Nach dem Baumwipfelpfad in Ebrach und dem Steigerwaldzentrum in Handthal bekommt nun auch der Naturpark Haßberge sein eigenes Zentrum. Es wird in Königsberg hinter der alten Stadtmauer in Zentrumsnähe gebaut. Dies beschloss die Mitgliederversammlung des Naturparks Haßberge mit sieben zu drei Stimmen bei ihrer Mitgliederversammlung am Montag im Schloss Craheim.
Die Stadt Ebern hatte sich ebenfalls beworben. Doch eine wissenschaftliche Studie hatte der Stadt Königsberg 246 Bewertungspunkte zugesprochen, während Ebern nur 198 Punkte erreichte. Die Mehrheit der Versammlungsmitglieder folgte der Empfehlung der Studie. Bereits im letzten Jahr hatte das Gremium beschlossen, das Naturparkzentrum im Landkreis Haßberge zu errichten, da der Landkreis mit einem Gebietsanteil von 65 Prozent den größten Flächenanteil am Naturpark Haßberge hat.
Ein Zentrum pro Naturpark
Pro Naturpark ist die Förderung von maximal einem Naturparkzentrum möglich. Die seit April dieses Jahres geltenden Förderrichtlinien sehen eine Zuweisung von 50 000 Euro für die Entwicklung und Konzeption vor, mit einem Fördersatz von 50 Prozent. Ein einmaliger Betrag von bis zu zwei Millionen Euro kann für den Bau des Zentrums beantragt werden. Der Betrieb des Zentrums kann mit bis zu 200 000 Euro jährlich bezuschusst werden. Laut Förderrichtlinien muss das Zentrum eine Fläche von mindestens 400 Quadratmetern haben, von denen 200 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind.
Kernthema des Naturparkzentrums soll die Kleinteiligkeit der Haßberge sein, welche durch Frankens besondere Real-Erbteilung entstand und die Grundlage für den Artenreichtum und die Vielfältigkeit des Naturparks bildet. Für Königsberg sprachen vor allem die zentrale Lage im Stadtkern und die direkt angrenzenden Naturräume. Königsbergs Bürgermeister Claus Bittenbrünn betonte in seinem Bewerbungsvortrag außerdem die Rolle der Stadt als Schmelztiegel von Weinbau und Braukunst und als Ausgangspunkt vieler Wanderwege. Eberns Bürgermeister Jürgen Hennmann konnte bereits vorhandene Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne vorweisen, wo auch Gaststätten, Künstler und Natur eine perfekte Infrastruktur für das Zentrum hätten bieten können.
Mehr als 1200 Kilometer Wanderwege
Die Studie geht von jährlich 20 000 Besuchern aus. Der Landkreis Haßberge trägt die Finanzierung des Eigenanteils und die Mehrkosten, die die Förderhöchstgrenze übersteigen, für die Erstellung der Gesamtkonzeption und die Errichtung des Naturparkzentrums. Die jährliche Betriebsförderung von 200 000 Euro verknüpft das Ministerium mit Forderungen, wie eine personelle Besetzung mit drei Vollzeitstellen. Der Landkreis Haßberge trägt 50 Prozent der Betriebskosten, die über die jährliche Förderung von 200 000 Euro hinausgehen. Die weiteren 50 Prozent werden durch die Landkreise Rhön-Grabfeld, Bamberg und Schweinfurt getragen. In einer Hauptstudie werden die genauen Zielvorstellungen und das Konzept des Zentrums erarbeitet. Die Baukosten werden geplant und die Erfüllung aller Kriterien sichergestellt.
Landrat Wilhelm Schneider, gleichzeitig Vorsitzender des Naturparks Haßberge, blickte in seinem Vortrag auf abgeschlossene Projekte zurück. So wurden in Krum (Stadt Zeil) und im Stadtwald von Hofheim bei Ostheim zwei Feuchtbiotope errichtet. Weitere Feuchtbiotope sind im Sambachswald der Stadt Bad Königshofen und in Herbstadt geplant. Am "Natour"-Erlebnispfad in Königsberg wurde eine alte Streuobstwiese freigestellt. Alte Birnbäume konnten wieder sichtbar gemacht werden. Junge Bäume wurden nachgepflanzt.
Kinder der Grundschule Aidhausen pflanzten zusammen mit Revierförster Bernhard Streck Obstbäume auf einer Streuobstwiese bei Rottenstein, die dadurch erhalten wurde. Mit dem Erhalt der über 1200 Kilometer Wanderwege, Rastplätze und der Unterhaltung der Freizeitanlage Weißfichtensee hat der Naturpark alle Hände voll zu tun.
Digitale Schnitzeljagd per Handy
Pflegemaßnahmen an Streuobstbeständen werden nun zu 90 Prozent gefördert, weshalb der Kostenanteil hierfür auf 10 000 Euro erhöht wurde. Auch weitere Bäume sollen zusammen mit Schulklassen gepflanzt werden. Das Gremium beschloss, Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen in Höhe von 25 000 Euro durchzuführen. Neue Panoramatafeln und Wegweiser für 5000 Euro sollen angeschafft werden, die vom Freistaat mit 50 Prozent gefördert werden.
Ein Erlebnispfad "Natur und Kultur" soll in der Gemeinde Untermerzbach entstehen. Die bestehende Erlebnistour soll durch eine digitale Schnitzeljagd per Handy aufgewertet werden. Weitere Erlebnistouren sind zwischen Schweinshaupten und Serrfeld und bei Burgpreppach geplant. Auch diese Projekte sollen mit 50 Prozent gefördert werden.
Der Verwaltungshaushalt 2020 des Naturparks schließt mit einer Gesamtsumme von 231 000 Euro. Die Verwaltungsumlage der vier Mitgliedslandkreise beträgt 98 000 Euro. Der Vermögenshaushalt schließt mit einem Ansatz von 85 100 Euro. Er beinhaltet die vom Naturpark vorgesehenen Maßnahmen sowie die vom Freistaat Bayern gewährten Zuschüsse.