schutzmaßnahmen wurde das eingestellt und nach Ende der Pandemie auch nicht mehr aufgenommen. Paulus und Zettelmeier berichten, sie hätten dort angefragt, aber bei der AWO sei eine Wiederaufnahme nicht geplant.

Lasagne, Nudelgerichte oder Chili: Es gibt schon viele Ideen für Gerichte

So nahmen die beiden die Sache selbst in die Hand und wollen ein entsprechendes Angebot nun unter dem Dach des Bündnisses für Familie und Senioren auf die Beine stellen. Wenn es so läuft, wie sie es sich vorstellen, soll es mit dem Mittagstisch nach Ostern losgehen und vorerst bis Pfingsten laufen – also erst einmal für sechs Wochen. Das Kochen übernehmen Ehrenamtliche, auch Stefan Paulus kündigt an: "Ich werde auch mithelfen – mitkochen, wenn ich Zeit habe." Bereits an Heiligabend hatte der Bürgermeister im Alten Rathaus für andere Menschen gekocht, die Zielgruppe waren dabei vor allem alleinstehende ältere Menschen.

Schon an Heiligabend stand Bürgermeister Stefan Paulus im Bürger-Café in Knetzgau am Herd. Das Archivbild zeigt ihn bei der Vorbereitung auf den Abend.
Foto: Johanna Heim | Schon an Heiligabend stand Bürgermeister Stefan Paulus im Bürger-Café in Knetzgau am Herd. Das Archivbild zeigt ihn bei der Vorbereitung auf den Abend.

Damals gab es ein Festessen. Und was könnte nun ab Ostern auf den Tisch kommen? Da hat Paulus schon ein paar Ideen, zumindest für die Termine, an denen er selbst in der Küche steht. Nudelgerichte, Eintöpfe, Chili – nichts zu aufwendiges soll es sein. "Was sehr gelobt wird, ist meine selbstgemachte Currywurst-Soße", berichtet er. Und wenn es mal etwas Vegetarisches sein soll, könnte er eine Linsenlasagne machen – auch die komme gut an, wenn er für andere Leute kocht.

Keine Konkurrenz zu lokalen Anbietern

Allerdings soll nach dem Wunsch von Paulus und Zettelmeier gar nicht so sehr die Frage im Vordergrund stehen, was es am jeweiligen Tag zu essen gibt. Zettelmeier meint sogar: "Ich stelle es mir so vor, dass wir gar nicht kommunizieren, was es gibt." Denn man wolle die Besucherinnen und Besucher eher mit dem Zusammensein und den schönen Stunden mit anderen Menschen locken, als mit der Vorfreude auf ein bestimmtes Gericht.

Wichtig sei auch, dass die Gemeinde keinem kommerziellen Anbieter die Kundschaft streitig machen will. "Das soll nie Konkurrenz zu irgendwas sein", betont Stefan Paulus. Ganz im Gegenteil, man wolle auch mit lokalen Anbietern zusammenarbeiten und regionale Lebensmittel einkaufen. So könnten sich die Verantwortlichen beispielsweise vorstellen, mit einer Metzgerei zusammenzuarbeiten und warmes, fertig zubereitetes Fleisch von dort liefern zu lassen, sodass die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lediglich die Beilagen zubereiten müssten.

Hilfe bei der Integration von Flüchtlingen

Paulus könnte sich auch vorstellen, dass das Projekt bei der Integration von Geflüchteten helfen könnte. Denn so wie alle anderen Menschen, die in der Gemeinde Knetzgau leben, seien auch diese zum Mittagstisch im Alten Rathaus eingeladen. Vielleicht wäre es sogar möglich, Flüchtlinge für die Besucherinnen und Besucher Gerichte aus ihrer Heimat kochen zu lassen, um das Land vorzustellen, aus dem sie kommen, meint der Bürgermeister.

Das Bürger-Café im Alten Rathaus Knetzgau: Seit Dezember 2015 finden hier Veranstaltungen des Bündnisses für Familie und Senioren statt.
Foto: Johanna Heim | Das Bürger-Café im Alten Rathaus Knetzgau: Seit Dezember 2015 finden hier Veranstaltungen des Bündnisses für Familie und Senioren statt.

Vorerst sollen allerdings erst einmal Ehrenamtliche die Arbeit in der Küche übernehmen. Und hier kommt das Bündnis für Familie und Senioren ins Spiel. "Die Leute wollen ihre Gemeinde mitgestalten", sagt Thomas Zettelmeier. Das Bündnis bietet die Möglichkeit, die Arbeit der Ehrenamtlichen zu koordinieren und von Seiten der Kommune zu unterstützen. Dass die Gemeinde mit Zettelmeier jemanden für ebendiese Aufgabe beschäftigt, zeige auch die Wertschätzung der Kommune dem Ehrenamt gegenüber.

Eine Aktion, die die Krisenstimmung abfedern soll

So hat das Bündnis seit seiner Gründung vor 13 Jahren viele Angebote auf die Beine gestellt, vom Computerkurs für Seniorinnen und Senioren über einen Offenen Treff und Handarbeitskurse bis hin zum Bürgerbus, der es älteren und nicht mobilen Menschen ermöglicht, aus den Ortsteilen nach Knetzgau zu kommen. Von der Kursleiterin bis zum Busfahrer: All diese Angebote werden von Ehrenamtlichen bedient, ganz nach dem Motto "Von Bürgern für Bürger", wie Thomas Zettelmeier erklärt. Und so soll es nun auch beim Mittagstisch der Fall sein.

Bürgermeister Paulus berichtet, ihm sei es auch noch aus einem anderen Grund wichtig, die Gemeinschaft im Ort zu stärken. "Jeder spürt, dass sich im Land etwas verändert", sagt er. "Es ist eine Zeit, in der Menschen Halt suchen. Deshalb wollen wir als Gemeinde Präsenz zeigen." So sei es auch ein Ziel, die Krisenstimmung abzufedern. "Die Leute wollen Verlässlichkeit und Gemeinschaft."

 
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