Für das Staatliche Schulamt im Landkreis Haßberge gab es in den vergangenen Wochen viel zu tun. Denn in ganz Bayern herrscht derzeit ein massiver Mangel an Lehrkräften. An vielen Schulen ist nicht klar, wie es klappen soll, genug Personal für alle Klassen zusammenzubekommen.
Berichte über Unterrichtsausfälle und Quereinsteiger im Lehrerberuf gehen durch die Medien. Auch im Landkreis Haßberge ist die Situation angespannt, doch Schulamtsdirektorin Claudia Schmidt kann einen Erfolg vermelden: "Jede Klasse hat ihren Lehrer", sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.
Schulen benötigen externes Personal
Allerdings: Für das Schulamt habe das einiges an Arbeit mit sich gebracht, Claudia Schmidt lobt vor allem ihre Kollegin Susanne Vodde für deren Einsatz bei der Akquise von Lehrkräften. Zwar ist es im Landkreis Haßberge nicht nötig, auf Quereinsteiger ohne Lehramtsstudium als Lehrkräfte für den Notfall zu setzen, dennoch geht es nach Angaben der Schulamtsleiterin nicht ohne "externes Personal".
Das bedeutet: Teilweise kommen Personen, die schon einmal als Lehrerinnen und Lehrer gearbeitet haben, den Beruf nun aber aufgegeben haben, wieder zurück an die Schulen. So unterrichten unter anderem einige eigentlich schon pensionierte Lehrkräfte doch noch einmal – nicht in Vollzeit, aber zumindest für ein paar Stunden in der Woche.
Eine andere Gruppe von externen Lehrkräften sind Lehramtsstudentinnen und -studenten ab dem siebten oder achten Semester. Claudia Schmidt spricht von einer "Win-Win-Situation" für die angehenden Lehrkräfte und die Schulen: "Für sie ist das toll, weil sie schon mal Berufserfahrung sammeln können."
Viele Lehrkräfte gehen in den Ruhestand
Das Schulamt ist für die Grund- und Mittelschulen zuständig - die Schularten also, die der bayernweite Lehrermangel besonders hart getroffen hat. "Wir können den Grundbedarf decken", sagt Schmidt, gibt aber auch zu: "Wir könnten gerne noch mehr Lehrer vertragen." Auf die Frage nach den Gründen für die angespannte Situation nennt sie unter anderem, dass derzeit viele Lehrkräfte in den Ruhestand gehen. Denn gerade die geburtenstarke Baby-Boomer-Generation kommt gerade ins Renten- und Pensionsalter.
Zur Verschärfung der Situation trage auch das Betretungsverbot für Schwangere an Schulen bei, das derzeit aufgrund der Corona-Pandemie gilt. Dieses Thema spricht auch Frank Ziegler, stellvertretender Schulleiter der Jacob-Curio-Realschule in Hofheim an. Wenn früher eine Lehrerin schwanger wurde, konnte sie immer noch einige Wochen unterrichten – ein Zeitraum, in dem die Schule sich auf die Situation einstellen und eine Vertretung organisieren konnte. Heute sei das anders: "Wenn eine Kollegin sagt, dass sie schwanger ist, ist sie in dieser Minute sofort weg."
Planungsschwierigkeit auf Grund von Umzügen
Auch die Hofheimer Realschule kommt mit der Situation klar: "Wir können den Unterricht abdecken. Es darf halt nichts passieren", sagt Ziegler. Zwar stehen vor allem Grund- und Mittelschulen im Fokus der Berichterstattung über den Lehrermangel, doch auch an Realschulen und Gymnasien geht das Problem nicht spurlos vorbei.
Der Hofheimer Konrektor nennt weitere Gründe, die die Situation erschweren. So sei es durch Umzüge recht schwierig, die Klassenstärken im Voraus zu planen. Eine Klasse darf maximal 33 Schülerinnen und Schüler haben, eine Jahrgangsstufe mit 66 Kindern oder Jugendlichen ließe sich also theoretisch noch auf zwei Klassen aufteilen. Kommt dagegen durch einen Umzug kurz vor Schuljahresbeginn noch eine Person dazu, müssen es drei Klassen werden – und dementsprechend sind mehr Lehrerinnen und Lehrer nötig.
Brückenklasse für Kinder aus der Ukraine
Und auch Russlands Krieg gegen die Ukraine macht den Schulen Arbeit: In diesem Jahr hat die Hofheimer Realschule erstmals eine Brückenklasse für ukrainische Schülerinnen und Schüler. Insgesamt sagt Ziegler zur Zahl an Lehrkräften: "Man bekommt's mit, dass es weniger wird." Allerdings gehen er und Schulleiter Stefan Wittmann auch davon aus, dass es in einigen Jahren wieder ein Überangebot an Lehrkräften geben wird und dass Schulen auch gute Leute abweisen müssen.
Denn üblicherweise gebe es immer wieder Wellenbewegungen: Auf einen Lehrermangel folgt ein Ansturm auf Lehramtsstudienplätze und daher ein paar Jahre später dann wieder Lehrer, die keine Anstellung finden. "Wenn es geht wie in der Vergangenheit, wird es wieder mehr Studenten geben", sagt Wittmann.
Zudem betont er: "Man muss wirklich mal eine Lanze für das Ministerium brechen." Denn dort seien die Anstrengungen groß, doch noch für jede Schule die nötige Zahl an Lehrkräften zu finden. "Man findet oft gemeinsam einen Weg", betont der Schulleiter.
Auch Maria Eirich, Schulleiterin des Regiomontanus-Gymnasiums in Haßfurt, äußert sich zufrieden: "Wir sind vom Kultusministerium versorgt worden", sagt sie über die Zahl an Lehrkräften an ihrer Schule. "Bei uns muss nichts ausfallen." So sei in Haßfurt auch die Arbeit mit Quereinsteigern in Lehrberufen "jetzt noch kein Thema".