Zum 1. Januar 2020 wird die Gelbe Tonne im Landkreis Haßberge eingeführt. Das Erfassungssystem für Verkaufsverpackungen im Landkreis Haßberge ändert sich grundlegend. Vom Bringsystem wird auf ein Holsystem umgestellt. "Wir sind sehr froh, dass es geklappt hat", sagt Holger Baunacher. Der Wonfurter Bürgermeister war einer der "Rädelsführer" der Jungen Liste, die sich die Einführung der Gelben Tonne auf die Fahnen geschrieben hatte. Die Nachwuchsliste der CSU hatte sogar ein Bürgerbegehren initiiert, das letztlich die sich bislang mehrheitlich gegen das Holsystem sträubenden Kreistagsmitglieder zwang, vor dem drohenden Bürgerentscheid dann doch für die Einführung zu stimmen. "Über ein Bürgerbegehren etwas zu erreichen, ist schon eine tolle Erfahrung", sagt Baunacher im Gespräch mit dieser Redaktion. "Aber wir sind froh, dass wir es geschafft haben. Man darf nicht nur Wahlversprechen machen und sie dann nicht halten. Wir hatten mit der Einführung der Gelben Tonne vor der letzten Wahl geworben und es war uns ein Anliegen, das durchzuziehen." Wobei Holger Baunacher auch klar ist, dass es wichtigere Themen gibt - wie zum Beispiel den Erhalt der Geburtshilfe am Haßfurter Krankenhaus -, deren Bewältigung Priorität hatten. "Deswegen hat es auch etwas länger gedauert."
30 000 Behälter im Landkreis verteilt
Pünktlich zur Einführung der Gelben Tonne sind die rund 30 000 Behälter im Landkreis Haßberge durch die Firma Eichhorn Transport und Entsorgung GmbH verteilt worden. Das Eltmanner Unternehmen wurde vom Dualen System Deutschland mit der Abholung des Verpackungsmülls beauftragt. Standardmäßig wurden die Grundstücke mit 240 Liter fassenden Tonnen ausgestattet, was der Größe der blauen Altpapiertonne entspricht. Anders als bei der bisherigen Abgabe von sortenrein getrennten Verpackungen auf den Wertstoffhöfen im Bringsystem, werden Verpackungen im Holsystem unsortiert in der Gelben Tonne gesammelt und am jeweiligen Grundstück abgeholt. Es wird somit neben der Restmüll-, Biomüll- und Altpapiertonne ein weiteres Gefäß eingeführt.
Wertstoffhöfe bleiben bestehen
Die Nutzung der Gelben Tonne zur Erfassung von Verkaufsverpackungen wird vom Landkreis empfohlen, da nach der Abfallwirtschaftssatzung des Landkreises Haßberge eine Pflicht zur Getrenntsammlung besteht. Bei geringem Aufkommen von Verpackungsabfällen ist eine gemeinschaftliche Nutzung der Gelben Tonne mit einem Nachbarn möglich. Alternativ zur Gelben Tonne besteht die Möglichkeit, Verkaufsverpackungen lose oder in transparenten Säcken an den Wertstoffhöfen unsortiert anzuliefern. Unabhängig von der Gelben Tonne wird das Wertstoffhofsystem weitergeführt; aus Kostengründen jedoch mit reduzierten Öffnungszeiten. Die Gelbe Tonne wird alle vier Wochen geleert. Die genauen Abfuhrtermine sind im kommenden Abfallkalender 2020 aufgeführt.
Dominik Eichhorn, Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmens und dort für die Gelbe Tonne zuständig, ist froh, dass das Verteilen der rund 30 000 schwarzen Behälter mit gelbem Deckel "im Großen und Ganzen sehr gut gelaufen" ist. Es gab durchaus "ein paar kleinere Problemchen", da einige wenige Bürger eine Tonne bekamen, die vorher schon ihren Verzicht erklärt hatten. "Die wurden aber innerhalb kurzer Zeit wieder eingesammelt", so Eichhorn. Immerhin habe man diese große Zahl von Tonnen innerhalb von nur rund zwei Monaten an den Mann gebracht. "Das war für uns auch Neuland", sagt Dominik Eichhorn. Die anderen Tonnen würden ja über den Landkreis betreut. "Wir haben einen Vertrag mit dem Dualen System Deutschland über drei Jahre. Solange fahren wir auch Änderungsdienst." Das heißt, wer eine Änderung seiner Situation herbeiführen möchte, sei es, weil er eine Tonne möchte oder keine mehr haben will, eine größere benötigt, weil er ein Unternehmen entsorgen möchte, oder mit dem Nachbarn zusammen eine Tonne benutzen möchte, kann sich an die Kundenhotline der Firma Eichhorn, Telefon (09522) 3010-440, wenden.
Rund drei Prozent "Verweigerer"
Von den rund 30 000 Haushalten kamen nach erster Schätzung von Dominik Eichhorn zwischen 500 und 1000 Tonnen zurück. Bei den "Verweigerern" handele es sich aber, so Eichhorn, zum Teil um Leute, die sich gegen die Gelbe Tonne ausgesprochen hätten und nun "politisch motiviert" auf die Tonne verzichteten, um ihr Gesicht nicht zu verlieren. Rund drei Prozent der Haushalte hätten folglich "verweigert", von den übrigen 97 Prozent habe er, so Eichhorn, den Eindruck gewonnen, sie freuten sich über die Einführung der Gelben Tonne.
Was darf alles in die Gelbe Tonne?
Eichhorn gesteht im Gespräch mit dieser Redaktion ein, selbst als Experte noch nicht auswendig genau Bescheid zu wissen, was alles in die Gelbe Tonne geworfen werden darf und was auf keinen Fall. Das liegt daran, so Eichhorn, dass oftmals der Sinn hinter der Regelung nicht gleich zu verstehen sei. Wenn zum Beispiel eine Umverpackung einer Ware in die Gelbe Tonne geworfen darf, die Ware aus dem gleichen Material jedoch nicht, da es sich hier eben nicht um eine Verpackung handelt. Deshalb hat die Firma Eichhorn dafür auch einen eigenen Flyer erstellen lassen. Zudem informiert das Unternehmen auch auf seiner Webseite ausführlich über die Gelbe Tonne (https://eichhorn-recycling.de)
"Wir arbeiten mit Subunternehmen. Das heißt, die Tonnen werden in den jeweiligen Kommunen von den gleichen Unternehmen abgefahren, die bisher schon die übrigen Mülltonnen leeren." Eine Ausnahme bildet die Stadt Zeil, die wird künftig von der Firma Eichhorn angefahren. In Sachen Recycling stellt Dominik Eichhorn klar, dass sein Unternehmen "nur bereitstellt". Ab Lkw sind die Sortierpartner zuständig". Das seien derzeit die Unternehmen Böhme in Rehau, dort werden die meisten Anteile sortiert, und Alba in Waldürrn. In diesen Unternehmen würde der Verpackungsmüll mit modernen Sortieranlagen zum Recycling weiterverarbeitet.
Keine neuen Arbeitsplätze
Dominik Eichhorn widerspricht Annahmen, die Einführung der Gelben Tonne werde neue Arbeitsplätze schaffen. Durch den Einsatz von Subunternehmen würden die Ressourcen bei Eichhorn und den Subunternehmen besser ausgelastet, so Dominik Eichhorn. Ohne diese Optimierung hätte man zur Bewältigung der Gelben Tonne zwei neue Fahrzeuge kaufen und neue Leute einstellen müssen. Die Gelben Tonnen sind auch mit einem Identsystem ausgestattet. "Das hat aber nichts mit dem Identsystem der anderen Tonnen zu tun", so Eichhorn. Das diene lediglich dazu, nachzuvollziehen, wo sich seine Tonnen – die Gelben Tonnen sind im Gegensatz zu den landkreiseigenen Behältnissen Eigentum der Firma Eichhorn – gerade befinden.
Verpackungen aus:
Aluminium
Aluverbund
Getränkekartons
Getränkedosen
Kunststoff-/PET-Flaschen
Mischkunststoffe
Styroporformteile und Styroporchips
Kunststofffolie
Schraubdeckel
Weißblechdosen
Anmerkung: Zukünftig wird es keine Weißblechbehälter mehr an den Wertstoffinseln geben!
Restmüll
Biomüll
Papier/Pappe/Kartonagen
Büroartikel
Pfannen
Plastikspielzeug
Glas
Behälterglas
Batterien
Haushaltskunststoffe (z. B. Schüsseln, Wannen, Körbe)
Elektroaltgeräte
Altholz
Altmetall
Teppichreste
Videokassetten
Windeln
Quelle: Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Haßberge