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Ebern
Kommentar: Wer mit Rechtsradikalen auf die Straße geht, muss Kritik ertragen
Ebern wehrt sich gegen Demos, die von Rechten unterwandert sind. Demonstranten, die nicht zum rechten Lager gehören, fühlen sich diffamiert - zu Unrecht, findet unser Autor.
Mit braunen Tonnen protestierten Bürgerinnen und Bürger von Ebern gegen rechtes Gedankengut auf Demos gegen Corona-Maßnahmen. Einige Demonstranten fühlen sich davon in die rechte Ecke gestellt.
Foto: Lukas Reinhardt | Mit braunen Tonnen protestierten Bürgerinnen und Bürger von Ebern gegen rechtes Gedankengut auf Demos gegen Corona-Maßnahmen. Einige Demonstranten fühlen sich davon in die rechte Ecke gestellt.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:04 Uhr

Am Mittwoch überreichten Aktivistinnen und Aktivisten auf dem Eberner Marktplatz ein "Kunstwerk" an Bürgermeister Jürgen Hennemann. Dieses hatten sie aus Schubladen zusammengezimmert, denn sie fühlen sich von Bürgermeister und Stadtrat in "Schubladen" gesteckt. Dagegen wollen sie protestieren.

Die Vorgeschichte: Da Ebern derzeit zum landkreisweiten Zentrum der illegalen Protestzüge gegen Corona-Maßnahmen geworden ist, kam aus dem Rathaus ein Aufruf zum Gegenprotest. Denn eine Stadt kann unangemeldete Versammlungen nicht tolerieren. Wir leben – zum Glück – in einem Land, das uns Demonstrationsfreiheit gewährt, aber dafür gelten Regeln. Eine davon ist, dass Demos angemeldet werden müssen. Es braucht eine Person, die die Verantwortung übernimmt, als Ansprechpartner für die Behörden. Das ist keine Schikane und keine Einschränkung demokratischer Freiheiten. Angemeldete Demos gehören in einer starken Demokratie dazu, unangemeldete Protestzüge aber nicht.

Braune Ideologie in die braune Tonne

Zum anderen waren Hennemann und sein Stadtrat besorgt über die Zahl an Demo-Teilnehmern, die sich eindeutig der rechtsradikalen Szene zuordnen lassen – zumal es deutliche Anzeichen dafür gibt, dass diese nicht nur mitgelaufen sind, sondern bei der Veranstaltung eine Führungsrolle hatten. Deshalb kam aus dem Rathaus der Aufruf an die Bevölkerung: Wer gegen die braune Ideologie protestieren will, solle die braune Biomüll-Tonne vor die Tür stellen, während der Protestzug in den Straßen unterwegs ist.

Diese Idee aus dem Eberner Rathaus war genial, auch wenn die Aktivistinnen und Aktivisten, die Hennemann nun das "Schubladen-Kunstwerk" überreicht haben, das anders sehen. Sie werfen der Stadt "Schubladendenken" vor und fühlen sich in die "rechte Ecke" gestellt. Doch das ist vollkommen unbegründet.

Das Gegenteil von Schubladendenken

Denn der Vorwurf an die Demonstranten lautete nie, dass alle Demo-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer Nazis seien. Die Stadt Ebern hatte lediglich darauf hingewiesen, dass viele Rechtsradikale die Demos für ihre Zwecke missbrauchen. Daraus folgt der berechtigte Vorwurf an alle, die zwar selbst keine rechte Ideologie vertreten, aber gemeinsam mit den Rechten gegen Corona-Maßnahmen demonstrieren: Wer gemeinsam mit Neonazis auf die Straße geht, unterstützt – wenn auch unabsichtlich – deren Ziele.

Journalistinnen und Journalisten, Politikerinnen und Politiker und viele andere, die in den letzten Wochen und Monaten einen kritischen Blick auf diese Demos geworfen haben, haben das auch immer wieder so differenziert herausgestellt. Immer wieder war zu lesen, dass nicht nur Rechte, sondern auch viele Familien "aus der Mitte der Gesellschaft" bei den Versammlungen zu sehen waren. Das ist kein Schubladendenken. Es ist sogar das genaue Gegenteil davon.

Für sich selbst die richtigen Konsequenzen ziehen

Eines kann man den Schöpfern des "Schubladen-Kunstwerks" allerdings positiv anrechnen: Es ist gut, dass sich wenigstens ein Teil der Demonstranten deutlich von Rechtsradikalismus distanziert und für friedliche Demos ausspricht. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Menschen auch für sich selbst die nötigen Konsequenzen ziehen. Sprich: Dass sie ihre Demos künftig anmelden und dass sie es nicht mehr zulassen, dass Rechtsradikale vornewegmarschieren.

 
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  • king_pansen
    Vor ca. nem Monat habe ich eben jenes in einem Kommentar ausgedrückt. Der wurde jedoch leider von der Redaktion gelöscht.
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  • pschmieder
    Lieber "king_pansen",

    da ich Ihren Kommentar nicht gelesen habe, kann ich nicht beurteilen, warum er gelöscht bzw. gar nicht erst freigeschaltet wurde. Wie Sie aber an der Kommentarspalte unter diesem Artikel hier sehen können, ist es ja durchaus möglich, hier offen zu diskutieren. Sie finden hier Kommentare, die zustimmen, aber auch Kommentare, die widersprechen. Also warum hätten wir Ihren Kommentar löschen sollen?
    Kann es sein, dass Sie gegen eine der Kommentarregeln verstoßen haben? Diese können Sie unten nachlesen. Im vorliegenden Fall könnte ich mir beispielsweise vorstellen, dass es an der Wortwahl gelegen hat. Sie haben durchaus das Recht, eine bestimmte Personengruppe zu kritisieren, Sie dürfen diese dabei aber nicht mit irgendwelchen Schimpfworten betiteln.

    Mit freundlichen Grüßen
    Peter Schmieder, Redakteur
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  • martinsage
    Hallo "hentinger",
    es ist schlicht und einfach falsch zu behaupten, dass die Main-Post Kommentare löscht, weil sie ihr nicht passen. Dafür gibt es keinen Grund, im Gegenteil, gerade die Diskussion hier im Internet lebt von der Meinungsvielfalt. Aber jeder, der sich zu Wort melden will, muss sich an ein paar Spielregeln halten, deren Beachtung für zivilisierte Menschen kein Problem, sondern Selbstverständlichkeit sein sollte.
    Mit freundlichen Grüßen aus der Haßberge-Redaktion,
    Martin Sage
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  • pbronco@web.de
    ich würde mir schon überlegen, mit wem ich demonstriere, wer sie organisiert hat (z.B. über Telegram) und wer sie leitet (wenn auch nicht offensichtlich)
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  • kh070656
    Zitat von Johann Wolfgang von Goethe:
    "Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir wer du bist! Weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann."
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  • FischersFritz
    Sehr guter Kommentar!

    Was mich ernsthaft interessieren würde - WOFÜR gehen diese Menschen eigentlich auf die Straße?

    WOGEGEN sie demonstrieren ist mir ja klar. Aber was ist aus ihrer Sicht denn die Alternative? Einfach nichts mehr gegen die Ausbreitung von Corona unternehmen?

    Protest auszudrücken ist insbesondere dann leicht, wenn man die Verantwortung für die Folgen der eigenen Position nicht übernehmen muss.

    Ich bin mir immer noch sicher: Falls jemand dieser Personen oder ein Angehöriger schwer erkrankt oder verunfallt und sie bekämen aufgrund der Pandemiesituation keine zeit- und ortsnahe Maximalversorgung - sie würden auch dagegen wieder protestieren ...
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  • Lebenhan1965
    @ FischersFritz

    Die Abwärts für Deutschland will dass es abwärts in Deutschland geht.

    Denn nur in einer Verelendung der Bevölkerung sieht diese Partei und das andere rechte Umfeld eine Chance an die Macht zu kommen.

    Das glauben sie aus der Geschichte gelernt zu haben.

    In einer größeren Ausbreitung der Pandemie sehen sie einen richtigen Schritt in diese Verelendung.

    Deswegen nehmen diese Verblendeten auch in Kauf dass es Tode auf Grund der Pandemie in den eigenen Reihen gibt. Doof für Weidel und Co sind nur die Umfaller in der eigenen Partei wie Gauland und so, die sich dann doch impfen ließen.
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  • Lebenhan1965
    @ meefisch

    Warum nicht die Veranstaltung verlassen, wenn erkennbar rechte Organisationen die Fäden ziehen?
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
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  • FN20
    Sehr guter Kommentar. Vielen Dank, Herr Schmieder, für diese sachliche Differenzierung und für den kritischen Blick von Ihnen und Ihren Kolleg*innen auf diese Szene!
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  • traumfrau
    Die bayerischen Politiker werden (entgegen der Darstellung im Artikel) nicht müde in Bezug auf die Demo- Teilnehmer von "Rechten", "Reichsbürgern", "Neo- Nazis" und sogar "Esoterikern" zu sprechen. Insofern werden hier schon "Schubladen" verwendet.

    Ich war zwar nie bei einer solchen Demo, wenn ich mir allerdings div. Videoaufnahmen anschaue, habe ich eher das Gefühl, dass die o. gen. in einer vernachlässigbaren Minderheit sind und inzwischen die "Mitte der Gesellschaft" auf die Strasse geht! - Auch und vor allem deshalb, weil beinahe täglich neue Corona- Regeln angesagt werden bzw. kaum noch jemand durchblickt, was aktuell gerade gilt!
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Corona-Regeln für Demonstrationen sind seit Monaten gleich in Bayern:
    - Veranstalter meldet Demo an
    - Abstand halten und Maske tragen
    - Friedlich ohne Gewalt
    So schwer ist das nicht

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/der-iii-weg-neonazis-mobilisieren-in-der-region-wuerzburg-zu-corona-protesten-art-10706422
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  • familieschneiderrimpar@web.de
    Ich muss dem Autor recht geben.
    Wenn ich demonstrieren will, und mich von diesem braunen Mob abheben möchte, melde ich eine Demonstration ordentlich an, habe den A... in der Hose einen Verantwortlichen zu benennen, und gebe dieser Veranstaltung dann auch eine andere Wertung.
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  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Wenn man die Augen aufmacht, sieht man das braune Pack

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/der-iii-weg-neonazis-mobilisieren-in-der-region-wuerzburg-zu-corona-protesten-art-10706422
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