Nicht nur für Kinder ist es ein Hochgenuss, wenn frische, knusprige Pommes frites auf dem Teller darauf warten, verzehrt zu werden. Aber jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Und viele Hobbyköche fragen sich spätestens, wenn die Fritten eines schönen Tages plötzlich mehr nach den Chicken Nuggets vom vergangenen Wochenende schmecken, wohin mit dem verbrauchten Frittieröl? Nehmen die heimischen Wertstoffhöfe das Altöl entgegen? Und apropos Wertstoffhöfe: Gibt es die eigentlich noch, jetzt, da seit fast zwei Monaten die Gelbe Tonne im Landkreis Haßberge eingeführt ist? Und wenn ja, wie haben sich die Besucherzahlen entwickelt?
Nicht in die Toilette schütten
Fragen über Fragen. Auf keinen Fall sollten Frittenliebhaber das alte Frittierfett oder Speiseöl aus der Friteuse in den Abfluss schütten oder die Toilette hinunterspülen. Fette und Öle sind nämlich nicht wasserlöslich und können die Abflusskanäle oder gleich die Rohrleitungen im Haus verkleben und im schlimmsten Fall sogar ins Grundwasser gelangen. Also: wohin damit? Die Redaktion besuchte zur Klärung dieser und ähnlicher Fragen den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises in Haßfurt. Christoph Schneider, Betriebsbeauftragter für Abfall und Gefahrgut, sowie Günter Heß vom Wertstoffhof Zeil und Matthias Schramm vom Wertstoffhof Hofheim standen Rede und Antwort.
Natürlich macht sich die Einführung der Gelben Tonne in den Wertstoffhöfen bemerkbar, stimmen Günter Heß und Matthias Schramm überein. "Wir haben schon gemerkt, dass es ruhiger ist", so Schramm. Vor allem der Öffnungstag in der Mitte der Woche ist schwächer besucht. Dagegen sei "am Samstag das Gleiche". Was sich nicht geändert hat: "Vor allem in der letzten Stunde kommen sie wie die Heuschrecken. Das sind aber immer dieselben", erzählt Heß. Schramm beruhigt aber die potenziellen Besucher: "Solange Andrang ist, wird auch reingelassen."
Irritationen gleich nach der Einführung der Gelben Tonne
Zu Beginn des Jahres - gleich nach Einführung der Gelben Tonne - habe es ein paar Probleme gegeben, so Christoph Schneider. In einigen Wertstoffhöfen waren Bürger mit ihren Wertstoffen weggeschickt worden, weil die Gelben Container voll waren. Zu dem Zeitpunkt hätten die Beschäftigten in den Wertstoffhöfen noch nicht verinnerlicht, dass auch die Behälter der anderen Müllfraktionen zur Verfügung stünden, wenn der Gelbe Container gefüllt ist, denn schließlich würden ja diese Fraktionen auch alle in der Gelben Tonne zusammengeworfen. "Inzwischen ist das aber geklärt", so Schneider.
Am Mittwoch besucht unser Reporter den Zeiler Wertstoffhof. Es ist außerordentlich wenig los. Vereinzelt kommen die Besucher, tröpflesweis, wie der Franke sagen würde. "Habe ich doch gesagt", so Günter Heß, "Mittwoch ist jetzt weniger los." Es könnte aber auch, so der langjährige Wertstoffhöfler, daran liegen, dass es saukalt ist und regnet, oder gar dass es sich um Aschermittwoch handelt? "Vielleicht sind viele noch nicht nüchtern", schmunzelt der Schmachtenberger und begrüßt seine wenigen Kunden diesmal noch herzlicher. "Es sind oft dieselben, die kommen. Mit der Zeit kennt man seine Pappenheimer. Da, der kommt aus Mombach", deutet Heß auf einen Besucher, der offenbar in Mainz seine Ursprünge hat und seine Raritäten mit der Schubkarre angekarrt hat.
Ein Kuriosum beim Altpapier. "Die Trümmer werden immer größer", erklärt Christoph Schneider. Bei Umverpackungen aus Pappe würden die Verbraucher lieber die großen Pappteile zum Wertstoffhof liefern, als diese mühselig mit dem Messer zerschnetzeln und in der Blauen Tonne entsorgen. Bei etlichen Besuchern sei zudem der innere Umstieg auf die Gelbe Tonne noch nicht vollzogen. "Jahrelang wurden wir erzogen, alles säuberlich zu trennen, jetzt wird alles zusammengeworfen", zitiert Matthias Schramm etliche Verbraucher.
Zeitpunkt der Einführung nicht optimal
Auch sei die Einführung des Holsystems zeitlich nicht optimal gewählt worden, so Christoph Schneier, denn obwohl die Gelbe Tonne erst ab Januar geleert wurde, seien die Behältnisse natürlich schon vorher ausgegeben worden. Über Weihnachten hätten viele Bürger dann schon fleißig die Styroporverpackungen in die Tonne geworfen, was dazu geführt habe, dass diese sehr schnell gefüllt waren. Deshalb sei so manchem Verbraucher nichts anderes übrig geblieben, als doch noch auch die Leichtverpackungen zum Wertstoffhof zu kutschieren.
Auch bei Christoph Schneider merkt man eine gewisse Unzufriedenheit mit dem neuen System. "Was wir jetzt machen, ist juristisch in Ordnung, aber im Gedanken des Umweltschutzes eine Katastrophe." In den aktuellen Sortiersystemen würden nur Folien, Getränkeverpackungen, Dosen und Aluminium erfasst, alles andere werde "einer thermischen Verwertung zugeführt". Schneider erklärt die Situation an einem Beispiel. Wenn früher zu Zeiten des Bringsystems auch die Aludeckelchen von Joghurtbechern recycelt werden konnten, so schafft laut Schneider die Sortieranlage in Rehau, wo der Großteil der Wertstoffe aus dem Landkreis Haßberge behandelt wird, nur noch großflächige Alufolien. "Die Hälfte wird verbrannt", so Schneider, "und da wir ohnehin 50 Prozent Fehlwürfe haben, bleibt nicht viel übrig." Ob die Menge der per Gelber Tonne gesammelten Leichtverpackungen (LVP) gestiegen sei, könne man nach so kurzer Zeit noch nicht beantworten, erklärt Schneider. Man rechnet aber damit, dass die Menge der LVPs steigen wird.
Löffelrein reicht aus
Beantwortet werden kann aber die Frage, was grundsätzlich in die Gelbe Tonne gehört. Verpackungen aus Kunststoff, Weißblech und Aluminium - beispielsweise Folien, Tuben, Konservendosen oder Plastiktüten - sowie die sogenannten Verbundverpackungen (etwa Getränkekartons). Leere Verpackungen müssen nicht gespült werden, löffelrein reicht aus. Zu den Verpackungen zählen auch die sogenannten Service-Verpackungen, die direkt im Handel befüllt werden. Darunter fallen Brötchentüten, Coffee-to-go-Becher, die Styroporbox für das Take-away-Essen, Folien und Einwickelpapier aus der Metzgerei oder vom Käsestand.
Produkte mit schädlichen Inhaltsstoffen dürfen nicht in die Restmülltonne geworfen werden, da sie so nicht sachgerecht entsorgt werden und die Schadstoffe in die Umwelt gelangen können. Dazu gehören etwa Renovierungsabfälle, Reinigungsmittel, volle Spraydosen, Gartenchemikalien mit Gefahrstoffsymbolen und quecksilberhaltige Thermometer. Sonderabfälle können Bürger in haushaltsüblichen Mengen im Kreisabfallzentrum in Wonfurt oder bei einer der Problemmüll-Sammlungen, die monatlich in den Wertstoffhöfen in Hofheim und Ebern durchgeführt werden, kostenlos abgeben. Weiterhin ist der Handel verpflichtet, bestimmte schadstoffhaltige Produkte (zum Beispiel alte Batterien und Akkus oder Altöl) zurückzunehmen.
Wohin nun mit dem alten Frittenöl?
Apropos Altöl - zurück zum alten Frittieröl vom Anfang dieser Geschichte. Dort haben wir bereits erläutert, wo das alte Fett bzw. Öl nicht hingeschüttet werden darf. Die Lösung der Frage liefern wir hier. Wenn es sich um Fett handelt, dass nach dem Abkühlen wieder fest wird, kann es in der Biotonne entsorgt werden. Bei Öl, das auch nach dem Frittieren in flüssigem Zustand verbleibt, empfiehlt es sich, dieses in den Kanister zurückzugießen, in dem es erworben wurde, diesen zu verschließen und so im Restmüll zu beseitigen. Ein Recyceln von altem Pflanzenöl ist im Gastronomiebereich möglich, so Christoph Schneider, das sei aber keine Lösung für die breite Masse, da hier nicht die erforderliche Qualität gewährleistet werden könne.
Am Ende des Gesprächs interessiert es den Reporter dann doch noch, ob die drei Protagonisten der Müllentsorgung, die offensichtlich noch ein bisserl der guten alten Bringzeit nachtrauern, selbst die Gelbe Tonne zu Hause haben und benutzen? "Natürlich", sagen alle drei übereinstimmend. "Wenn es sie schon gibt..."