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Ottendorf
Mit Unterstützung vom Rhein: Ein neues Tor für die Ottendorfer Schleuse
Nach 62 Jahren hat das alte Schleusentor ausgedient. Die schwere Stahlkonstruktion wird durch ein neues Tor ersetzten. Dafür kommt ein Spezialschiff vom Rhein zum Einsatz.
Die Schleuse bei Ottendorf wird im März trockengelegt. Dann soll ein in die Jahre gekommenes Schleusentor ausgetauscht werden.
Foto: Lukas Reinhardt | Die Schleuse bei Ottendorf wird im März trockengelegt. Dann soll ein in die Jahre gekommenes Schleusentor ausgetauscht werden.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:00 Uhr

Im Jahr 1960 wurde die Main-Schleuse bei Ottendorf fertiggestellt. Von ihren drei Schleusentoren sind zwei bereits einmal ausgetauscht worden, doch das dritte stammt noch aus der Bauzeit und ist damit seit 62 Jahren in Betrieb. Nun ist es an der Zeit, auch dieses in die Jahre gekommene Tor auszutauschen. Am 19. März beginnen die Arbeiten und sollen etwa zwei Wochen dauern.

Bei dem Tor, dessen Austausch nun ansteht, handelt es sich um das obere Tor, auch "Oberhaupt" genannt - also das Tor, das ein Schiff auf seinem Weg von Bamberg nach Schweinfurt zuerst passiert. Und das hat eine Besonderheit im Vergleich zu den Toren anderer Main-Schleusen: Es handelt sich dabei um ein Hubsenktor. Üblicherweise sind Schleusentore aufgebaut wie zweiflüglige Türen, die zur Seite wegklappen. "Wie man es von einer Kirchentür kennt", sagt Eva Brückner, Leiterin des Außenbezirks Haßfurt des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Main. Das Hubsenktor besteht dagegen aus nur einem Stück und wird geöffnet oder geschlossen, indem es nach oben oder nach unten fährt.

Der größte Höhenunterschied aller Mainschleusen

Für den Ausbau des alten und den Einbau des neuen Tors muss die Schleuse zunächst trockengelegt werden. Dafür werden sogenannte Revisionsverschlüsse eingebaut, die das Bauwerk komplett abriegeln. Dann kann das Wasser abgepumpt werden, was circa sechs bis acht Stunden dauert, sagt Eva Brückner.

Dieses Bild aus dem Jahr 2014 zeigt die Besonderheit des oberen Tors der Ottendorfer Schleuse: Es wird nicht wie andere Schleusentore zur Seite geklappt, sondern durch Heben und Senken geöffnet und geschlossen.
Foto: Michael Mößlein | Dieses Bild aus dem Jahr 2014 zeigt die Besonderheit des oberen Tors der Ottendorfer Schleuse: Es wird nicht wie andere Schleusentore zur Seite geklappt, sondern durch Heben und Senken geöffnet und geschlossen.

Schließlich geht es dabei um eine große Menge Wasser: Die Ottendorfer Schleuse ist 300 Meter lang, zwölf Meter breit und hat mit 7,6 Metern den größten Höhenunterschied aller Main-Schleusen. Dazu kommt, dass die Schleusenkammer noch tiefer sein muss als diese Fallhöhe, schließlich kommt noch der Tiefgang der Schiffe dazu. Damit ist die Kammer rund elf Meter tief. Es geht also um 40 000 Kubikmeter - also 40 Millionen Liter - Wasser, die aus der Schleuse abgepumpt werden müssen; mehr als die Füllmenge von 200 000 Badewannen.

Das neue Tor wiegt stolze 45 Tonnen

Alle sechs Jahre ist das ohnehin nötig, eine Schleuse komplett trockenzulegen, um regelmäßig anfallende Wartungs- und Sanierungsarbeiten durchzuführen. Zuletzt war das in Ottendorf 2018 geschehen. "Wir hätten also eigentlich noch zwei Jahre Luft", sagt Brückner. Doch der Austausch des Tors macht es nötig, die Schleuse schon in diesem Jahr leer zu pumpen.

Im Gegensatz zu den anderen beiden Toren der Ottendorfer Schleuse muss das Oberhaupt aber nicht die gesamte Höhe der Schleusenkammer haben, es ist daher nur vier Meter hoch, wie Eva Brückner berichtet. Dennoch hat es ein ordentliches Gewicht: Das alte Tor, das nach über sechs Jahrzehnten ausgedient hat, wiegt knapp 40 Tonnen. Sein Nachfolger ist mit rund 45 Tonnen sogar noch etwas schwerer. Gefertigt wurde es bei der Firma Bick & Letzel in Großostheim bei Aschaffenburg.

Unterstützung vom Rhein dank Hebebock "Ajax"

Anders als sonst beim Austausch von Schleusentoren üblich, ist es in Ottendorf nicht möglich, Autokräne an die Schleuse zu bringen und mit diesen die schweren Stahlkonstruktionen zu heben. Denn bei der Anfahrt wären die Bahngleise im Weg, die zumindest einem so großen Fahrzeug wie einem Kran den Weg versperren. Stattdessen kommt ein Hebebock zum Einsatz, also ein Schiff, auf dem Kräne montiert sind.

Der Hebebock Ajax stammt vom Rhein und hat seinen Heimathafen in Wiesbaden. Für die Arbeiten an der Schleuse Ottendorf kommt er an den Main.
Foto: Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein | Der Hebebock Ajax stammt vom Rhein und hat seinen Heimathafen in Wiesbaden. Für die Arbeiten an der Schleuse Ottendorf kommt er an den Main.

Dabei bekommt das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hilfe vom Rhein. Denn von dort stammt der 1980 gebaute Hebebock "Ajax", der für die Arbeiten den Main hinauf nach Ottendorf fährt. Normalerweise untersteht er dem WSA Rhein und hat seinen Heimathafen in Wiesbaden. Zum Einsatz kommt er aber nicht nur bei Arbeiten auf dem Rhein, sondern auch an Mosel, Neckar und Main. "Ajax" hat eine Länge von 47 Metern und kann mit seinen beiden Hebearmen insgesamt 100 Tonnen tragen, also genug für die Ottendorfer Schleusentore. Auch bei der Bergung gesunkener Schiffe oder Ladung kam er in der Vergangenheit bereits zum Einsatz.

Wenn alles nach Plan läuft, können die Arbeiter am 7. April das Wasser zurück in die Schleuse leiten. Es folgen letzte Tests und Funktionsproben, und wenn alles nach Plan läuft, soll der Fluss am 8. April um 12 Uhr wieder für die Schifffahrt freigegeben werden, berichtet Eva Brückner.

 
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