Es ist ein Bauprojekt von überregionaler Bedeutung: die neue Main-Brücke nahe Horhausen im Haßbergkreis. Täglich rollen hier rund 7000 Fahrzeuge über den Fluss. Die Brücke gilt als wichtiger Autobahnzubringer und als Teilstück der Verbindungsachse zwischen A7 und A70.
Seit Herbst 2019 sind die Arbeiten bei Horhausen im vollen Gange. Tobias Härterich, 37 Jahre alt und Ingenieur beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt, ist Leiter des 27 Millionen Euro teuren Großprojekts. Er erklärt, was in den nächsten Wochen auf der Baustelle passiert, wie die Arbeiten in der Zeit liegen und welche Auswirkungen Rohstoffknappheit und Inflation auf die Kosten hat.
Woran wird auf der Nordseite gearbeitet?
Beim sogenannten Widerlager auf der Nordseite des Mains, das als Bindeglied zwischen Brückenkonstruktion und Straßendamm dient, ist der erste von zwei Teilabschnitten bereits betoniert. Der dazugehörige Pfeiler des Brücken-Teilstücks, das über die Gleise führt, entsteht gerade direkt neben der Bahntrasse. Arbeiter versehen die Grundform des Bauwerks mit sogenannten Bewehrungen, also daumendicken Stahlverstärkungen. Dieses Skelett erhöht die Tragfähigkeit der Betonpfeiler. Rund 1500 Tonnen müssen diese künftig stemmen. So viel wiegt allein der vergleichsweise kurze Brückenabschnitt über das nördliche Mainufer.
"Bei diesem Pfeiler müssen wir die Schalung auf der Bahnseite noch stellen", erklärt Härterich weiter. Eine gefährliche Arbeit, nur wenige Meter von den Gleisen entfernt. Deshalb, so der Projektleiter, soll die Bahnstrecke am kommenden Wochenende wieder teilweise gesperrt werden: in den beiden Nächten von 9. bis 11. April, je zwischen 23 und 6 Uhr, je eingleisig. Denn: "Der Strom der Oberleitung muss abgestellt werden, dass nichts passiert." Die nötigen Schalelemente aus Holz haben Arbeiter bereits in den vergangenen Tagen vorbereitet. Bis Ende Juni, schätzt Härterich, soll der Bauabschnitt auf der Nordseite weitgehend abgeschlossen sein.
Welche Arbeiten finden auf der Südseite statt?
Die Arbeiten am südlichen Widerlager sind bereits weiter fortgeschritten. Hier ist der zweite Bauabschnitt inzwischen erreicht, erklärt Projektleiter Härterich. Das bedeute: Die Bewehrungs- und Schalungsarbeiten sind so weit abgeschlossen, dass die Arbeiter in der kommenden Woche den oberen Teil des Widerlagers aus Beton gießen können. "Nach etwa sieben Tagen kann die Schalung entfernt werden, dann ist das Widerlager soweit fertig."
Wie steht es um den Zeitplan des Großprojekts?
"Bislang", so Härterich, "liegen wir sehr gut in der Zeit." Bis Ende August dieses Jahres sollen die Arbeiten so weit fortgeschritten sein, um die Brücke an ihren finalen Bestimmungsort zu befördern. Für zwei Monate ist die Strecke über den Main dann für den Verkehr gesperrt, erklärt der Projektleiter, "dann kappen wir die bisherigen Anschlüsse an die Behelfsstraße". Mithilfe einer sogenannten Zuganlage gleitet das insgesamt rund 4000 Tonnen schwere Konstrukt aus Stahl und Beton dann über eine Schienenkonstruktion auf die neuen Pfeiler und Widerlager.
Ob dieser Termin im August gehalten werden kann, das hänge auch vom weiteren Baufortschritt auf der Nordseite des Mains ab. "Besonders wegen der Sperrung der Bahnlinie sind wir darauf angewiesen, im Zeitplan zu liegen. Diese Termine stehen seit Jahren fest." Dass es in den vergangenen zweieinhalb Jahren trotz Pandemie zu keiner größeren Verzögerungen auf der Großbaustelle kam, hänge auch mit einem glücklichen Umstand zusammen. "Die Stahlkonstruktion wurde noch zu Beginn von Corona gefertigt." Der geplante Lieferzeitpunkt blieb unberührt. Andere Bauprojekte hatten dieses Glück nicht, weiß Härterich. Er rechnet damit, dass die Brücke im Mai oder Juni 2023 für den Verkehr freigegeben werden kann.
Wirkt sich die Inflation auf die Baukosten aus?
27 Millionen Euro, auf diese Summe belaufen sich die bislang geplanten Kosten. Dass die aktuelle Rohstoff- und Energiekrise, ausgelöst durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg, große finanzielle Auswirkungen auf das Projekt bei Horhausen haben wird, damit rechnet Härterich nicht. "Wir haben die Verträge vor drei Jahren abgeschlossen, diese sind erst einmal bindend."
Etwaige Preisschwankungen regele eine sogenannte Preisgleitklausel. Allerdings gilt die für beide Richtungen, also nach oben und unten: Steigen die Kosten im Einkauf, so zahlt der Bauherr die Differenz. Sinken sie unter den vertraglich vereinbarten Preis, profitiert er von der Vergünstigung. "Dafür betrachtet man die Materialpreise des Statistischen Bundesamtes", erklärt Härterich. Bislang, so das Fazit des Projektleiters, liege das Bauvorhaben "recht gut im Kostenplan". Doch er weiß auch: "Anfang 2023 wird schlussgerechnet", dann stehen die endgültigen Zahlen fest.