Die Lauter leidet. Das lässt sich zumindest vermuten. Schätzungsweise 300 Liter Diesel sind Anfang August auf Höhe Rudendorf in den kleinen Bach gelaufen, der im Haßbergkreis seinen Ursprung hat. Im Laufe der Nacht sickerte das Öl-Gemisch durch einen offenbar nicht ordentlich befestigten Schlauch in den Boden und schließlich in das Gewässer, offenbar unbeabsichtigt, so beschreibt es die Polizei. Die Ermittlungen laufen noch.
Wie viel es am Ende genau war, wissen auch die Behörden nicht. Klar aber scheint, dass es sich um einen Tank gehandelt haben soll, der bis zu 1000 Liter fasste. Klar ist auch – und an dieser Stelle kann der Konjunktiv getrost gestrichen werden–, für das Ökosystem in und an der Lauter ist der Kraftstoff pures Gift. Anders als das Strafrecht unterscheidet die Natur dabei nicht zwischen Vorsatz oder Fahrlässigkeit. So oder so bleibt der Vorfall aus Sicht des Umweltschutzes ein Akt der Rücksichtslosigkeit. Und die scheint immer weiter um sich zu greifen.
Rodach nach Umweltkatastrophe saniert
Im November 2022 etwa laden Unbekannte einen großen Haufen Bauschutt direkt im Nassacher Naturpark ab; im April 2023 kippen Personen bei Theres weiße Farbe in einen Mainzufluss; und über einen nicht bekannten Zeitraum hinweg entsorgen Umweltverschmutzer im Eltmanner Stadtwald rund 250 Kubikmeter Erde und Schutt.
Das alles, so viel ist sicher, ist nur die Spitze des Eisbergs. Vieles, was sich in Wäldern, an Gewässern oder sonst wo abspielt, bleibt im Verborgenen. Genauso wie das, was unbeabsichtigt und damit ohne Vorsatz passiert. Leichtsinn oder Gleichgültigkeit im Umgang mit gefährlichen Stoffen und Substanzen stellt für die Umwelt aber ein genauso großes Problem dar. Das zeigt der Fall von Erlabrück im Landkreis Kronach, Oberfranken. Dort mussten Teile der Rodach, ein Nebenfluss des Mains, saniert werden, weil bei einem Sägewerk ein Tank mit Teeröl ins Gewässer gelangt war. Auch Sperren konnten die Verbreitung des hochgiftigen Gemischs nicht aufhalten. Was blieb war eine Umweltkatastrophe.
Am Ende trifft es immer auch den Menschen
Mit diesen Folgen sind die Auswirkungen des Diesel-Unglücks in der Lauter freilich nicht zu vergleichen. Zumindest geht das zuständige Wasserwirtschaftsamt davon aus, dass der Großteil des an der Oberfläche treibenden Kraftstoffs mit den Ölsperren abgefangen werden konnte. Das bleibt zu hoffen. Denn welch katastrophales Potential die Einleitung hatte, zeigte sich etwa dreieinhalb Kilometer bachabwärts in Deusdorf, wo in einer Fischzucht rund 800 Forellen verendeten. Vor allem dem schnellen Handeln der Einsatzkräfte ist wohl zu verdanken, dass sich das Ausmaß der Umweltverschmutzung weitgehend in Grenzen hielt.
Es gilt, die Gesellschaft noch stärker dafür zu sensibilisieren, dass die Folgen am Ende immer auch den Menschen treffen – egal ob nun Leichtsinn im Spiel war, Gleichgültigkeit oder doch Absicht.