Was hinter der alten Stadtmauer in Königsberg alsbald Wirklichkeit werden wird, das sollte doch auf dem Marswaldspielplatz bei Oberschleichach auch möglich sein: Königsberg hat diese Woche den Zuschlag für das Naturparkzentrum Haßberge bekommen. Und auf der südlichen Mainseite wollen nun die 5-Sterne-Gemeinden nicht hinten anstehen. Sie haben ebenfalls eine Standortbewerbung abgegeben, für das Naturparkzentrum Steigerwald. Voraussichtlich nächste Woche schon fällt die Entscheidung, ob dem Haßbergkreis doppelter Erfolg beschieden sein wird.
Die Haßberge sind nicht der Steigerwald
Wobei Stefan Paulus (SPD/CWG), Bürgermeister der federführenden Gemeinde Knetzgau, der Meinung ist, dass das eine mit dem anderen wenig zu tun hat, folglich die Chancen der 5-Sterne nicht von vornherein aus Gründen irgend eines "Regionalproporzes " gemindert sein dürften. "Die Haßberge sind die Haßberge und der Steigerwald ist der Steigerwald", zog Paulus im Gespräch mit der Redaktion am Donnerstag eine klare Grenzlinie so klar, wie sie in der Natur der Main bildet. Die "5 Sternen" bilden neben Knetzgau die Stadt Eltmann und die Gemeinden Oberaurach, Rauhenebrach und Sand.
Marswaldspielplatz hat drei Konkurrenten
Im April sind in Bayern neue Richtlinien für die Förderung von Naturparks in Kraft getreten, die die Errichtung von Zentren wie in Königsberg und möglicherweise bei Oberschleichach mit bis zu zwei Millionen Euro fördern. Das Geld kommt vom bayerischen Umweltministerium, das auch von den laufenden Kosten bis zu 200 000 Euro im Jahr übernimmt. Angesichts dieser Förderkulisse will der Naturpark Steigerwald e.V. die Gelegenheit beim Schopf packen und sich mit einem Naturpark-Zentrum schmücken. Die 5-Sterne-Kommunen sind aber nicht die einzigen, die ihre Visitenkarte abgegeben haben: Gerolzhofen-Oberschwarzach sind mit der Gerolzhofener Stadthalle im Rennen, Schwanberg-Iphofen mit einem ehemaligen Gutshof und Scheinfeld schließlich bietet sein altes Amtsgericht an.
5-Sterne müssten neubauen
Wer sich den Marswaldspielplatz ansieht, erkennt sofort den Unterschied der "5-Sterne" zur Konkurrenz: Hier am Marswald an der Staatsstraße 2278 steht weit und breit kein Gebäude. Nur Spielgeräte, wie sie zu einem Wald- und Abenteuerspielplatz gehören. Während die Mitbewerber sanieren und umbauen müssten, würde auf der Grenze von Knetzgauer und Oberauracher Gemarkung neu gebaut.
Stefan Paulus sieht auch darin keinen Nachteil: "Wir haben die Chance zu zeigen, was moderne Architektur kann, vor allem mit Blick auf Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit." Vor allem aber glauben die 5-Sterne-Gemeinden, mehr als nur ein Ass im Ärmel zu haben: "Bei uns gehst Du aus dem Zentrum raus und bist wirklich mitten im Steigerwald", spielte Paulus am Donnerstag die erste Trumpfkarte aus. Davon sind Gerolzhofen oder Iphofen buchstäblich Kilometer entfernt.
Schönste Wälder rundherum
Punkten wollen die Bewerber aus dem Haßbergkreis aber vor allem mit einem Schwerpunkt ihres Konzeptes darauf, was den Steigerwald tatsächlich ausmacht. Große Buchenmischwälder in nächster Nähe wie der 850 Hektar große Naturwald Knetzberge-Böhlgrund. Was diese Wälder für Mensch und Natur bedeuten und welche Veränderungen ihnen durch den Klimawandel bevorsteht, das möchte ein Zentrum auf dem Marswaldspielplatz herausstellen. Nach dem Anforderungskatalog der Staatsregierung haben Naturparkzentren die Aufgabe, Wissen zu vermitteln, die Begeisterung für Natur und Region zu wecken, sie sollen Treffpunkte für Vereine und Fachpublikum sein und Umweltbildung leisten. Ein jedes Konzept darf eigene Schwerpunkte setzen, auch mit Blick auf bereits vorhandene oder noch fehlende Einrichtungen. Ein Naturparkzentrum im Haßbergkreis bräuchte also dem Umweltbildungszentrum gleich um die Ecke (in Oberschleichach) nicht das Programm wegnehmen.
Bauliche Spielregeln gibt es auch: Auf einer Gesamtfläche von mindestens 400 Quadratmeter sind Räume für Dauer- und Wechselausstellungen ebenso wie Foyer mit Informationstheke, Toiletten, Garderobe, Büroräume für Personal und Lagerräume Pflicht. Zur Soll-Ausstattung zählen Gastronomie und Verkaufsbereich. Im Zentrum arbeiten mindestens drei Vollzeitkräfte, besser wäre es, wenn noch Ranger hinzukommen.
Laut Stefan Paulus kommen am Dienstag alle Landräte zusammen, in deren Landkreise der Steigerwald liegt. Als da wären: Haßberge, Bamberg, Erlangen-Höchstadt, Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, Kitzingen und Schweinfurt. Sie karten dann aus, wo das Naturparkzentrum Steigerwald hinkommen wird. Noch am gleichen Tag, hoffen die 5-Sterne-Gemeinden, wissen sie, ob ihre Trümpfe tatsächlich gestochen haben.