Wie lebt es sich im Landkreis Haßberge? Insgesamt gesehen relativ gut, wenn man sich das Ergebnis des Haßberge-Checks ansieht. Bei der großen Online-Umfrage der Redaktion fällt der Kreis, die 26 Städte und Gemeinden zusammengenommen, aber in einem Themenfeld durch: Dem öffentlichen Personennahverkehr, dessen Abkürzung angesichts seiner Bedeutung jeder kennt: ÖPNV.
Während auf einer Skala von 0 (negativster Wert) bis 10 (positivster Wert) die Haßbergler ihre Lebensqualität mit 6,7 bewerten und der Landkreis im Durchschnitt aller Kategorien 5,7 Punkte erhält, bildet der Nahverkehr mit 3,9 das absolute Schlusslicht.
Der alte Teufelskreislauf mit dem Bus, den niemand will und der deshalb nicht fährt
Es ist unübersehbar: Hier herrscht Handlungsbedarf! Insbesondere die Menschen im Steigerwald, im Umland von Hofheim und Ebern und im nördlichen Landkreis fühlen sich verkehrstechnisch abgehängt und benachteiligt. Da ist es an der Zeit, den ewigen Argumentationskreislauf "Es fährt kein Bus, weil die Nachfrage nicht da ist - und die Nachfrage ist nicht da, weil sowieso kein Bus fährt", zu durchbrechen.
Neue Chance, neues Glück: Das Mobilitätssymposium in Ebern an diesem Samstag
Der Landkreis braucht neue Konzepte für seinen Nahverkehr. Und vielleicht bietet die Mobilitätswoche in Ebern mit ihrem hochkarätig besetzten Symposium an diesem Samstag dafür gute Ansätze. Die Resonanz des Symposiums vor einem Jahr war eher bescheiden. Obwohl die Referenten hier bereits funktionierende Beispiele aus der Praxis vorgestellten, fielen die Ideen im Haßbergkreis nicht erkennbar auf fruchtbaren Boden. Es ist allerdings gut möglich, dass das Interesse an alternativer Mobilität in den letzten Monaten gewachsen ist - allein deswegen, weil die negativen Folgen des Klimawandels, an dem der Kraftfahrzeugverkehr hohen Anteil hat, immer deutlich werden.
Viele Zeitgenossen fühlen sich bei der Forderung nach einer Verkehrswende allzu schnell auf den Schlips getreten. Niemand soll ihnen ihr Auto und die damit verbundene Freiheit nehmen. Wehe, wenn das jemand auch nur anspricht. Aber darum geht es gar nicht. Ohne Zweifel, viele Menschen im Haßbergkreis werden auch in Zukunft auf ihr eigenes Auto nicht verzichten können, selbst wenn sie unbedingt wollten.
Schlechte Noten deshalb, weil die Menschen wirklich etwas Besseres wollen
Es geht vielmehr um all jene, die noch keinen Führerschein oder Pkw haben oder nicht mehr haben, um Jugendliche zum Beispiel oder die zunehmende Zahl an Seniorinnen und Senioren. Auch diese Menschen wollen heute und morgen zuverlässig und bequem von A nach B kommen. Aber sie stoßen auf Probleme, die auch nichts mit Umweltschutz und Klimawandel zu tun haben. Sondern schlicht und einfach mit "keine Verbindung". Wer so tickt, dass für ihn sowieso nichts anderes in Frage kommt als das eigene Auto, macht sich um den Nahverkehr keine großen Gedanken.
Der Haßberge-Check lässt sich aber mit Blick auf den Nahverkehr so interpretieren: Die Masse derer, die dem ÖPNV so schlechte Noten ausgestellt haben, wünschten sich oder bräuchten hier dringend Verbesserungen.